Es ist ein handfestes Drama, das sich in diesen Wochen in den Wäldern im nördlichen Landkreis München abspielt. Praktisch der gesamte Bestand an Eschen muss wohl gefällt werden.
Michael Kammermeier, Geschäftsführer der für den Bereich zuständigen Waldbesitzervereinigung, sagte auf Nachfrage: »Das war schon dramatisch, und das hat sich mit dieser Geschwindigkeit auch fortgesetzt.«
Es geht um eine Pilzerkrankung, verursacht durch das »falsche weiße Stengelbecherchen«, die innerhalb eines Jahres im Stande ist, selbst ausgewachsene Bäume zum Absterben zu bringen.
Die Bayerische Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft informiert ausführlich zu diesem Thema, forscht seit dem ersten Auftreten dieser Krankheit im Jahr 2007 an dem Phänomen, das unter dem Namen »Eschentriebsterben« oder »Neues Eschentriebsterben« die Waldbesitzer umtreibt.
Dabei werfen die Bäume die Blätter früher als normal ab, die Kronen verändern sich. Das sind äußerlich sichtbaren Zeichen der beginnenden Erkrankung, die dann rasend schnell voranschreitet mit der Folge, dass die Bäume dürr werden, weil auch die Feinwurzeln betroffen sind. Kommt dann noch der Hallimasch dazu, ein Pilz, der ebenfalls auf Kosten der Bäume lebt, sterben die Wurzeln ganz ab und dann wird das Ganze auch für Menschen richtig gefährlich. »Der Baum kippt dann einfach um«, so Kammermeier, der sich ernsthaft Sorgen um die Sicherheit der Waldbesucher und der Waldarbeiter machen muss, die damit beauftragt sind, die Verkehrssicherheit wiederherzustellen. Was so viel bedeutet, dass die umsturzgefährdeten Bäume gefällt werden.
»Es gibt Regionen, da arbeiten die mit gepanzerten Harvestern, weil denen die Hälfte der Bäume aufs Dach fällt.« Das ist keine Übertreibung: Als die Redaktion die Aufarbeitung befallener Bäume beobachten konnte, bestätigte sich das: Die Bäume brechen in Schräglage regelrecht durch. Auch bei anderen Waldbesitzervereinigungen werden die Befunde bestätigt: »Wenn sie unten die Säge ansetzen, kann es ihnen passieren, dass ihnen abbrechende Äste auf den Kopf fallen«, wie Rainer Mehringer, Vorsitzender der Waldbesitzer im ebenfalls betroffenen Landkreis Erding, berichtet.
Derweil müssen die Flächen, wo die Eschen jetzt weichen müssen, wieder bestockt werden. Kammermeier wurde genauer. »Die Esche ist ein Baum, der feuchte Standorte bevorzugt«, sagte er. Darum sei an ihren bisherigen Standorten die Roterle als Ersatzbaum die richtige Wahl, aber auch der Bergahorn komme mit den äußeren Bedingungen des »Eschenlebensraums« zurecht und in den nicht ganz so feuchten Bereichen könne man auch die Stieleiche anpflanzen. Die Forstverwaltungen seien derzeit unterwegs, um auch die kommunalen Waldbesitzer aufzuklären, berichtete er.
Die Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft ist dabei, mit resistenten Eschenarten zu experimentieren, aber so etwas dauert bei Bäumen naturgemäß lange. Aktuell gibt es keine andere Maßnahme zur Beseitigung der akuten Gefährdung, als die Bestände zu fällen, bevor sie auf Straßen oder in Stromleitungen fallen. Die Verkehrssicherungspflicht greift hier in voller Härte, weshalb beispielsweise die Stadtwerke München entlang ihrer technischen Gewässer die Bäume in großem Stil entnehmen lassen.
Die Waldbesitzer haben noch Glück im Unglück: Der Holzpreis ist, wie ein mit diesen Arbeiten befasstes Unternehmen herausgefunden hat, noch wenigstens einigermaßen in Ordnung, so dass sich die Verluste begrenzen lassen. Dennoch ist der Verlust der Bäume schmerzhaft. kw