Ob der geplante und seit Jahrzehnten ersehnte Supermarkt an der Putzbrunner Straße kommt oder nicht, hängt am Ausgang des Bürger- beziehungsweise des Ratsbegehrens, das am 26. Mai zusammen mit der Europawahl entschieden wird. Das machte die Diskussionsrunde, die eigens zu diesem?Thema einberufen wurde, deutlich. Während die Anhänger des Bürgerbegehrens bei ihrem Wunsch nach dem Bau einer Tiefgarage für den geplanten Supermarkt blieben, votierten die Befürworter des Ratsbegehrens für einen Verbleib bei den alten Planungen, sprich dem Bau eines Supermarktes ohne Tiefgarage.
Rund 200 Bürger waren am 9. April gekommen, um sich vor Ort selber ein Bild zu machen. Geleitet wurde die Veranstaltung vom Mediator und Fachanwalt für Verwaltungsrecht Dr. Nikolaus Birkl. Neben dem Ehepaar Sigrid und Dr. Georg Bauer, die das Bürgerbegehren Ende 2018 auf den Weg gebracht hatten, waren aus allen Fraktionen des Gemeinderates Vertreter mit von der Partie, ebenso wie Bürgermeister Dr. Stefan Straßmair, die Planerin Bettina Gerlach sowie der Investor Johannes Fischer und der REWE-Expansionsmanager Bernd Mohr.
Dieser betonte, dass es einen REWE mit Tiefgaragenlösung in Hohenbrunn nicht geben werde. Man habe sich bei REWE die Entscheidung, ob man sich überhaupt in Hohenbrunn-Ort ansiedeln wolle, nicht leicht gemacht. Um einen Supermarkt wirtschaftlich erfolgreich führen zu können, brauche man eigentlich ein Einzugsgebiet von 5.000 Personen, Hohenbrunn-Ort weise aber lediglich 2.600 Einwohner auf, so Bernd Mohr. Da der REWE-Markt aufgrund fehlender Konkurrenz dort aber eine Art Alleinstellungsvorteil genießen würde, habe man sich entschlossen, den Schritt nach Hohenbrunn zu wagen. Als Vollsortimenter brauche man eine gewisse Ladengröße, um das umfangreiche Sortiment auch stimmig abbilden zu können. Da REWE ein genossenschaftliche Unternehmensgruppe ist, wird voraussichtlich nicht der Konzern selber den Supermarkt führen, sondern wahrscheinlich ein selbstständiger Kaufmann. Dieser werde, so versprach Bernd Mohr, auch besonderen Wert auf regionale Produkte legen, allerdings müsse sich der Markt auch rechnen. Mit einer Tiefgarage würde das allerdings nicht mehr gelingen, daher könne REWE unter diesen Bedingungen den Standort nicht bedienen. Zum Thema Parkplatz meinte er: »Gerade im ländlichen Raum erfolgt der Einkauf meistens mit dem Auto« und weiter: »Wir haben festgestellt, dass Tiefgaragen nicht so gut angenommen werden wie oberirdische Parkplätze.« Nach der Beurteilung aller Fakten sei REWE zu dem Schluss gekommen, dass eine Ansiedlung in Hohenbrunn sinnvoll sei, allerdings nur unter den zuvor ausgehandelten Rahmenbedingungen.
Dies hatte der Gemeinderat in seinen Planungen bereits mehrheitlich festgezurrt und bis zum Billigungsbeschluss 2018 geführt. Geplant ist auf dem Areal aber nicht nur ein Supermarkt, sondern auch ein Gesundheitszentrum mit Apotheke, Arztpraxen und Physiotherapie.
Für das Projekt in seiner vorliegenden Form warb unter anderem Bürgermeister Dr. Stefan Straßmair, der hervorhob, dass man hier mit REWE bereits neue Wege gegangen sei. So habe man, um Parkplätze und Versiegelung einsparen zu können, eine Einigung zwischen dem Supermarktbetreiber und dem Ärztehaus erzielt, die sich die rund 100 Parkplätze in Zukunft teilen würden. Außerdem, so berichtete das Hohenbrunner Gemeindeoberhaupt weiter, hätte man sich mit REWE auch dahingehend geeinigt, dass auch der angrenzende Fußballverein von den Parkplätzen profitieren könne, da er für die Besucher von Fußballspielen oder Trainings ebenfalls offen stehe. REWE habe bei den Verhandlungen schon ein großes Entgegenkommen bewiesen und gezeigt, dass es sich in Hohenbrunn gesellschaftlich engagieren wolle.
Bürgerbegehren-Sprecherin Sigrid Bauer betonte, dass sie in Hinblick auf die Ansiedlung des Supermarktes schon lange Bedenken habe, die auch im vergangenen Jahr beim Bürgerdialog nicht ausgeräumt werden konnten. Gerade in Hinsicht auf die Diskussionen rund um das Thema Flächenfraß sei es nicht einzusehen, warum ein Supermarkt seine Parkplätze nicht unter die Erde bringen könne, betonte auch Dr. Georg Bauer. Die Haltung, eine Tiefgarage kategorisch abzulehnen, wolle er nicht akzeptieren, so Dr. Bauer weiter. Hier könne Hohenbrunn vorbildlich voranschreiten und zeigen, dass man den Flächenfraß nicht länger mittragen wolle, lautete sein Credo.
Pauline Miller (ÜWG/FW und Bürgerforum) erklärte, dass ihre Fraktion das Bürgerbegehren unterstütze, denn es sei nur im Interesse der Bürger, wenn man die Planungen für das Areal weiter optimieren könne. Schon die enorme Beteiligung der Bürger an der Unterschriftenaktion habe gezeigt, dass die Bürger mitreden wollten. Ihre Fraktion setze auf den Dialog, der am Ende hoffentlich eine für alle Beteiligten gute Lösung bringen werde.
Regina Wenzel von der SPD erklärte, dass ihre Fraktion für das Ratsbegehren, also den Bau ohne Tiefgarage gestimmt habe, da es für die SPD am wichtigsten sei, dass man endlich für die Hohenbrunner eine Einkaufsmöglichkeit am Ort bekomme und keine weiteren Verzögerungen mehr in Kauf nehmen wolle. Man habe in der Vergangenheit lange vergeblich nach einem kleineren Markt gesucht, den man nicht habe finden können. Die geforderte Tiefgarage erscheine auf den ersten Blick zwar sehr vernünftig, stelle aber zum einen ebenfalls eine enorme Versiegelung dar und darüber hinaus einen erheblichen Kostenzuwachs für den Investor, ganz zu schweigen von den Unterhaltskosten. Viel Applaus bekam Regina Wenzel hier vom Publikum, das damit deutlich machte, wie sehr ein Supermarkt am Ort gewünscht wird.
Für die Grünen im Hohenbrunner Gemeinderat trat Dr. Martina Kreder-Strugalla an. Sie verwies auf das Votum, dass die Bürger mit ihrer Unterschrift hinterlassen hätten. Dies könne man nicht einfach übergehen, betonte sie. Ihrer Ansicht nach, sei der Supermarkt zudem am falschen Platz konzipiert. Da man in der Zukunft eine weitere Ortsentwicklung westlich der S-Bahn plane, wäre aus der Sicht der Grünen im Gemeinderat hier eine Ansiedlung eines Supermarktes besser aufgehoben.
Anton Fritzmaier (CSU) erinnerte daran, dass seit 1996 bereits der Wunsch bestehe, in Hohenbrunn einen Supermarkt anzusiedeln. Man habe im Bebauungsplan ein eigenes Fenster dafür frei gehalten. Was die Bürger allerdings wollten, sei kein Baufenster, sondern einen Supermarkt, in dem man vor der Haustüre einkaufen könne. Der geplante Supermarkt würde dazu als Lärmriegel für die bestehende Wohnbebauung dienen. Eine Win-Win-Situation also für die Gemeinde. Um wirtschaftlich arbeiten zu können, sei der Bau von oberirdischen Parkplätzen unerlässlich, erklärte er den Standpunkt der Hohenbrunner CSU. Auch er wurde mit reichlich Beifall für seinen Beitrag belohnt.
Bettina Gerlach, zuständige Planerin, erklärte, dass man mit dem Bau einer Tiefgarage maximal 600 bis 700 Quadratmeter versiegelte Fläche sparen könne, da es neben den Zu- und Abfahrten auf dem Grundstück auch bezüglich des Gesundheitszentrums gewisse Vorgaben gebe, die man nicht außer Acht lassen könne. An Umweltschutz habe man hier ebenfalls bereits gedacht, da die direkte Parkfläche wasserdurchlässig gestaltet werde. Außerdem habe man auch eine artenreiche Begrünung entlang des Supermarktgeländes vorgesehen, sodass man die Belange der Natur durchaus berücksichtigt habe.
Auch der Investor, Johannes Fischer von der Dankerl Bau GmbH, meldete sich zu Wort. Der Grund sei 2016 von einer Erbengemeinschaft gekauft worden. Der Investor wollte ursprünglich einen Supermarkt mit Boardinghouse und ein Café auf dem Areal platzieren, doch die Gemeinde lehnte diese Pläne als unpassend für Hohenbrunn ab. Begeistert zeigten sie sich indes von der Idee, neben einem Vollsortimenter auch ein kleines Gesundheitszentrum dort zu etablieren. Allerdings habe sich REWE als einziger interessiert an dieser Lage gezeigt, ein anderer Vollsortimenter sei auf das Angebot nicht angesprungen, betonte Fischer. Außerdem ließ er abschließend die Katze aus dem Sack, die einen Tiefgaragenbau eigentlich unmöglich macht. So gebe es von einem der Verkäufer ein notarielles Vorrecht auf den Bau einer Tiefgarage unter dem betreffenden Gelände, die allerdings auf dessen Kosten und von einem anderen Grundstück aus erschlossen werden würde. Weitere Details könne er aus vertraglicher Sicht nicht nennen, doch sei eine weitere Tiefgarage rein bautechnisch kaum möglich. Die Fronten konnten in der gemeinsamen Diskussion nicht aufgeweicht werden. Eine einvernehmliche Lösung ist vom Tisch, am 26. Mai entscheidet nun der Wähler.