Höher als die Türme des Doms zu Unserer Lieben Frau in der Münchner Altstadt, kurz Frauenkirche genannt, soll kein Gebäude sein in München. Dafür hat die Mehrheit der Münchnerinnen und Münchner beim Volksentscheid im Jahre 2004 gestimmt. Der nördliche Zwiebelturm dieser Kathedralkirche des Erzbischofs von München und Freising ragt 98,75 Meter in den Himmel, der südliche 98,45 Meter. Um den Heimeranplatz im Westend sind an der Bahnlinie in den vergangenen Jahren einige Hochpunkte entstanden, die sich der zulässigen Hochhaushöhe von 100 Meter allmählich nähern.
Das Fraunhoferinstitut in der Hansastraße misst 65 Meter, das Arabella-Westpark-Hotel mit zwölf Geschossen 35 Meter, das ehemalige Philips-Hochhaus an der Garmischer Straße aus dem Jahr 1958 38 Meter. Sie stechen aus der übrigen Bebauung auffällig hervor. Die künftige ADAC-Zentrale in der Hansa-Straße soll das Fraunhoferinstitut sogar an Höhe übertreffen. Sie wird 87 Meter hoch werden. Es gibt überdies Pläne, das Areal zwischen Garmischer Straße und Ridlerstraße völlig neu zu gestalten.
Anstelle des „Philips-Hochauses” soll demnach ein neuer Büroturm entstehen. Der Bezirksausschuss Schwanthalerhöhe (BA 8) will von vornherein sicherstellen, dass das Gebäude nicht 85 oder 100 Meter in den Himmel wachsen wird. Einstimmig beschloss das Lokalparlament, beim Bau des Hochhauses dürfe die 50 Metermarke nicht überschritten werden. Durch technische Aufbauten laufe es dann sowieso auf fast 60 Meter hinaus.
„Dieser Platz kann kaputtgemacht werden“, warnt Ludwig Wörner (SPD), Vorsteher des Bezirksausschusses. Es gelte deshalb, für den geplanten Architektenwettbewerb die Höhenentwicklung im voraus festzulegen. Der Bauausschuss mit seinem neuen Vorsitzenden Gerhard Meyer (SPD) und mit Sibylle Stöhr von den Grünen – die ist zweite stellvertretende BA-Vorsitzende – hatten die Auffassung vertreten, eine Höhe von 60 Metern vertrage sich mit der Umgebung. Das geht dem Vorsitzenden der CSU-Fraktion, Thomas Hofstätter, zu weit. „Ein Hochhaus mitten im Altbestand“, müsse verhindert werden. Er schlug 40 Meter Höhe vor. Der Vize-BA-Vorsitzende Hans-Jürgen-Bucko (CSU) fürchtet um den Platzcharakter des Heimeranplatzes. Er sieht darüber hinaus ein Ungleichgewicht zwischen Arabella-Wetspark-Hotel und dem geplanten Büro-Komplex auf der gegenüberliegenden Seite: „Die Bebauung auf diesem Grundstück sollte dem „Arabella-Park-Hotel“ angepasst werden.“ Ludwig Wörner machte einen Kompromissvorschlag: „Die maximale Höhe sollte 50 Meter sein. Das ist noch nicht zu massiv.“ Durch nicht genehmigungspflichtige technische Aufbauten werde der Bau sowieso noch um mindestens sechs Meter an Höhe zunehmen. Wie das Areal am Ende aussehen werde, darüber müsse beim Wettbewerb der Architekten geredet werden. Wörner: „Das hängt sehr vom Investor ab.“ Das Gremium folgte Wörners Vorschlag geschlossen.
Am 16. Juli wird, wie die Dinge stehen, der Planungsausschuss des Stadtrats grundsätzlich über das Vorhaben beschließen. Die städtebaulichen Rahmendaten werden die Grundlage für das Ausloben eines Architektenwettbewerbs bilden. Dem Preisgericht sollen Mitglieder der drei Stadtratsfraktionen, Stadtbaurätin Elisabeth Merk sowie ein stimmberechtigtes Mitglied des BA 8 angehören. Die Stadtbaurätin meint in der Beschlussvorlage: „Das ‚Philips-Hochhaus’ wird auf Grund seiner geringen Grundfläche von 200 Quadratmetern je Geschoss und seiner beengten Erschließungsflächen den heutigen Anforderungen an ein Bürogebäude nicht mehr gerecht.“ Der private Eigentümer wolle deshalb das Haus abreißen und das Areal komplett neu ordnen. Er strebe einen langfristig gut nutzbaren, zeitgemäßen und städtebaulich sowie architektonisch anspruchsvollen Bürokomplex an. Sie merkt an, eine städtebauliche Untersuchung habe gezeigt, dass eine Situierung an der Bahn mit einer Höhe zwischen 50 und 60 Metern möglich ist. Merk: „Aufgrund der hohen Standortgunst, die durch die Anbindung an den ‚Mittleren Ring’ und den U- und S-Bahn-Knotenpunkt ‚Heimeranplatz’ gegeben ist, erscheint eine kompakte Bebauung vorstellbar. Voraussetzung hierfür ist, dass sich keine städtebaulichen Spannungen gegenüber der sensiblen Nutzung des Westends als auch für das Stadtbild ergeben und sich die Höhenentwicklung in das Stadtbild einfügt.“