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Geothermie in Holzkirchen Themenseite zum Zukunftsprojekt Geothermie in Holzkirchen
Doch ist es nicht Gold, nach dem die Holzkirchner greifen, sondern heißes Wasser. Und dass diese Idee alles andere ist als heiße Luft, davon konnten sich die Holzkirchner Bürger vergangene Woche bei einem Infoabend zum Geothermie-Projekt selbst ein Bild machen.
Gemeinsam mit Bürgermeister Josef Höß (CSU) hatten sich die vier mit den Vorplanungen befassten Experten eingefunden, um den versammelten Gemeinderäten und Bürgern die Ergebnisse ihrer Planungen und Kalkulationen zu präsentieren. Gute vier Stunden lang standen sie ihrem außerordentlich interessierten Publikum im mit rund 400 Zuhörern übervollen Saal des Oberbräus Rede und Antwort.
»Das ist ein Tag der vielleicht in die Geschichte Holzkirchens eingeht«, stimmte der Bürgermeister die Zuhörer auf die Veranstaltung ein, denn mit dem Geothermie-Projekt habe die Gemeinde eine historische Chance etwas zu bewegen. Die Erdwärme »ist ein Schatz direkt unter unseren Füßen«, doch »sind die Summen die wir aufbringen müssten so riesig, dass wir das gut überlegen müssen«. Der Bau des Geothermie-Kraftwerkes bedeute unweigerlich Einschnitte bei anderen Investitionen, warnte Höß, dennoch sei er persönlich dafür.
Dass sich die Investitionen lohnen würden, davon ist auch das geladene Expertenteam überzeugt. Die Ergebnisse der im vergangenen Jahr durchgeführten, sehr aufwändigen 3D-Seismik-Untersuchungen waren sehr positiv, erläuterte Geologe Klaus Dorsch von der Firma Erdwerk. Als vielversprechende Bohrstandorte wurden zwei Standorte im Gewerbegebiet (als Entnahmebohrung) und am Teufelsgraben nahe der S-Bahnlinie (als Reinjektionsbohrung) identifiziert. Dank der großen Tiefe der wasserführenden Malmschicht könne dort mit einer Wassertemperatur von 150 Grad Celsius gerechnet werden, beste Bedingungen für die Stromerzeugung. Für das Kraftwerk selbst ist ein Standort in der Alten Au neben der B318 und nördlich der neuen Umgehungsstraße vorgesehen.
Mit nachteiligen Folgen für die Gemeinde und die Umwelt sei durch die Entnahme des warmen Tiefenwassers nicht zu rechnen, erläuterte Dorsch auf Nachfragen der Zuhörer. Die Lebenszeit der Anlage bezifferte Dorsch aus geologischer Sicht auf mindestens 100 Jahre, mit einem Nachlassen des Wasserdrucks oder der Schüttung von 120 Litern pro Sekunde sei durch die Technik der Dubletten-Bohrung mit Reinjektion des abgekühlten Wassers ebenfalls nicht zu rechnen. Im Gegenteil, Holzkirchen habe »einen ungewöhnlich großen Claim mit einem gewaltigen Energiepotential«, ergänzte Geologe Achim Schubert die Ausführungen seines Kollegen. Eine Überbeanspruchung der Ressource sei praktisch ausgeschlossen, es wären theoretisch sogar weitere Kraftwerke möglich.
Mit diesen Zahlen wird das Kraftwerk ein vielversprechendes Projekt, findet deshalb Rechtsanwalt Thomas Reif, der die Wirtschaftlichkeit der Anlage geprüft hat. 40.000 MWh und damit 75 Prozent des in Holzkirchen verbrauchten Stroms könnten durch das Kraftwerk produziert werden. Das entspräche der Leistung von zehn Windrädern erläuterte er. Vor allem die Tatsache, dass die Gemeinde als Alleineigentümer des Geothermie-Claims eine zu 100 Prozent kommunale Anlage bauen kann, macht sie für Holzkirchen interessant. Zwar sei die Investitionssumme inklusive Zinsen mit geschätzten 71 Millionen Euro gewaltig, doch sofort mit Inbetriebnahme der Stromerzeugung soll nach seinen Berechnungen die Gewinnschwelle der Anlage erreicht werden und vor Steuern eine Projektrendite von 5,76 Prozent erwirtschaften. Selbst bei schlechteren Temperatur- oder Schüttungswerten sei das wirtschaftliche Ergebnis immer noch beherrschbar, im schlimmsten Fall sei die Gemeinde zudem durch umfangreiche und teure Versicherungen geschützt.
Nach sechs Jahren der Vorplanungen ist jetzt die Gemeinde am Zug. Schon bei der nächsten Gemeinderatssitzung am 22. März soll die Entscheidung über das Projekt fallen. Schon 2013 könnten dann die Bohrungen und die Pumpversuche stattfinden, für 2015 wäre dann die Montage und Inbetriebnahme des Kraftwerks geplant. Andrea Pietsch