Über Jahrzehnte waren die Geräusche von Sägen, Hobeln, Stemmeisen und anderen Werkzeugen, die für Bildhauer, die mit Holz arbeiten, typisch sind, für die Schwestern der Congregatio Jesu in München-Nymphenburg ein nahezu täglicher Begleiter. Denn eine ihrer Mitschwestern – Sr. Bernardine Weber CJ – war in ihrem Atelier auf dem Institutsgelände jeden Vormittag als Bildhauerin tätig. Nachmittags legte sie die Künstlerinnenschürze ab und betreute als Erzieherin die Kinder und Jugendlichen des Nymphenburger Internats. Ein ungewöhnlicher Weg für eine Maria-Ward-Schwester und doch ein ganz passender. Sr. Bernardine wurde 1919 geboren und war das achte von neun Kindern eines Holzarbeiters aus einem kleinen Dorf bei Hengersberg, am Eingang zum Bayerischen Wald.
Am 7. April 2019 wäre die Bildhauerin Sr. Bernardine Weber CJ 100 Jahre alt geworden. An diesem Tag fand die feierliche Vernissage zur Ausstellung „Das ist eigentlich ganz mystisch: Ganz drinnen sein und bleiben.“ mit zahlreichen ihrer Werke im Zentrum St. Michael, Eingang Maxburgstraße 1, statt. Mit der Ausstellung würdigt die Congregatio Jesu (CJ) das künstlerische Werk ihrer Mitschwester. Die Ordensfrau war nicht nur als Erzieherin tätig, sondern schuf nach einem Kunststudium auch mehr als 300 bildhauerische Werke.
Die Ausstellung in St. Michael (Eingang: Maxburgstr. 1) ist bis 26. April 2019 zu sehen, Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag, 9 bis 12.30 sowie 13.30 bis 17 Uhr, Freitag: 9 bis 12.30 sowie 13.30 bis 15 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Eine weitere Ausstellung mit Werken von Sr. Bernardine Weber CJ findet vom 4. bis 7. Mai 2019 im „Eisernen Haus“ von Schloss Nymphenburg statt, Öffnungszeiten: täglich 10 bis 17 Uhr, Eintritt frei.
Ihre Kunst und ihr Glaube beeinflussten sich gegenseitig. Geprägt von der Spiritualität Mary Wards gestaltete sie viele Frauenfiguren und zeigte lebensnahe, unkonventionelle Mädchen, Frauen und auch biblische Frauenfiguren. Für die Bildfindung wesentlich ist 'Zufälliges': Spalten, Risse, Brüche, Astgabelungen, Fundstücke mit Verwitterungsspuren oder Spuren von Tieren. Die Künstlerin lässt sich sehr intensiv durch Schauen, Horchen, Studieren, Meditieren auf die Ausstrahlung der Materie ein, spürt den schon im Holz verborgenen Formen nach und holt sie heraus. Meist arbeitete sie mit Lindenholz aus dem Nymphenburger Schlosspark.
Die Congregatio Jesu wurde 1610 von Mary Ward als ignatianische Frauengemeinschaft gegründet. Weltweit gehören dem Orden mehr als 1.500 Schwestern an. Die Mitteleuropäische Provinz umfasst den Raum zwischen Hannover, Meran, Wien und Budapest. In München gibt es zwei Kommunitäten der Congregatio Jesu: in Nymphenburg und Pasing.