Zu seinem diesjährigen Neujahrsempfang hat der CSU-Ortsverband Germering am vergangenen Sonntag im Roßstall-Stadl wieder viele politisch und gesellschaftlich interessierte Persönlichkeiten begrüßen können, darunter Bundestagsvizepräsidentin Gerda Hasselfeldt, Landtagsvizepräsident Reinhold Bocklet, Landrat Thomas Karmasin, Altoberbürgermeister Peter Braun, zahlreiche Stadträte sowie Professor Heinrich Oberreuter, der sich in seinem Vortrag „Gedanken zum neuen Jahr“ machte. Die hatte sich auch der CSU-Ortsvorsitzende Emil Schneider gemacht: Nachdem er bei seiner Eröffnungsrede eine lange Liste von Personen, Schulen, Vereinen und sozialen Einrichtungen begrüßt hatte, stellte er fest: „Diese lange Begrüßung wurde von mir bewusst gewählt, denn sie zeigt, wie vielschichtig Germering ist.“
In Germerings Vielschichtigkeit sieht der CSU-Ortsvorsitzende Emil Schneider ein großes Potential: „Zukunft fällt nicht vom Himmel. Sie wird vor allem hier gemacht, von den Menschen vor Ort.“ Die Bürgergesellschaft, „die wir in Germering leben“, müsse weiterentwickelt werden. Verantwortungsbewusstsein, Solidarität und Gemeinsinn seien wichtiger denn je.
Auch der Politikwissenschaftler Professor Heinrich Oberreuter ging anschließend in seinen „Gedanken zum neuen Jahr“ auf das Thema „Bürgergesellschaft“ ein und forderte die Anwesenden auf: „Die Köpfe, die wir hier versammelt sehen, haben die Pflicht andere mitzureißen, die vielleicht der Lethargie verfallen sind!“
Heinrich Oberreuter, 1942 in Breslau geboren, studierte Politikwissenschaft, Geschichte, Kommunikationswissenschaft und Soziologie an der LMU München; seit 1993 ist er Direktor der Akademie für Politische Bildung in Tutzing und Direktor des Instituts für Journalistenausbildung Passau. Er sei gerne nach Germering gekommen, treffe er hier doch „alte Freunde“, spielte Professor Oberreuter auf seine Bekanntschaft mit Reinhold Bocklet seit den gemeinsamen Studientagen in München an.
Mit einer Rede zum Jahresbeginn erhalte man eigentlich den Auftrag „die Welt in Ordnung zu bringen“. Das falle zu Beginn des Jahres 2009 sehr schwer, so Oberreuter, auch in seinem unmittelbaren Umfeld wisse kein Mensch gegenwärtig die „Dimension dessen, was auf uns zukommt“. 2009 werde etwas ungemütlicher werden, als wir es gewohnt seien: „Wir werden uns sicherlich einschränken müssen!“ Kritik gab es von Seiten Oberreuters hauptsächlich auch für CSU und SPD: Seit den 70er Jahren sei das Vertrauen in die beiden Volksparteien und deren „politisches Personal“ radikal nach unten gegangen. Stabilität werde in Deutschland häufig mit Langeweile gleichgesetzt, dabei habe sie für eine demokratische Gesellschaftsordnung eine „ganz, ganz große Bedeutung“.
Auch sieht Professor Oberreuter einen Verdruss in der Bevölkerung, „sich permanent auf den Hightech- und Globalisierungstrip mitnehmen zu lassen“. Die Bedeutung von Lokalem, die „Glocalisation“, schiebe sich immer mehr in den Vordergrund und eine Rückkehr zu „wertkonservativen Standpunkten“. Heinrich Oberreuter versicherte den Anwesenden: „Die Leute möchten in einer humanen Gesellschaft leben. Sie wollen in dieser ökonomischen Ungewissheit Orientierung haben!“ Der Politikwissenschaftler appellierte an die Selbstverantwortung, keiner solle Staat und Systeme für seine Lebensumstände verantwortlich machen: „Es mag über uns hereinbrechen was will, wir haben Sozialkapital genug, um aus dieser Gesellschaft heraus gestaltende Zuversicht zu mobilisieren.“