Man muss schon ein bisschen verrückt sein, um diesen Wassersport zu betreiben. Schwimmen ist zwar eine gesunde Sportart - jedoch bei einer Wassertemperatur von 1,6 Grad und 4 Grad Celsius Lufttemperatur Wettkämpfe auszuführen, erfordert wohl übermenschliche Kräfte. Drei Schwimmer der Delphine vom TSV Erding versuchten ihr jahrelanges Training am Kronthaler Weiher nun bei den Weltmeisterschaften im Eisschwimmen in Molveno (Italien) als Teil der deutschen Mannschaft unter Beweis zu stellen.
Unter 750 Teilnehmern aus 50 Nationen tauchten die drei gestählten Athleten ein ins 50m-Schwimmbecken - und brachten nach einer Woche insgesamt 14 Medaillen mit nach Hause an die Sempt. Im Schnitt wurde jeder zweite Start der Erdinger Delphine mit Edelmetall belohnt. Am ersten Tag musste das Becken erst von einer 5 cm dicken Eisschicht befreit werden, ehe die Eisschwimmer ins Wasser gehen konnten. Das Reglement erlaubt die Starts nur in Badehose oder Badeanzug sowie Schwimmbrille und Badekappe. Es gibt keinen Startsprung, keine Rollwende und eine Tauchphase von bis zu fünf Metern.
Den größten Erfolg erkämpfte sich Andreas Stanzl über 50m Rücken in 0:37,38 Minuten, was in seiner Altersklasse (60) mit einer Verbesserung von 9/100 die Goldmedaille und sogar einen neuen Weltrekord bedeutete. Über 100m Rücken verpasste Stanzl um Hundertstel den ersten Platz und gewann ebenso wie über 50m Delphin Silber. Jeweils Platz drei sicherte sich der Sprinter auf den Strecken 50m Freistil und 50m Brust.
Der Animator der Eisschwimmer, Franz Herbst, Altersklasse 65, schob sich jeweils über 500m Freistil, 250m Freistil, 50m und 100m Rücken sowie 50m und 100m Freistil unter die ersten Zehn. Mit je einer Bronzemedaille belohnte sich Herbst in seinen Paradestrecken, 100m Schmetterling und 100m Brust.
Mit dem Glückshormon Dopamin im Blut erkämpfte sich Jens Dittrich in der Altersklasse 45 insgesamt zwei Silber- und drei Bronzemedaillen. In den Kurzstrecken 50m Delphin und 50m Brust gab es jeweils den 2. Platz, über 100m Delphin, 100m und 50m Freistil einen verdienten 3. Platz. Die Langstrecken zehrten jedoch am Erdinger Schwimmer, so dass er über 250m und 500m nur noch den fünften Platz erreichen konnte. Auf der Strecke zu 1000m Freistil setzte sehr früh bei ihm das Kälteempfinden ein und jeder Armzug wurde zur Qual. Als seine innere Stimme ihn mahnte „Hey, spinnst du, raus hier, aber sofort” brach Dittrich bei 700 Metern seinen Wettkampf ab und achtete auf die Signale seines Körpers.
Nach jedem Wettkampf standen den Eisschwimmern selbstredend Sanitäter, Ärzte und Rettungstaucher zur Verfügung - und außerdem eine wohltemperierte Sauna.