Noch führt die Treppe ins Nichts. Die Stiegen, die zur im Werden begriffenen S-Bahn-Station unmittelbar an der Friedenheimer Brücke führen, sind bereits fertig. Der Name, den die zweite Haltestelle in Laim tragen soll, steht für den Bezirksausschuss Laim (BA 25) und viele Laimerinnen und Laimer indes noch lange nicht fest. Geht es allerdings nach der Aurelis Real Estate – Grundstückseigentümerin, Entwicklerin und Bauherrin des Stadtquartiers „Am Hirschgarten”, das auf einem jenseits der Bahntrasse gelegenen Areal entsteht – dann wird der neue S-Bahnhof „Hirschgarten” heißen. Das habe ein Arbeitskreis aus Mitarbeitern des Münchner Verkehrsverbundes, der bayerischen Eisenbahngesellschaft und der Deutschen Bahn so beschlossen. Die Bahn bestätigt: „Der Name ‘Hirschgarten’ ist unumstößlich.”
Das ärgert die Laimer. Denn: „Der Hirschgarten ist viel zu weit weg”, wie es der Vorsteher des BA 25 bereits Anfang April dieses Jahres formulierte. Für Josef Mögele (SPD) stand auch bei der jüngsten Sitzung des BA fest: „Für mich bleibt das die Friedenheimer Brücke.“ Der Brief eines Bürgers ans Stadtteilgremium hatte die Diskussion um den Namen für den neuen S-Bahn-Halt, der im Dezember 2009 seinen Betrieb aufnehmen soll, erneut entfacht. Der Laimer schreibt: „Ich bin der Meinung, der zukünftige S-Bahn-Halt kann nur ‚Friedenheimer Brücke’ heißen. Was gibt es klareres, wenn der Zug schon unter jener hält.“ Für den Mann sind alle mittlerweile getroffenen Maßnahmen, um die Namenswahl plausibel zu machen, Augenwischereien, „damit das Kind den Namen ‚Hirschgarten’ doch noch verdient.“ Er halte es für abwegig, dass die S-Bahn-Station „Friedenheimer Brücke” mit dem U-Bahnhof Friedenheimer Straße verwechselt werden könne.
Dieser Meinung schließt sich das Lokalparlament mehrheitlich an. Peter Stöckle, CSU-Fraktionssprecher, macht sich dafür stark, die Haltung des BA zu bekräftigen. Stöckle: „Die in Bau befindliche Station unterhalb der Friedenheimer Brücke soll als Friedenheimer Brücke bezeichnet werden.“ Das müsse der Stadtspitze zur Kenntnis gegeben werden. Klare Worte findet die neue Vorsitzende des Planen/Bauen- Ressorts, Anette Zöllner (CSU): „Das entspringt einer Bauträgermentalität diesen Ort aufwerten zu wollen. Nur deshalb wird jeder Hühnerstall als Palais oder Residenz bezeichnet.” Erst der Name mache die Anlage, so sähen es wohl die Manager der Investoren, schöner und attraktiver. Zöllner fürchtet in diesem Zusammenhang sogar, der Hirschgarten könne sein Flair verlieren. Sie setzt sich dafür ein, auf dem Namen „Friedenheimer Brücke” zu bestehen.
Allein Doris Lindner, neues BA-Mitglied der FDP, äußert sich ablehnend zu dem Vorschlag. Sie bevorzugt die Bezeichnung „Hirschgarten”. Bei „Friedenheimer Brücke” liege die Verwechslungsgefahr zu nahe, meint sie. Das will Martha Mertens von der SPD-Fraktion nicht nachvollziehen. „An der Donnersberger Brücke gibt es auch eine Bus-Haltestelle Donnersberger Straße und niemand verwechselt die beiden Stationen“, argumentiert sie. BA-Vorsteher Josef Mögele schlug während der Sitzung des Gremiums augenzwinkernd vor, mit den Kollegen des Nachbar-Bezirksausschusses Neuhausen/Nymphenburg einen Ortstermin zu organisieren und ein Bier im Hirschgarten zu trinken. Dabei könne leicht festgestellt werden, was näher am neuen S-Bahn-Halt liege, die Parkanlage oder die Brücke. Der BA Neuhausen, in dessen Bezirk der Hirschgarten liegt, hatte sich für den Namen „Hirschgarten“ ausgesprochen. Die Laimer BA-Mitglieder stimmten bei zwei Gegenstimmen dafür, sich für den seit langem von ihnen favorisierten Namen „Friedenheimer Brücke“ stark zu machen.