Nach dem gewaltsamen Tod der kurdischstämmigen Iranerin Jina Mahsa Amini im September vergangenen Jahres sind tausende Iranerinnen und Iraner auf die Straße gegangen, um gegen das Regime in ihrem Land zu protestieren. Die Staatsgewalt ging mit großer Härte gegen die Demonstranten vor - viele wurden verletzt, getötet oder nach ihrer Verhaftung mißhandelt und gefoltert.
Ein Fall, der international bekannt wurde, ist der von Zaniar Tondro. Dem inzwischen 18-Jährigen aus der iranischen Grenzstadt Piranshahr wurde aus nächster Nähe mit Schrotkugeln ins Gesicht geschossen. Er ist auf dem rechten Auge erblindet, das linke hat nur noch 40 Prozent Sehkraft, acht Kugeln stecken noch in seinem Kopf. Von der Miliz in ein Auto verfrachtet und verschleppt, wurde er kurz darauf blutüberströmt auf die Straße geworfen. Er überlebte, wurde aber daraufhin - wie auch sein Vater - per Haftbefehl gesucht.
Dass er und seine Familie nach einer lebensgefährlichen, monatelangen Odyssee Ende Juni nach München kommen konnten, ist dem Verein „The Munich Circle” zu verdanken. Nach dem Aufflammen der Proteste hatten sich sieben Freunde - allesamt Deutsche mit iranischen Wurzeln - zusammengetan, um hierzulande durch Kultur- und Informationsveranstaltungen die Öffentlichkeit für die komplexe Situation im Iran zu sensibilisieren.
Im Januar wurde dann ein gemeinnütziger Verein gegründet, der inzwischen zur aktiven Unterstützung Verletzter übergegangen ist. Dies sei den Umständen geschuldet, berichtet Vereinsvorstand Farhid Habibi. Ein Vereinsmitglied, der Augenarzt, Prof. Dr. Amir-Mobarez Parasta, sei darüber informiert worden, dass iranische Geflüchtete mit Augenverletzungen in der Türkei gestrandet seien.
Parasta fuhr daraufhin in die Türkei und machte sich selbst ein Bild. Schnell war klar, dass Zaniar Tondro eine intensive Behandlung benötigte, die der Professor anbieten und organsieren konnte. Ali Shahian, der zweite Vorstand, nahm Kontakt mit den zuständigen Stellen auf und erreichte schließlich, dass der Familie aus humanitären Gründen eine Einreise erlaubt wurde. „The Munich Circle” sicherte zu, die Betreuung und die Kosten für die medizinische Versorgung zu übernehmen, die sich wohl über die nächsten eineinhalb Jahre erstrecken wird.
Inzwischen konnte der Verein weitere Verletzte - ein junges Ehepaar und eine alleinstehende Mutter mit Tochter - zur Behandlung nach München bringen. „Wir schauen sehr genau, ob das Leben der Menschen in Gefahr und eine Behandlung möglich ist”, betont Ali Shahian. Das sei eine Sache der Glaubwürdigkeit. Und Farhid Habibi fügt hinzu: „Wir können nicht allen helfen. Wir sind der deutschen Gesellschaft verpflichtet und wollen den humanitären Aspekt nicht missbrauchen.”
Alle Ankömmlinge werden von den Vereinsmitgliedern bei Behördengängen und anderen Terminen begleitet und auf das Leben in Deutschland vorbereitet. „Wir leisten Integrationsarbeit”, sagt Habibi. Die Verein habe inzwischen viel Geld in die Hand genommen. Jetzt brauche man Unterstützung, um den Menschen auch weiterhin effektiv helfen zu können.
Nähere Informationen zum Verein, seinen Aktivitäten und zu den Spendemöglichkeiten findet man unter https://themunichcircle.de/.