»Es ist eine große Ehre, Ihr Nachfolger zu sein« mit diesen Worten, einer herzlichen Gratulation und einem Dank für seine Verdienste um den Landkreis München schloss Landrat Christoph Göbel die Geburtstagsansprache für Altlandrat Dr. Joachim Gillessen, der Anfang April seinen 80. Geburtstag feiern konnte.
Als nicht nur von seiner Statur her großen, sondern als bislang in seinem Wirken größten Landrat des Landkreises München bezeichnete Göbel seinen »Vorvorvorgänger«, der bis 1996 ganze 26 Jahre lang an der Spitze des Landkreises München stand. »Ohne Sie gäbe es heute den Landkreis nicht mehr«, so der amtierende Landrat weiter. Es sei ganz entscheidend das geschickte Agieren Gillessens gewesen, dass der Landkreis München bei der Gemeindegebietsreform Anfang der 1970er Jahre nicht zerschlagen worden, sondern sogar gestärkt, nämlich erweitert um etliche Gemeinden im südlichen Landkreisgebiet, hervorgegangen ist.
Sein Handeln wirkt bis heute
Unter Gillessen hat der Landkreis München entscheidende Entwicklungen genommen. Der konzentrierte Ausbau der Infrastruktur, etwa im Bildungsbereich oder im öffentlichen Verkehr, legten den Grundstein für das bis heute anhaltende wirtschaftliche Gedeihen.
Unter den Festgästen, die am vergangenen Donnerstag zu einer kleinen Feierstunde ins Landratsamt gekommen waren, waren nicht nur die Nachfolger Joachim Gillessens, die Altlandräte Heiner Janik und Johanna Rumschöttel, amtierende wie ehemalige Mitglieder des Landtags und aus dem Kreistag jeglicher politischer Couleur, auch der ehemalige Regierungspräsident Werner- Hans Böhm gehörte zu den Gratulanten und Weggefährten.
Loyal, pflichtbewusst und engagiert
Werner-Hans Böhm, der als juristischer Staatsbeamter selbst einige Jahre am Landratsamt München unter Landrat Gillessen tätig war und später als Regierungspräsident erneut ein Jahr lang intensiv mit ihm zusammenarbeitete, plauderte bei der vormittäglichen Feierstunde aus dem Nähkästchen. Sehr persönlich schilderte er seine Wahrnehmung des Altlandrates, den er zu seinen wichtigen Vorbildern zählt. Die Personalführung, die auf gute Kommunikation und Vertrauen baute, sowie sein Amtsverständnis stellte er dabei in den Mittelpunkt seiner Rede. Seinen jungen, meist noch relativ unerfahrenen Staatsbeamten ließ Gillessen laut Böhm viel Freiraum und griff nur im Notfall ein.
Anekdotisch berichtete er aber auch von einem kleinen Kästchen, das damals neben dem Telefon auf seinem Schreibtisch stand und mit dem jederzeit eine direkte Verbindung zum Landrat möglich war. In Mitarbeiterkreisen vermutete man hierin bisweilen eine Abhöranlage. Auch sein professioneller Umgang mit der Janusköpfigkeit des Landratsamtes als Staats- und gleichzeitig Kreisbehörde stieß auf seine Bewunderung. Gillessen verhielt sich in jede Richtung loyal, war
pflichtbewusst und über alle Maßen engagiert.
]Landrat mit Leib
und Seele
Bescheiden gab sich dagegen der Jubilar, der sich für das »fast überzogene Lob« bei Göbel und Böhm herzlich bedankte. Mit wie viel Herzblut Gillessen sein Amt ausgeübt hatte, war auch für jene Gäste deutlich zu spüren, die den Altlandrat in
seiner aktiven Zeit nicht erlebt hatten. Neben dem Erflog bei der Gebietsreform, den er weniger sich selbst, sondern vor allem dem geschlossen hinter ihm stehenden Kreistagskollegium, den Bürgermeistern und insbesondere auch den Bürgerinnen und Bürgern, die in zwei Abstimmungen in den nördlichen Landkreiskommunen und im Würmtal mit mehr als 99 Prozent bzw. rund 96 Prozent für einen Verbleib beim Landkreis München gestimmt hatten, zuschrieb.
Ein kleiner Geniestreich war auch die Förderung des Ausbaus von Kindergartenplätzen, die der Landkreis so lange und ohne Zuständigkeit finanziell unterstützte, bis Schwung in die Sache kam und die Kommunen auch ohne Anreiz die
Notwendigkeit erkannt hatten. Der Ausbau der weiterführenden Schulen allein zehn Gymnasien entstanden in seiner Amtszeit , die Einrichtung einer Feuerwehreinsatzzentrale und eines gemeinsamen Notarztdienstes von Stadt und Landkreis München, lange bevor es in Bayern ein Rettungsdienstgesetz gab, die Erweiterung des MVV-Gebietes über die Stadtgrenzen hinaus in die Landkreise, die er federführend voranbrachte, waren weitere Höhepunkte seines Wirkens. Auch das Jobsharing für Staatsjuristinnen führte Gillessen als erster in einem Landratsamt ein.
Besonders wichtig war ihm seit jeher der Bezug zu den Bürgerinnen und Bürgern. Zwei halbe Arbeitstage waren daher immer für persönliche Vorsprachen reserviert.