Keine Kunst im Münchner Norden? Von wegen! Die Mohr-Villa hat jede Menge zu bieten. Portraits von Giampaolo Dellarosa etwa gibt es bei einer Vernissage in der Mohr-Villa am Donnerstag, 7. Februar 2019 um 19 Uhr.
Eingebettet in eine Atmosphäre der Beschaulichkeit erscheinen die Dargestellten daher, einerseits sehr gegenwärtig und nah, andererseits dem Leben und dem Lauf der Zeit enthoben. Aufgrund der Eindringlichkeit ihrer Blicke entsteht ein Dialog, bei dem man sich selbst fast in die Position des Betrachteten gedrängt fühlt. Nach einem ersten, vereinnahmenden Herantreten möchte man sich den Bildern nähern, sie fast schon betreten. Wie sonst könnte das Flüstern von Leben an unsere Ohren dringen?
Der Kontrast zwischen der Präsenz und der zeitlichen Entrückung der Portraitierten wirkt sich auch auf stilistische Aspekte aus: Dem traditionellen Aufbau der altniederländischen und italienischen Renaissanceportraits - dem Brustbild mit Händen und dem Haupt im Dreiviertelprofil oder en Face - treten zweifellos zeitgenössische Elemente entgegen, mit der der Künstler alte Formeln humorvoll aufgreift.
In den Details lassen sich Objekte wie zum Beispiel ein Schnuller, ein Legomännchen oder eine Computermaus finden. Neben ihrer symbolischen Bedeutung spielen sie auch eine erzählende Rolle - sie liefern Informationen über die dargestellte Person.
Darüber hinaus entspringen viele Einzelheiten in Dellarosas Portraits einer spontanen Kreativität, dem Vergnügen an der Darstellung und dem Spaß an bestimmten technischen Herausforderungen, wie zum Beispiel die Transparenz einer Vase, der Faltenwurf im Stoff oder Knicke in einem Papier.
Die immer wieder auftauchenden, herumkrabbelnden Insekten sind Ausdruck der Faszination und Begeisterung für die Vielfalt dieser Tierwelt.
Ein wichtiger Teil der Entstehung von Dellarosas Portraits ist die fotografische Dokumentation. Bei diesem Prozess geht es nicht darum, eine Kopie des Menschen zu erhalten, sondern auf feine Details zu achten, wie zum Beispiel auf die Lichtreflektion in den Pupillen oder darauf, wie eine Haarsträhne fällt. Dies erfordert zumindest eine Begegnung zwischen Künstler und Modell im Voraus, denn nur während eines ersten Gespräches kann bereits eine vage Vorstellung des Portraits entstehen, die beim Fotografieren im Anschluss nur noch festgehalten wird.
Trotz realistischer Darstellung und Liebe zur Präzision liegt es nicht im Interesse des Künstlers, mit der Fotografie in Konkurrenz zu treten. Es geht um weit mehr, als nur um situative Darstellungen oder Momentaufnahmen: Dellarosa ist die Vergegenwärtigung der Personen als Ganzes, besonders ihrer Persönlichkeit, wichtig.
Giampaolo Dellarosa wurde 1969 in Florenz geboren. 1994 beendete er sein Architekturstudium an der Universität Florenz und war im selben Jahr als Professor ad honorem in San José, Costa Rica, tätig. 1995 zog er zu seiner zukünftigen Ehefrau nach Aachen und arbeitete einige Jahre als Architekt. Seine ersten Portraits malte Dellarosa nach der Geburt seines Sohnes im Jahr 2001 aus dem Bedürfnis heraus, dem Verrinnen der Zeit zu entkommen. 2012 waren seine Portraits im Archäologiemuseum in Fiesole zu sehen, 2014 in der „Galerie 45“ in Aachen.
Die Ausstellung wird vom 8. Februar bis 3. März gezeigt: dienstags, mittwochs 11 – 14 Uhr; donnerstags 11 – 14 und 17.30 – 19.30 Uhr und nach Vereinbarung, in den Schulferien keine Öffnungszeit. Eintritt ist frei. Infos unter giampaolodellarosa@gmail.com abrufbar.