Der evangelische Pfarrer Alfred Krauth besteigt gern den Kleinbus, um nach Neufahrn bei Parsdorf aufzubrechen, an die östliche Grenze seines großen Gemeindegebiets.
Mit dem katholischen Kollegen Janusz Surzykiewicz verbindet ihn eine herzliche Freundschaft, welche die Ökumene vor Ort beflügelt. Heute allerdings verstaut Krauth Talar und Beffchen zum letzten Mal im Wagen.
Der Kirchenchor singt, der Gottesdienstraum ist festlich geschmückt. Für den Abend hat man einen Imbiss vorbereitet. Ungewöhnlich ist der Aufwand zu Ehren des Pastors aus Feldkirchen schon, der in ein paar Tagen seinen Ruhestand antritt. Zudem galten die Evangelischen hier noch vor ein paar Jahrzehnten als »Heiden«. Wer jedoch bei der Laudatio des »Pater Janusz« aufmerksam lauscht, wundert sich nicht über die Pracht in der Kirche: Erlebnisse wie der ökumenische Bittgang zur Lindseekapelle am Purfinger Berg und die Einweihung des Sportplatzes in Parsdorf schweißten die Gläubigen beider Konfessionen in all den Jahren zusammen. Ferner schätzt man in der Kuratie Krauths Humanität und Kontaktfreude. Für den nüchternen protestantischen Theologen selbstverständliche Eigenschaften: Er habe seinen Beruf stets als Service am Menschen verstanden, führt dieser in der Predigt über einen Text aus dem Petrus-Evangelium aus. Als Hirte trage er nämlich besondere Verantwortung, und das bedeute für ihn »dienen, nicht etwa herrschen«.
Es wird eine fröhliche Feier, ganz ohne Trauer. Denn man sei dankbar für die gemeinsame Zeit, bekennt Surzykiewicz. Auch wenn man davon ausgehe, dass die Pfarrstelle in Feldkirchen nie wieder mit einem Seelsorger besetzt werde, der an Krauth heranreiche.