Nach der offiziellen Präsentation der Wettbewerbsergebnisse für einen neuen Stadtteil im Münchner Nordosten haben die beiden Naturschutzverbände BUND Naturschutz (BN) und Landesbund für Vogelschutz (LBV) den Siegerentwurf eingehend unter die Lupe genommen. Die Experten der beiden Verbände prüften, inwieweit darin ihre Forderungen und Aspekte des Artenschutzes, der Biotopvernetzung, Frischluftzufuhr und Erhalt der Landwirtschaft berücksichtigt wurden.
"Grundsätzlich wollen wir als Umweltverbände unsere Grün- und Freiflächen erhalten. Im vorliegenden Fall wussten wir allerdings, dass dort eine Bebauung kommt, deshalb unser Gutachten. Und diese umfangreichen Vorplanungen durch die Experten von LBV und BN waren erfolgreich", sagt Christian Hierneis, Vorsitzender des BN in München: "Der Siegerentwurf des Wettbewerbs berücksichtigt in der Variante 10.000 Einwohner unsere Forderungen weitgehend." Dadurch könne eine gute Grundlage für einen neuen Stadtteil geschaffen werden, der auch in ökologischer Hinsicht nachhaltig werden kann. "Wenn die Belange des Natur- und Artenschutzes ernstgenommen werden und frühzeitig in die Planung einfließen, ist eine ökologische Siedlungsentwicklung möglich", bekräftigt die erste Vorsitzende des LBV München, Irene Frey-Mann.
Damit der insgesamt positiv bewertete Siegerentwurf auch tatsächlich zu einer nachhaltigen Siedlungsentwicklung führt, müssen laut BN und LBV aber einige Voraussetzungen in der weiteren Umsetzung erfüllt werden: So müsste zum Beispiel der S-Bahn Tunnel vor Baubeginn realisiert werden, auf das Gewerbegebiet im Norden des Planungsgebiets zum Erhalt des Charakters des alten Ortskerns von Johanneskirchen, Schutz der Anwohner vor Lärm, Emissionen und zusätzlichem Verkehr verzichtet werden, sowie das Ostufers des geplanten Badesees als ökologisch wirksamer Rückzugsraum für Wildtiere und Pflanzen gestaltet werden.
Positiv sehen die beiden Verbände, dass der Pferdesport und die landwirtschaftliche Nutzung im Osten des Planungsgebiets erhalten bleiben soll. Die Verbände begrüßen außerdem, dass ein Grünverbund aus dem renaturierten Hüllgraben und weiteren Grünachsen die Durchlässigkeit der Landschaft sicherstellt.
Auch die Abkehr vom motorisierten Individualverkehr und die gute Anbindung an den ÖPNV schaffen gute Bedingungen für eine zukunftsfähige Siedlungsentwicklung. Insbesondere der Gedanke, dem Autoverkehr keine durchgehende Nord-Süd-Achse mit Anbindung an die A94 anzubieten, überzeugt die beiden Verbände. Sie sehen darin die Grundvoraussetzung, den Autoverkehr aus dem Gebiet weitgehend herauszuhalten und im öffentlichen Raum mehr Lebensqualität für alle zu schaffen.