Vertreterinnen und Vertreter des Bezirksausschusses, der Kirchengemeinden und zahlreiche Nachbarn waren am 30. Juli 2016 eingeladen, das Wohnprojekt für unbegleitete heranwachsende Flüchtlinge in der „Ziegelei“ in Lochhausen zu besuchen. Bei strahlendem Wetter konnten rund 50 Gäste begrüßt werden, die gemeinsam mit den Bewohnern und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Einrichtung bei einem Sommerfest das einjährige Bestehen zu feiern.
Nach langen Renovierungsarbeiten konnte „die Ziegelei” im September 2015 ihre Tore öffnen. 24 unbegleitete heranwachsende Flüchtlinge im Alter zwischen 18 und 25 Jahren haben hier eine neue Bleibe gefunden. Zwei Sozialpädagoginnen und fünf weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterstützen die Bewohner während ihrer Ausbildung fast rund um die Uhr. Nach dem Motto „Hilf mir, es selbst zu tun” wird die Selbständigkeit aktiv gefördert. Ob es um MVV-Monatskarten, Ämtergänge, Mietangelegenheiten, Bewerbungsschreiben, Fahrradreparaturen oder das Lampenfieber vor dem Deutschtest geht – die Betreuerinnen und Betreuer geben Hilfestellung und Unterstützung.
Neben einer Fotoausstellung, dem selbstgemachte Essen und der Musik der „Haus-Band“ zählten vor allem die persönlichen Schilderungen von drei jungen Flüchtlingen zu den Highlights dieses Nachmittags. Dabei wurde eins deutlich: Wer im Alter von 11-14 Jahren aus Somalia, Eritrea, Syrien oder Afghanistan vor Krieg und Terror flieht, Familie und Heimat zurücklässt, will vor allem ein selbstbestimmtes Leben in Würde und Sicherheit führen, eine lebenswerte Zukunft haben. Lange und gefährliche Fluchtwege, große sprachliche Hürden, mühsame Wege durch die juristischen Instanzen, Heimweh und die Last der Erinnerungen - all das nehmen diese Jugendlichen bereitwillig auf sich und wachsen daran. Sie sind entschlossen, sich über Bildung und Ausbildung in unsere Gesellschaft zu integrieren. Mit ihren Fähigkeiten und ihrem Engagement möchten sie der Gesellschaft, die Menschen unterschiedlichster Herkunft ein friedliches Zusammenleben ermöglicht, aber auch etwas zurückgeben – aus Dankbarkeit und Respekt.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Wohnprojekts und die Verantwortlichen des Sozialreferats konnten beim Sommerfest eine durchweg positive Bilanz ziehen: Nach Jahren der Flucht, der Ankunft in Deutschland, nach Sprachkursen und den ersten Schritten im neuen Lebensumfeld ist das Wohnprojekt die letzte Station vor dem Leben „in der freien Wildbahn”. Alle Bewohner befinden sich in schulischer oder beruflicher Ausbildung. Sie werden von hier aus nach Beendigung der Ausbildung Arbeit und eine eigene Wohnung suchen. Diesen Schritt zu schaffen, wird für die jungen Menschen ein weiterer großer persönlicher Erfolg sein.