„Wirtschaft geht uns alle an!”, konstatierte Wolfgang Schrempp und setzte hinzu, dass er damit keine Bars oder Gaststätten meine. Der Australien-Chef von Mercedes-Benz war in der vergangenen Woche ans Carl-Spitzweg-Gymnasium nach Germering gekommen, um Schülerinnen und Schülern der 10. und 11. Klassen vor dem Hintergrund der Berufsfindung einen Einblick in die wirtschaftliche Situation insgesamt und speziell beim Stuttgarter Autobauer bzw. seinem Auslandsstandort Australien zu geben.
Der gebürtige Freiburger, der einst selbst Lehrer war und dessen Tochter 2005 am Carl-Spitzweg-Gymnasium Abitur gemacht hatte, begann mit seinem eigenen Werdegang, um den Schülern zu vermitteln, dass sich heute innerhalb eines Berufslebens viel ändern kann und Flexibilität von Vorteil ist. Nach seinem Wechsel aus der Beamtenlaufbahn zu Mercedes war er Leiter der Freiburger, dann der Münchner Niederlassung und ging im Jahr 2000 als Präsident von Daimler-Chrysler Italien nach Rom. Aus dieser Zeit stammen seine guten Kontakte zum Vatikan, die er auch jetzt noch pflegt. Immerhin ist das Papamobil ein Mercedes. „Der Papst ist mein wichtigster Kunde”, erklärte Wolfgang Schrempp. So habe Mercedes Australien den letztjährigen Weltjugendtag mit dem Papst in Sydney mit vielen Fahrzeugen unterstützt. Man müsse als Unternehmen auch Aufgaben im sozialen Bereich wahrnehmen, unterstrich der 58-Jährige.
Durch den kurzweiligen Vortrag schwirrten naturgemäß viele Zahlen, wobei der Manager zwischen Australien, Deutschland und der globalen Situation hin- und hersprang. So erfuhren die Zuhörer unter anderem, dass die Arbeitslosigkeit in Australien durch die Wirtschaftskrise von nahezu Null auf 8,5 Prozent hochgeschnellt sei, dass Mercedes-Benz weltweit 263.819 Mitarbeiter und in Australien etwa 1240 Mitarbeiter habe und der Absatz um 34 Prozent gesunken sei. Gleichzeitig erzählte er von den 800.000 wildlebenden australischen Kamelen, dass neun der zehn giftigsten Tiere dort beheimatet sind und drei von zehn gefährlichen Haiangriffen vor der australischen Küste stattfinden. Dort zu leben sei spannend, meinte er schmunzelnd. Er wolle den Jugendlichen auch ein wenig Lust auf den Kontinent machen.
„Was machen wir in der Krise?” leitete Schrempp zum letzten Teil seiner Ausführungen über. „Am einfachsten ist es, Leute zu entlassen, aber auch am unintelligentesten”, stellte er fest. Denn wenn sich die Situation bessere, fehlten gute Kräfte. Also müsse man die Jobs schützen. Gleichzeitig sei es wichtig, nicht am falschen Platz zu sparen und weiterhin in Zukunftstechnologien zu investieren.
Die schlechte Zeit müsse überbrückt und die Motivation aufrecht erhalten werden. Schrempp nannte spezielle Vertriebskampagnen und neue Produkte als Maßnahmen, die den Absatz wieder ankurbeln sollen. Daneben würden die Verwaltungskosten heruntergefahren, weniger Reisen und mehr Videokonferenzen getätigt, Bonuszahlungen für das Management gestrichen und insgesamt Gehaltskürzungen ins Auge gefasst.
Für den Erfolg eines Unternehmens seien drei Dinge ausschlaggebend, betonte Schrempp: Aufregende Produkte, Kundenzufriedenheit und hochmotivierte Mitarbeiter. „Nur so funktioniert es. Wenn eines nicht stimmt, kann man es vergessen.”
Auf die Fragen der Schüler hin gab er auch einen Ausblick auf die Zukunft der Automobilindustrie („Wir werden irgendwann nicht mehr lenken”) und die Anstrengungen bezüglich des Umweltschutzes. Die Wettbewerber müssten noch besser und enger zusammenarbeiten. Die Autos würden kleiner mit weniger Kraftstoffverbrauch und weniger Emmissionsausstoß. Und man müsse nicht für jeden Kilometer, den man zurücklege, das Auto benutzen. „Es gibt tolle Fahrräder.” Dennoch: „Der Mensch braucht und liebt Mobilität. Sie ist wichtig und wir werden sie haben.”