„Wir könnten 100 Kinder aufnehmen”, sagt Pfarrer Franz Frank über die Kita seiner Pfarrei St. Margaret, „aber unsere Personaldecke ist zu dünn.” Erst im Mai 2011 war die Kita zusammen mit dem neuen Pfarrzentrum eingeweiht worden. Die Nachfrage nach Plätzen ist auch in Sendling hoch. Die vier Gruppen (drei im Kindergarten und eine für die Hortkinder aus der Plinganserschule) in St. Margaret versprachen etwas Entlastung. Doch statt die zur Verfügung stehenden 100 Plätze zu besetzen, können ab September nur 78 Kinder die Kita besuchen - und auch hinter dieser Zahl steht noch immer ein großes Fragezeichen.
„Wir hatten jetzt einfach Pech”, meint Kita-Leiterin Claudia Wichmann: Nachdem in den vergangenen vier Jahren nicht eine einzige Fachkraft das Team verließ, gehen nun gleich drei Mitarbeiterinnen. Der Zufall will es, dass sich für sie alle gleichzeitig neue persönliche Chancen aufgetan haben: Eine Kollegin hat nach vielen Jahren eine Arbeitsstelle in ihrer Heimatstadt Mindelheim gefunden, die anderen beiden übernehmen neue Aufgaben bei der Kinderbetreuung in Einrichtungen für Flüchtlinge bzw. einer Klinik. Auch dort sucht man händeringend Erzieherinnen - doch das Schließen der einen Lücke reißt andere auf.
„Wir haben ein fantastisches Klima mit unseren Eltern und dem Personal”, meint Pfarrer Frank, „die Stimmung ist an sich ganz toll.” Das zeigt nicht nur die über viele Jahre hinweg beständige Situation im Kita-Team, sondern auch die Unterstützung seitens der Eltern. Sie helfen mit bei der Personalsuche - die einen ersten Erfolg brachte: Mit Michaela Zintl Kubickova wird im September zumindest eine neue Fachkraft das Kita-Team ergänzen. DIe Sozialpädagogin arbeitete bisher in der Wohnungslosenhilfe und hat selbst Kinder in der Kita. Sie freut sich auf die neue Aufgabe.
Anders als bei ihr fehlt bei vielen Bewerbern die Anerkennung als pädagogische Fachkraft, weist Heidi Einzinger auf ein weiteres Problem hin. Sie arbeitet für die Kirchenstiftung (die Trägerin der Kita) und auf ihrem Tisch landen die Bewerbungen für die freien Stellen. Die Regelungen für die Anerkennung führen mitunter zu absurden Ergebnissen: Ein Heilerziehungspfleger würde gerne in St. Margaret arbeiten - darf aber nicht als Fachkraft in der Kita anfangen. In einer integrativen Einrichtung gäbe es für ihn dagegen keine Hürden, obwohl dort die Herausforderungen größer wären als in der Sendlinger Kita. „Das geht nicht in meinen Kopf”, erzählt Einzinger. Sie erinnert sich an noch gar nicht so lange zurückliegende Zeiten, als auf eine Stelle für eine Kinderpflegerin noch Dutzende von Bewerbungen kamen. Damals riet man den Schulabgängern ab, diesen Beruf zu wählen; doch inzwischen hat man die Kinderbetreuungseinrichtungen deutlich ausgebaut. Die Personalentwicklung hinkt hinterher „Es war absehbar, dass es so kommt: Die Schere geht auseinander”, so Einzinger.
Claudia Wichmann würde gerne die Kinderpflegerinnen als Fachkräfte eingebunden wissen. Doch Kinderpflegerinnen gelten nur als pädagogische „Ergänzungskräfte”, da ihre Ausbildung kürzer ist als die von Erzieherinnen. Kinderpflegerinnen können sich zwar zur Erzieherin weiterbilden, doch das ist kompliziert und zeitaufwendig - in der Regel nicht zu schaffen, wenn man parallel arbeitet und eigene Kinder erzieht. Dabei leisten Kinderpflegerinnen in der Praxis die gleiche Arbeit wie Erzieherinnen, so Wichmann, und sie sammeln jede Menge Berufserfahrung. Eine bessere Einbindung der Kinderpflegerinnen ist für Claudia Wichmann eine Möglichkeit, dem Personalmangel zu begegnen: „Das wäre eine Entlastung”, lautet ihre Einschätzung.
St. Margaret sucht weiter Erzieher für seine Kita. Kontakt: Pfarrbüro, Tel. 764440.