Veröffentlicht am 12.04.2022 12:44

Keine Kohle für Licht


Von Johannes Beetz [job] (johannes.beetz@muenchenweit.de, job)
Vor den Brauhaus-Stubn wird heuer wieder ein Maibaum aufgestellt. (Foto: job)
Vor den Brauhaus-Stubn wird heuer wieder ein Maibaum aufgestellt. (Foto: job)
Vor den Brauhaus-Stubn wird heuer wieder ein Maibaum aufgestellt. (Foto: job)
Vor den Brauhaus-Stubn wird heuer wieder ein Maibaum aufgestellt. (Foto: job)
Vor den Brauhaus-Stubn wird heuer wieder ein Maibaum aufgestellt. (Foto: job)

Die Sollner dürfen sich heuer wieder über einen Maibaum freuen: Am 1. Mai wird er am üblichen Platz in der Herterichstraße aufgestellt. Es wird der neunte Baum sein, mit dem der 1983 gegründete Maibaumverein Solln das Viertel um einen sichtbaren Ausdruck der Lebensfreude bereichert.
Der Bezirksausschuss im Münchner Süden bewilligte dem Verein dafür einen Zuschuss von 4.600 Euro. Maibäume gehören schließlich zur Tradition in den einzelnen Stadtteilen des Stadtbezirks, war sich das Bürgergremium einig. Sie dienen auch der Identifikation mit den alten Ortskernen im Stadtbezirk. So weit, so gut. Um weitere 200 Euro für die seit 2011 übliche Beleuchtung des Stangerls wurde dann jedoch leidenschaftlich gestritten.

„Fairness allen gegenüber”

Der Maibaum solle auch am Abend zu sehen sein - wie es bei vielen anderen Häusern und Denkmälern überall in München üblich sei, erklärte Sabine Gründlinger (CSU). Das Sollner Stangerl werde jeden Tag bis 23 Uhr von unten mit drei Strahlern beleuchtet. Der Energieverbrauch dafür sei im Vergleich zu etlichen anderen kulturellen Veranstaltungen, die der Bezirksausschuss ebenfalls mit Geld unterstütze, viel geringer. Gründlinger forderte daher „Fairness allen gegenüber”.

„Mit Verzicht ein Zeichen setzen”

Monika Reim (SPD) drängte indes darauf, alle Licht- und Stromquellen zu reduzieren. Anne-Margret Struck (Grüne) forderte gleichfalls, durch den Verzicht „ein Zeichen in der momentanen Zeit” zu setzen. Die beiden bezogen sich dabei auch auf Conrad Lausberg (ÖDP), der zuvor alle Bürger angesichts des Krieges in der Ukraine zum Energiesparen aufgerufen hatte. Lausberg hatte daran erinnert, dass Geld, das Europäer für russische Gaslieferungen bezahlen, in Waffen umgesetzt werden. „Auch kleine Schritte helfen, den Geldhahn zuzudrehen”, warb Lausberg.
Der Maibaumbeleuchtung erteilte er angesichts des überschaubaren Verbrauchs jedoch Absolution: „Ich denke, die Kilowattstunden sind hier halb so wild, das können wir ruhigen Gewissens genehmigen.”

„Es hat überhand genommen”

Dorle Baumann (SPD) mochte das nicht mittragen: „Mir geht es nicht um 200 Euro”, unterstrich sie, „sondern um die Lichtverschmutzung”. Die habe auch in Solln überhand genommen. Der Maibaum stehe nicht im Finsteren; ihn in einer Zeit des nötigen Energiesparens anzustrahlen, sei daher „wirklich blöd”. Hannelore Prechtel wies auf die konkreten Folgen der Lichtverschmutzung hin: „Hier werden massenhaft Insekten vernichtet”, ergänzte sie.
„Geben Sie sich einen Ruck”, wandte sich Rudolf Zirngibl (CSU) an die Licht-Skeptiker und bekräftigte: „Wir wollen, dass München leuchtet!” Diesen Ruck gab sich die Mehrheit des Bezirksausschusses jedoch nicht und lehnte die Übernahme der 200 „Bestrahlungs-Euro” ab.

Der Baum wird leuchten

Leuchten wird der Sollner Maibaum trotzdem. In der Debatte ging es nur um die Übernahme des nötigen Geldes. Nachdem das Bürgergremium dafür keine öffentlichen Mittel freigab, wird der Maibaumverein den Betrag selbst übernehmen. „Der Maibaumverein wird diesen Baum anleuchten”, kündigte Rosmarie Rampp (CSU) an, „ein bisschen Freude tut uns gut!”

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