Von Daniel Mielcarek
In rund dreißig Minuten unbeschwert vom Hauptbahnhof München nach Garching kommen: für einen Autofahrer schon fast Wunschdenken, für den Radfahrer ein Blick in die Zukunft. Ein Radschnellweg, der durch die Maxvorstadt und Schwabing führen soll, wird dies ermöglichen. Der Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer übergab hierfür einen großzügigen Förderbescheid. Mit 2,3 Millionen Euro will der Bund das Pilotprojekt fördern. Mit den Mitteln können Stadt und Landkreis München ab sofort die Planungen vorantreiben und konkretisieren, etwa wie die genaue Trassenführung verlaufen soll. Die Kommunen rechnen mit bis zu 15.000 Radlern pro Tag auf dem ersten Radschnellweg Oberbayerns.
Dr.-Ing. Florian Paul ist Radverkehrsbeauftragter der Landeshauptstadt und geht für das Münchner Wochenblatt in die Einzelheiten des Projekts: "Der Radverkehr boomt seit Jahren in München", so Paul, "nicht zuletzt auch noch stärker durch die Corona-Krise. Im Tagesdurchschnitt sind etwa 300.000 bis 400.000 Münchner jeden Tag mit dem Fahrrad unterwegs. Dabei legen die Radfahrenden jeden Tag im Durchschnitt 3,1 Millionen Personenkilometer zurück." Ein solcher Radschnellweg ist eine Konsequenz daraus und nur ein Teil der großen Baumaßnahme, die sich zu einer kompletten Radschnellverbindung (kurz RSV) zusammenfügt. Sie soll eine Länge von zirka 23,3 Kilometer bekommen, davon verlaufen dann zirka 9,1 Kilometer auf Münchner Stadtgebiet, stets entlang von Hauptstraßen.
Die Strecke ist für alle Radler geeignet, verspricht Paul: "Es wird so geplant, dass eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 20 km/h möglich sein sollte", äußert er sich weiter. "Damit ist die Radschnellverbindung natürlich für die vielen Pendler, zum Beispiel von der Wohnung zur Arbeit, besonders attraktiv. Selbstverständlich kann und darf die Verbindung aber von jedem genutzt werden."
Was macht eine Radschnellverbindung eigentlich aus? Laut Auskunft von der Stadt dient sie grundsätzlich und ausschließlich den Radfahrern. Eine getrennte Führung soll "Konflikte mit Autofahrern" als auch Fußgängern vermeiden. Sie wird deutlich breiter als ein Fahrradweg, nämlich mindestens vier Meter, wenn beide Richtungen auf einem gemeinsamen Weg geführt werden oder drei Meter, wenn jede Fahrtrichtung einen eigenen Weg bekommt. Sie ermöglicht sowohl das Nebeneinanderfahren als auch ein sicheres Überholen. Mit einer Geschwindigkeit von bis zu 30 Stundenkilometer dürfen die Radler sodann ihr Ziel - schnell und sicher - erreichen. Dafür sorgen möglichst wenige Stopps an Kreuzungen durch Über- und Unterführungen sowie ein Vorfahrtsrecht an Kreuzungen und Ampeln.
Momentan lässt die Landeshauptstadt München untersuchen, wie und wo Radschnellverbindungen von der Innenstadt auch in andere Richtungen gewährleistet sein können. Im Fokus liegen die Ziele Dachau, Markt Schwaben, Oberhaching, Starnberg und Fürstenfeldbruck. Radverkehrsbeauftragter Paul erklärt, dass die Strecke gen Norden als erstes in konkreter Planung ist, "da ein sehr hohes Nutzerpotenzial vorausgesagt wird und die Radschnellverbindung wichtige Quellen und Ziele verknüpft". Beispiele sind etwa das Uni-Stammgelände der TU und LMU in der Innenstadt mit dem Forschungscampus Garching.
Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer war vor Kurzem in Garching vor Ort, um den Förderbescheid an Bayerns Verkehrsministerin Kerstin Schreyer zu übergeben. Der Bau soll im Stadtgebiet nächstes Jahr beginnen und im Landkreis 2022. Am Münchner Stachus soll er starten, über den Odeonsplatz, die Leopold- und Ingolstädter Straße nach Neuherberg und dann über die B 13 bis nach Unterschleißheim soll der Radschnellweg weitergehen. Richtung Osten ist der Weg bis zum Forschungszentrum Garching geplant.
„Ich freue mich, wenn viele Menschen mit dem Fahrrad fahren“, brachte Ministerin Schreyer bei der Übergabe an. „Dafür brauchen wir die richtige Infrastruktur. Vor allem für Pendler, die weite Strecken zurücklegen, können Radschnellwege eine optimale Lösung sein.“ Bundesverkehrsminister Scheuer freute sich ebenfalls: „Mit den von uns geförderten Radschnellwegen in ganz Deutschland schaffen wir mehr Platz und mehr Sicherheit für die Radfahrer. Es freut mich, dass wir jetzt erstmals auch in Bayern einen neuen Radschnellweg fördern. In Zukunft fahren Radler und Pendler hier auf der Überholspur – und das sicher und bequem. Damit verlagern wir noch mehr Verkehr auf den klimafreundlichen Sattel.“