Seit Sonntagmorgen 3.10 Uhr fährt die S-Bahn planmäßig den neuen Haltepunkt „Hirschgarten” an. Damit ist nicht nur das gleichnamige neue Quartier bestens an den öffentlichen Nahverkehr angeschlossen, auch für Teile von Laim und dem Westend ist die S-Bahn nun wesentlich schneller als zuvor zu erreichen. Seit 1972 ist es der erste neue Haltepunkt, der an der Stammstrecke errichtet wurde.
Um diesen Umstand gebührend zu feiern, trafen sich bereits am Freitagvormittag Politiker und Vertreter der Stadt München, des Freistaats, des Projektentwicklers aurelis und der Deutschen Bahn AG zu einem Festakt in einem beheizten Zelt nahe der S-Bahnstation Hirschgarten. Viele der Festgäste nahmen zuvor die Gelegenheit wahr, an einer „Jungfernfahrt ins Grüne” teilzunehmen. „Hirschgarten” stand auf dem S-Bahn-Sonderzug, der die Gäste direkt vom Hauptbahnhof zum neuen Haltepunkt brachte.
Der moderne Bahnsteig liegt direkt unterhalb der Friedenheimer Brücke, ist 210 Meter lang, zehn Meter breit und über einen Lift barrrierefrei erschlossen. Rund 840 S-Bahnen halten hier nun täglich. Fast die Hälfte der Gesamtkosten für den Haltepunkt von 13,3 Millionen Euro, nämlich 6,5 Millionen, trägt die aurelis, die für die Gesamtentwicklung des Stadtquartiers Am Hirschgarten sowie die Überplanung und Erweiterung des Landschaftsparks verantwortlich zeichnet. Einen Festbetrag von 5,6 Millionen Euro übernimmt der Freistaat, die Deutsche Post, die ebenfalls Flächen auf dem Areal hat, beteiligt sich mit 1,2 Millionen.
Als „echten Meilenstein” bezeichnete aurelis-Regionalleiter Stefan Wiegand die Eröffnung des neuen Haltepunkts. Im Zwei-Minuten-Takt könne man von hier ab- und anfahren und in kürzester Zeit fast jedes Ziel innerhalb Münchens erreichen. „Der S-Bahn-Halt wertet also nicht nur unser Stadtquartier auf, er ist auch eine Bereicherung für die Stadt München”, betonte er. Ähnlich sahen es auch die anderen Redner. Es sei ein wichtiges S-Bahn-Projekt, versicherte Klaus-Dieter Josel, Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn. Sein Wunsch gehe dahin, dass auch andere wichtige Projekte wie die 2. Stammstrecke jetzt zügig realisiert werden können.
Ministerialdirigent Hans Peter Göttler vom Bayerischen Wirtschaftsministerium beschwor die Symbolkraft der Eröffnung. „Das muss auch im Großen gelingen”, forderte er. „Es braucht eine nachhaltige Ertüchtigung des Bahnknotens München.” Mit rund 800.000 Personen pro Tag sei die S-Bahn an ihre Kapazitätsgrenzen gestoßen. Es sei Zeit für die 2. Stammstrecke. Im Hinblick auf die Olympiabewerbung 2018 sei Eile geboten.
Als „einzige Lösung, die unter heutigen Bedingungen realisiert werden kann”, bezeichnete auch Alexander Reissl die 2. Stammstrecke. Der Fraktionschef der Rathaus-SPD, der in Vertretung von OB Ude gekommen war, plädierte mit Nachdruck für den Bau und drückte seinen Unmut darüber aus, dass sich die Zweifler auch vom neuen Gutachten nicht überzeugen lassen wollten, obwohl bereits 2001 die Erkenntnis vorgeherrscht habe, das ein zweiter Tunnel wirtschaftlicher und besser als der Südring sei. Er hoffe, dass die Diskussion dazu führe, dass diese bessere Lösung gebaut werden kann, erklärte er und wünschte der S-Bahn weiterhin viele Fahrgäste und eine gute Zusammenarbeit mit der Stadt München.