„Mein Leben fängt noch an”

Birgit Zeitler in ihrem Bürgerhaus-Büro: Ende der Woche beginnt für sie ein neuer Lebensabschnitt. (Foto: bb)
Birgit Zeitler in ihrem Bürgerhaus-Büro: Ende der Woche beginnt für sie ein neuer Lebensabschnitt. (Foto: bb)
Birgit Zeitler in ihrem Bürgerhaus-Büro: Ende der Woche beginnt für sie ein neuer Lebensabschnitt. (Foto: bb)
Birgit Zeitler in ihrem Bürgerhaus-Büro: Ende der Woche beginnt für sie ein neuer Lebensabschnitt. (Foto: bb)
Birgit Zeitler in ihrem Bürgerhaus-Büro: Ende der Woche beginnt für sie ein neuer Lebensabschnitt. (Foto: bb)

Neuen Herausforderungen sieht Birgit Zeitler entgegen. Die langjährige Bürgerhaus-Leiterin verlässt Ende kommender Woche das Gräfelfinger Kulturhaus für immer, um in den Ruhestand zu gehen. „Mein Leben fängt noch an”, sagt sie. „Ich habe keine Briefmarkensammlung und werde auch nicht in die Toscana fahren, aber ich will frei sein und fordere mich heraus.” Sie sei kein Hobbytyp und müsse nicht ständig ausgebucht sein, sondern wolle erst einmal Veränderungen zulassen. „Das ist spannend.” Vor einiger Zeit hat Birgit Zeitler zu malen begonnen — Bäume, Gesichter oder Blumenwiesen in Wasserfarben und Kreide.

„Der Job hat mich inspiriert”, resümiert sie. „Man bekommt 1000 Anregungen, wenn man selbst kreativ ist.” In den 18 Jahren, in denen sie das Bürgerhaus leitete und verwaltete, hat das Haus eine Entwicklung durchlaufen, die sie selbst angestoßen und gefördert hat. Das vorgegebene Konzept ließ Birgit Zeitler zwar nicht allzu viel Freiraum, doch diesen nutzte sie.

„Es ist ein Korsett, in dem man sich bewegt”, meint sie. Ein richtiges Budget, aus dem sie schöpfen konnte, hatte sie nicht. Für die Thementage, den kulturellen Dämmerschoppen oder die Kabarettabende, die sie installierte und bei denen das Bürgerhaus als Veranstalter auftrat, musste sie die Gelder stets beantragen. „Der größte Teil läuft auf Vermietung. Man muss schauen, wen man ins Haus holt und was Sinn macht.”

Welche Facetten dabei zum Tragen kämen, liege natürlich an der leitenden Person, konstatiert Birgit Zeitler. „Das Bürgerhaus hat viele Möglichkeiten.” Sie habe durch die persönlichen Kontakte, die im Laufe der Jahre entstanden sind, viel Rückhalt gespürt. Und da sie völlig neutral und nirgends eingebunden gewesen sei, habe sie auch alle Gruppierungen und Vereine am Ort gleichberechtigt behandelt. „Das sehe ich als Vorteil”, sagt sie.

Zähe Geschichte

Als Birgit Zeitler vor fast 18 Jahren die Stelle annahm, hatte diese keinen klaren Umfang und kein Profil. Denn als das Bürgerhaus 1984 eröffnet wurde, war eigentlich gar keine Stelle vorgesehen, sondern eine Mitarbeiterin der Bücherei machte die Verwaltung mit. Da sich dies aber nicht als praktikabel erwies, wurde ein Arbeitsplatz geschaffen. Ein Büro gab es im Bürgerhaus ebenfalls nicht, also richtete man es in der Künstlergarderobe ein. Birgit Zeitlers Vorgängerin war Ingeborg Ernst, die einige Jahre hier wirkte.

„Anfangs war kein Konzept vorhanden und keine Vorstellung da, was mit dem Haus zu tun ist”, meint die Bürgerhaus-Leiterin rückblickend. „Es musste erst ein Image aufgebaut werden. Es war eine zähe Geschichte.” Um einen Namen für ihre Funktion hat sich die Gemeinde lange herumgedrückt. Gräfelfings damaliger 3. Bürgermeister Sigi Segl prägte schließlich den Ausdruck „Bürgerhaus-Fee”, der sich für einige Zeit festsetzte.

Veränderungen

Natürlich seien die Verwaltung, die Mietverträge und alles was dazu gehöre, ein großer Teil der Arbeit, äußert Birgit Zeitler. Sie habe sich aber auch jede Kunstausstellung angeschaut, habe sich über die Künstler und Referenten, die ins Haus kommen wollten informiert, und schon bald die ersten Thementage initiiert, um die Vereine und Institutionen in der Gemeinde kennen zu lernen. Aus der positiven Resonanz heraus entstand eine Veranstaltungsreihe, die zur Vernetzung in der Gemeinde beitrug. Im Frühjahr 2007 fanden die letzten Thementage „Wege” statt. Das sei der Zeitpunkt gewesen, ab dem sie sich innerlich gelöst habe. Schließlich habe sie ja gewusst, dass bald ein neuer Lebensabschnitt beginnen werde.

In den letzten Jahren hat sich der Kunst- und Kulturbetrieb im Bürgerhaus verändert. Die Kunstausstellungen sind zurückgegangen, weil sich viele Künstler die Kosten dafür nicht mehr leisten können. Birgit Zeitler hat darauf reagiert und im letzten Herbst einen eintägigen „Kunst-Handel” veranstaltet, bei dem sich Künstler kostenfrei präsentieren konnten. „Das war noch einmal ein schönes Highlight”, sagt sie. „Das Bürgerhaus bietet viele Möglichkeiten. Derjenige, der es leitet, präge auch das Bild. Ich wünsche dem Bürgerhaus alles Gute.”

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