In 2020 beschloss der Gautinger Gemeinderat einen Handwerkerhof, um insbesondere ortsansässigen Unternehmen die Möglichkeit zur Expansion zu geben. Auch die Situation für Auszubildende und Gautinger Arbeitnehmer hatte der Gemeinderat im Blick. Denn nach Fertigstellung sollten neun Betriebe mit bis zu 100 Beschäftigten im Handwerkerhof tätig sein. „Mit dem Einzug rechnen wir nicht vor 2022“, betonte damals Kühnel-Widmann. „Wir freuen uns auf eine gute Symbiose und wünschen uns natürlich Richtfest und Tag der Offenen Tür, damit der Handwerkerhof auch schnell im Ort Fuß fasst.“
Die Planung ist aufgegangen. Denn inzwischen konnte die Gemeinde die Fläche an neun Gautinger Gewerbebetriebe verkaufen, die hier ihren Traum vom neuen Firmensitz umgesetzt haben oder gerade noch umsetzen. Das erste Richtfest wurde bereits im Herbst 2022 gefeiert. Bis Ende 2024 sollen alle Häuser von ihren Eigentümern und den Mietern bezogen sein.
„Unser Handwerkerhof ist das Ergebnis einer langen Planung“, meinte Bürgermeisterin Brigitte Kössinger bei der ersten Besichtigung vor Ort. Schon als sie 2014 ins Amt kam, habe sie ihre Vorstellungen dargelegt. „Jetzt endlich bekommt die Idee ein Gesicht.“ Sie lobte auch die bauliche Umsetzung. „Damit bekommt unser Ortseingang eine Aufwertung.“ Denn Vorgaben ans Bauen waren eine einheitliche Ausrichtung der Häusergiebel, die Dachneigung, einheitliche Baulinien und Fassadengestaltung.
Doch auch ökologisch steht der Handwerkerhof gut da. Alle Betriebe halten je mindestens eine Elektroladestation vor, haben PV-Anlagen auf den Dächern und werden mittelfristig mit Geothermie versorgt werden. Wenn im nächsten Jahr der letzte Betrieb sein Haus fertiggestellt hat, sorgt die Gemeinde noch für eine entsprechende Straßengestaltung und einen Werbepylon am Eingang des Handwerkerhofs. Und zu guter Letzt wird das neue Polizeigebäude in unmittelbarer Nachbarschaft höchstwahrscheinlich bis Ende 2025 bezugsfertig sein. Damit ist der Ortseingang komplett.
Christoph Winkelkötter, Geschäftsführer der Starnberger Gesellschaft für Wirtschafts- und Tourismusentwicklung mbH (gwt), lobte die Umsetzung des Projekts. „Wir weisen im Landkreis deutlich weniger Gewerbeflächen aus als in anderen bayrischen Regionen. Wir sind voll.“ Umso wertvoller seien diese Handwerkerhöfe. Nach Beratungen durch die gwt habe Gauting die Handwerkerhof-Satzung ausgearbeitet. „Die Gebäude müssen zu 51 Prozent selbst genutzt werden. Das ist wichtig, damit wir auch tatsächlich langfristig das ortsansässige Gewerbe fördern“, meinte Kössinger.
Der Gautinger Wirtschaftsförderer Fabian Kühnel-Widmann freute sich über den tatsächlich gelungenen Mix an Unternehmen. „Wir haben hier eine Glaserei, Elektro, Dachdecker, Sattler und mehr.“ Wichtig sei gewesen, dass das Gewerbe nicht abwandert, sondern vor Ort bleiben kann. Das sei gut für die Arbeitnehmer, die Auszubildenden und Schulen, den Verkehr, den Einzelhandel und die Stimmung am Ort. „Eine echte Win-Win-Situation.“
Auch über die Finanzen wurde bei der Besichtigung gesprochen. Neben der Grundstücksveräußerung könne die Gemeinde auch in Zukunft mit den Gewerbesteuereinnahmen dieser am Ort gebliebenen Firmen rechnen. „Wir müssen an die Zukunft denken“, betonte Kössinger. Mit dem Handwerkerhof und den beiden anderen Gewerbeentwicklungsgebieten – am Gautinger Feld und am Flughafen Oberpfaffenhofen – sehe sie „Licht am Ende des Tunnels. Wir müssen aktiv sein, wir haben viele Ausgaben.“ Zwar stecken die beiden anderen Gebiete noch in der Planung. Aber: „Mein Ziel ist es, in zweieinhalb Jahren den Bebauungsplan für das Gautinger Feld fertig zu haben.“