Privates Bauernbettenmuseum in Hohenbrunn eröffnet

Hohenbrunn · Historische Schätze

Bio-Landwirt Franz Estendorfer wird in Zukunft seine Schätze an jedem 1. Sonntag im Monat der Öffentlichkeit zugänglich machen.  Foto: hw

Bio-Landwirt Franz Estendorfer wird in Zukunft seine Schätze an jedem 1. Sonntag im Monat der Öffentlichkeit zugänglich machen. Foto: hw

Hohenbrunn · Irgendwann hat Franz Estendorfer, 76, aufgehört zu zählen. Unzählige Exponate aus dem Bereich Bauernmöbel und Inventar hat er in seinem langen Leben schon gesammelt und archiviert.

Schon als kleiner Bub habe er eine große Liebe zu alten Dingen verspürt und diese, wo es nur ging gesammelt, bekennt er in einem Interview schmunzelnd. Die Liebe dazu hat er von seinen Großeltern Franz und Anna geerbt, die ihrerseits ihre Andenken hüteten wie einen Augapfel. Auch von ihnen findet man das ein oder andere Sammlerstück in den zahlreichen Vitrinen seines Bauernmöbelmuseums in der Jäger-von-Fall-Str. 8 in Hohenbrunn. Gesammelt habe er eigentlich lange Jahre nur zu seinem Privatvergnügen, doch jetzt will er auch die Öffentlichkeit an seinen Schätzen teilhaben lassen. So wird er an jedem 1. Sonntag im Monat (1. September und 6. Oktober) sein Museum für Interessierte von 14 bis 17 Uhr öffnen. Der Eintritt ist dabei frei.

In seiner Jugend und jungen Jahren konnte er einige historische Erinnerungsstücke vor der Mülldeponie bewahren, heute erweist er sich als findiger Schatzsucher auf Auktionen und auf Flohmärkten, immer auf der Suche nach einem Stück, das noch nicht in seiner Sammlung steht. Die Rede ist von alten Bauernmöbel und Zierrat aus einem längst vergangenen Bauernleben. Besonders angetan haben es ihm dabei Möbel aus der Werkstätte von Anton Pertahler (1740 bis 1806), der als einer der bedeutensten Bauernmöbelmaler gilt. So zählen die Arbeiten aus der Werkstätte von Anton Perthaler aus dem Landkreis Rosenheim zum Qualitätvollsten, was die oberbayerische Möbelmalerei hervorgebracht hat. Viele der Exponate sind auch deshalb noch so gut erhalten, da sie nicht zwingend im täglichen Gebrauch waren, sondern vielmehr in der sogenannten "Schönen Kammer“ aufgestellt worden waren, einem bevorzugten Raum im Obergeschoss des Bauernhofes. Dies galt als Prunkraum und wurde nicht ständig in Gebrauch genommen. Neben den zahlreichen verschiedenen Einzel- und Doppel-Betten, gibt es auch ein Kastenbett aus Taufkirchen an der Vils. Besonders stolz ist Franz Estendorfer auf dieses Exponat, denn nur wenige so gut erhaltene Kastenbetten gibt es heute noch zu sehen. Die Kastenbetten kamen vor allem auf Bauernhöfen vor. Die Schlafstatt war vollständig umbaut und man stieg in das Bett wie in einen Schrank. Der Vorteil an diesen Kastenbetten lag daran, dass sie die Wärme gut halten konnten, denn Kälte war in den meisten Monaten im Jahr ein Problem auf den Bauernhöfen. Oftmals schlief die ganze Familie in den Betten, die dem heutigen Betrachter sehr kurz erscheinen. Zum einen liegt das daran, dass die Menschen damals häufig kleiner waren, bzw. die Menschen vielfach im Sitzen schliefen.

Aber auch Heiligenbilder, Nachtgeschirr und Schränke bietet das kleine, aber feine Museum von Franz Estendorfer. Ihn fasziniert die Liebe zum Detail und die große Handwerkskunst, die aus den meisten der besonderen Exemplaren spricht und bis heute die Betrachter begeistert. Wer nicht bis zum 1. September warten will, kann auch das andere Bauernhausmuseum von Franz Estendorfer bewundern, das in Lindberg bei Zwiesel steht (Öffnungszeiten und mehr: bauernhausmuseum-lindberg.de). Auch hier finden sich zahlreiche historische Schätze, die Franz Estendorfer gerne zeigt.

Heike Woschée

Artikel vom 13.08.2024
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