Am Weißen Sonntag, 15. April, bietet sich im Kultur- und Orgelzentrum Altes Schloss Valley ein historisch und künstlerisch hochstehender Tag:
Ein Orgelspieltisch aus der Wallfahrtskirche Einsiedeln, die von den bayerischen Gebrüdern Asam zur schönsten Barockkirche der Schweiz gestaltet wurde, ist nach Bayern zurückgekommen und bedient jetzt die Orgel von Gößweinstein im Orgelfestsaal des Alten Schlosses. Die Geschichte ist unglaublich, wie bei vielen Exponaten des Orgelzentrums, und hat ihren Angelpunkt in der Person des Münchener Orgelbaumeisters Albert Moser (1878-1960). Dieser, gebürtig in Luzern, hatte in München zwischen den beiden Weltkriegen die bedeutendste und fortschrittlichste Orgelbauwerkstätte.
Wegen seines guten Rufes hatte er nicht nur Aufträge in München, wie z. B. in der Matthäuskirche und in der Stadtpfarrkirche in der Au, sondern weit darüber hinaus bis zu den Wallfahrtskirchen Gößweinstein in Oberfranken und Einsiedeln, wo er ab 1932 insgesamt fünf Orgelwerke auf den verschiedenen Emporen der weitläufigen Basilika errichten durfte. Ihn leitete dabei wie in Gößweinstein das Konzept für eine Universalorgel, die für romantische wie barocke Klangbildung geeignet sein sollte. In Einsiedeln wurden diese fünf Orgeln aus einer falschen denkmalpflegerischen Stilreinheits-Ideologie 1992 sukzessive beseitigt und vernichtet was heute schon erheblich bedauert wird; nur die beiden übrig gebliebenen Spieltische hat man zur Besänftigung des Gewissens dem Orgelzentrum von Dr. Sixtus Lampl angeboten. Fünf Jahre zuvor hatte man auch in Gößweinstein die große 42-Registerorgel von 1939 zur Verschrottung vorgesehen, aber nicht mit dem Orgeldenkmalpfleger Sixtus Lampl aus dem bayerischen Landesamt für Denkmalpflege gerechnet; da kein anderer Erhaltungswille zu erreichen war, hat dieser die angeblich unreparierbare Orgel selbst übernommen, restauriert und im Alten Schloss konzertreif wiederaufgestellt.
Allerdings hatten die Gößweinsteiner in ihrer Modernisierungssucht den originalen Moser-Spieltisch schon früher gegen einen nichtssagenden modernen ausgetauscht. Nach einigen Jahren reifte daher in Lampl die zunächst unmöglich scheinende Idee, den freigewordenen Albert-Moser-Spieltisch aus Einsiedeln an die Albert-Moser-Orgel aus Gößweinstein anzuschließen. Wie ihm dies nach langen Planungen tatsächlich gelang, wird in einer Matinee um 11.30 Uhr Herr Gregor Dworzak berichten; die gelernte Porzellan-Malerin Romy Seidel wird ihre restaurierende Tätigkeit an einigen Registerschildern Live und im Film vorführen; Pater Theo Flury, der Organist des Klosters Einsiedeln, wird den Spieltisch in seiner neuen Verbindung vorspielen. Eine kleine Dokumentation soll anschließend an das Leben und Wirken Albert Mosers erinnern, der zu Unrecht in völlige Vergessenheit geriet.
Um 15 Uhr wird dann Pater Theo Flury an den Orgeln der Zollingerhalle vorwiegend Werke aus der berühmten Einsiedler Musikbibliothek spielen. Die Matinee ist ohne Eintrittskarten zugänglich, für das einzigartige Orgelerlebnis im Zollingerhallen-Konzert empfiehlt sich dringend eine Vorbestellung der Karten (zu 10 Euro) im Kultur- und Orgelzentrum: Tel. 08024/4144, Fax 08024/48135, oder Email reservierung@lampl-orgelzentrum.com .