Seit rund zwei Jahren steht fest, dass am Salzenderweg das neue Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium gebaut werden soll. Vergangenen Freitag informierte das Baureferat die Bevölkerung über den Stand der Planungen, stellte die Klima-, Verkehrs- und Schallgutachten vor und präsentierte drei Varianten des neuen Lernhauscampus mit Sportstätten.
Bogenhausen · Neues Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium am Klimapark bis 2023 Themenseite: Der Neubau des staatlichen Wilhelm-Hausenstein-Gymnasiums (WHG) entsteht am Klimapark am Salzsenderweg
Besondere Sorge machte den Anwohnern die Verschlechterung des Klimas durch den Bau des Gymnasiums, der rund 20.000 Quadratmeter des insgesamt 120.000 Quadratmeter großen Klimaparks einnimmt. Fungiert der Klimapark doch nicht nur für die angrenzende Bebauung als kühlendes Element, sondern liefert auch kühlere Luft bis in die Innenstadt.
Doch die Experten geben Entwarnung: Alle drei Varianten haben laut Dipl. Geogr. Peter Trute, dessen Büro Geo-Net Umweltconsulting umfangreiche Simulationen durchgeführt hat, nur einen sehr schwachen Einfluss auf die umliegende Bebauung sowie den Kaltluftstrom.
Sein Fazit: »Die Bebauung ist an dieser Stelle verträglich.« Ein Ergebnis, was die Anwohner eigentlich erst einmal aufatmen lassen sollte. Dennoch ist die Skepsis an diesem Abend groß. Vor allem die Tatsache, dass in die Simulationen die geplante SEM Nordosterweiterung nicht mit eingeflossen ist, ärgerte die Anwohner. Das Baureferat gibt hier zu bedenken, dass bei der Konzeption der Nordosterweiterung dann das Gymnasium in Simulationen mit aufgenommen werden muss und die Planer dann vor der Herausforderung stehen, den Kaltluftstrom aufrecht zu erhalten.
Die Planungsvarianten im Fokus
Um den Einfluss der Gebäude auf die umliegende Bebauung und den Klimapark so gering wie möglich zu halten, hat das Büro Hascher Jehle Planen und Beraten GmbH bei allen drei Varianten die drei Lernhäuser Richtung Süden zum Salzenderweg hin ausgerichtet, die Dreifachsporthalle wird in allen drei Varianten zu Hälfte in die Erde versenkt und das Dach als Allwetterplatz genutzt. »So können wir die versiegelte Fläche minimieren und es geht wenig Grünraum verloren«, erklärt Prof. Rainer Hascher. Um zusätzlich Platz zu sparen, wird der Pausenhof in allen drei Varianten auf dem Sockelbau der drei Hauptgebäude liegen.
Variante 1 setzt auf ein orthogonale Anordnung, parallel entlang des Salzenderwegs. Eine Bebauung, die sich laut Prof. Hascher gut in die vorhandene Baustruktur einfügt, die Turnhalle jedoch nicht direkt an die drei Hauptgebäude angeschlossen ist.
Variante 2 basiert auf einer polygonalen Struktur, bei der die Lernhäuser zwar wieder entlang des Salzenderwegs gruppiert sind, sich jedoch »mehr mit der Umgebung auseinandersetzen«, so Prof. Hascher. Die Turnhalle rückt bei dieser Variante so nah wie möglich an den Sockelbau heran, der Eingangsbereich wirkt großzügig und einladend.
Variante 3 setzt auf drei organische Baukörper, die sternförmig angeordnet sind. »Durch ihre Form nehmen sie direkten Bezug zum Park auf und passen sich sehr harmonisch in die Umgebung ein«, analysiert Prof. Hascher. Variante 3 hat nach Ansicht des Chefplaners der Hascher Jehlen Planen und Beraten GmbH einige Vorteil: Die Sporthalle ist auch hier wieder mit den Hauptgebäuden verbunden, die Wege von dem großzügigen Eingangsbereich zu allen Einrichtungen der Schule sind durch die sternförmige Anordnung kurz, zudem haben die Schüler aus allen Lernhäusern heraus einen direkten Blick in den Park.
Auch schalltechnisch präferieren die Planer Variante 3, da hier der Schall diffus reflektiert wird.
Lösungsansätze zum Verkehrsproblem
Eine der größten Probleme des Schulneubaus im Fideliopark stellt die verkehrliche Erschließung des Areals dar. Zwar zeigen die Verkehrsanalysen, dass auch nach dem Schulneubau die Kreuzung Stegmühl-, Fidelio- und Freischützstraße noch leistungsfähig ist, doch die Anwohner bleiben skeptisch. Ihrer Meinung nach ist die Kreuzung teilweise jetzt schon an ihrer Kapazitätsgrenze vor allem in den Morgenstunden.
Bei der Erschließung mit dem öffentlichen Nahverkehr, sehen die Verkehrsgutachter ebenso wenig Probleme. Durch die Buslinien 184 und 154 sei die Schule gut erreichbar. »Hier müssten die Stadtwerke bei erhöhtem Bedarf eben zeitnah reagieren«, so Klaus Goldemund von Obermeyer Planen und Bauen, Institut für Umweltschutz. Bei rund 1.500 Schülern, von denen geschätzt 50 Prozent mit dem Bus zur Schule kommen werden, halten die anwesenden Bogenhauser das für sehr wahrscheinlich.
Um dem Problem des Hol- und Bringverkehrs sinnvoll zu begegnen, schlägt der Verkehrsgutachter die Installation eines Haltestreifens »Drop on & off-Zone« genannt entlang der Freischützstraße gegenüber des Tennisclubs vor. Dort würde aktuell selten geparkt und die Schüler könnten durch die angrenzende Grünanlange sicher und schnell die Schule erreichen. Außerdem würden sich die Eltern das zeitintensive Wenden am Ende der Fideliostraße sparen. Die Lehrer könnten am Ende der Fideliostraße direkt in die Tiefgarage fahren, oberirdische Stellplätze sind nicht geplant. Außerdem sollen rund 500 Fahradstellplätze errichtet werden, da man in den Planungen davon ausgeht, dass rund 30 Prozent der Schüler mit dem Fahrrad zur Schule kommen werden. Von der geplanten »Drop on & off-Zone« sind die Anwohner begeistert, schenken dem Referenten erstmals Applaus, bei der Leistungsfähigkeit der Kreuzung bleiben sie skeptisch.
Nachdem die Rerferenten ihre Vorträge beendet hatten, disktuierten die rund 200 Bogenhauser noch mit den entsprechenden Sachverständigen der Stadt, begutachteten die Pläne im Detail und brachten ihre Vorschläge ein.
»Genau dieses kritische, aber konstruktive Miteinander haben wir uns gewünscht«, resümiert die Vorsitzende des Bezirksausschusses Bogenhausen, Angelika Pilz-Strasser (Grüne). ahi