Im vergangenen Jahr hat es mit 27 Personen deutlich weniger Verkehrstote in München gegeben als in den Jahren zuvor. Polizeidirektor Johann Gschoßmann, Leiter der Verkehrsabteilung, der in der vergangenen Woche den aktuellen Verkehrsbericht für 2008 vorstellte, nannte dies den „zweitbesten Wert” im Zehnjahresvergleich. Lediglich im Jahr 2005 gab es weniger Opfer. Besonders auffällig ist, dass sich die Zahl der getöteten Fußgänger von 16 auf 8 halbiert hat. Hauptsächlich betroffen sind davon Senioren über 65 Jahren. Sie machen mit fünf getöteten Fußgängern 62,5 Prozent der Gesamtanzahl aus. In der Altersgruppe von 35 bis 44 Jahren sterben die Personen hauptsächlich durch PKW-Unfälle.
Insgesamt sind mit 58 Prozent die schwachen Unfallteilnehmer — also Fußgänger, Fahrrad- und Kraftradfahrer — besonders stark vertreten. Die meisten Unfälle mit Personenschaden entstehen beim Abbiegen, Wenden, Anfahren und Missachten der Vorfahrt, sowie durch falsches Fußgängerverhalten. 18 der getöteten Personen starben entweder durch überhöhte Geschwindigkeit oder durch falsches Verhalten als Fußgänger.
Bei Unfällen, die von jungen Erwachsenen (vom 18. bis einschließlich 24. Lebensjahr) verschuldet werden, ist erfreulicherweise ein Rückgang zu verzeichnen. Diese Personengruppe gilt auf Grund ihrer noch geringen Fahrpraxis und der erhöhten Risikobereitschaft als besonders gefährdet. Hier habe auch die Präventionsarbeit der Münchner Polizei sehr gut gewirkt, so Polizeidirektor Johann Gschoßmann. So gab es 2008 weniger Tote durch das Missachten der Gurtpflicht (nur ein Toter statt vier).
Bei den Unfällen, die durch Alkohol verursacht wurden, ist ebenfalls ein Rückgang zu beobachten. So starb 2008 nur ein Unfallbeteiligter durch Alkohol am Steuer. Hauptschwerpunkt der Unfälle unter Alkoholeinfluss sind am Wochenende zwischen 17 und 7 Uhr. Freitag bis Sonntag ereignen sich 55,28 Prozent der Unfälle. Dies entspricht 351 Unfällen. Auch die Zahl der Verkehrsunfälle unter Drogen ist zurückgegangen. Leider wurden dabei mit 31 Personen vier mehr verletzt als noch 2007. Besonders donnerstags und sonntags ereignen sich mit knapp über 40 Prozent die meisten Drogenunfälle. Allerdings gibt es sowohl bei Alkohol- und Drogendelikten eine hohe Dunkelziffer von Fällen, die nicht entdeckt werden. So kann ein Fahrer, der eventuell unter Drogen stand nach seiner Behandlung im Krankenhaus, wo er Infusionen bekommen hat, nicht mehr auf Betäubungsmittel getestet werden.
Als weiterhin beunruhigend bezeichnete Gschoßmann die hohe Anzahl von Unfällen mit Fahrerflucht. Über 26 Prozent fliehen nach einem Unfall von der Unfallstelle. Dabei handelt es sich nicht nur um kleine Schäden z.B. durch Türschlag, sondern auch um schwerwiegende Unfälle mit hohem Sach- oder gar Personenschaden. Ein Grund dafür sind laut dem Polizeidirektor unter anderem die Furcht vor den entstehenden Kosten bzw. die Hochstufung durch die Versicherung, aber auch das Denken, dass es bei kleineren Schäden wie einem Kratzer nicht nötig sei auf den Unfallgegner zu warten oder die Polizei zu rufen.
Positiv ist die gesunkene Zahl von Unfällen auf Schulwegen, die von 126 auf 94 fiel. In rund 42 Prozent der Fälle waren Kinder die alleinigen Verursacher der Unfälle. Bei Schülern auf dem Fahrrad hat sich das Tragen eines Helmes als wichtiges und effektives Mittel gegen schwere Verletzungen erwiesen.
Erschreckend ist die steigende Zahl von Aggressionsdelikten im Straßenverkehr. Vor allem durch Bedrohung und Nötigung, sowie Körperverletzung wurde diese Zahl nach oben getrieben. Der gesamte Verkehrsbericht ist einsehbar unter www.polizei.bayern.de/muenchen/verkehr/ .