Saudi-Arabien erwirbt die WM – Protest in Fankurven


Von Alfons Seeler
Sarkastische Kritik an der WM-Vergabe: Fans des TSV 1860 München. (Foto: Anne Wild)
Sarkastische Kritik an der WM-Vergabe: Fans des TSV 1860 München. (Foto: Anne Wild)
Sarkastische Kritik an der WM-Vergabe: Fans des TSV 1860 München. (Foto: Anne Wild)
Sarkastische Kritik an der WM-Vergabe: Fans des TSV 1860 München. (Foto: Anne Wild)
Sarkastische Kritik an der WM-Vergabe: Fans des TSV 1860 München. (Foto: Anne Wild)

Auf einem virtuellen Kongress vergab die FIFA per Akklamation die Fußball-Weltmeisterschaft 2034 an das absolutistisch regierte Saudi-Arabien. Auch der DFB stimmte in Person seines Präsidenten Bernd Neuendorf zu. In Saudi-Arabien wird eine fundamentalistische, besonders konservative Auslegung des islamischen Rechts gepflegt. Schwere Menschenrechtsverletzungen sind nach Einschätzung politischer Beobachter in dem repressiven Staat an der Tagesordnung. Im Vorfeld der WM-Vergabe kam es zum lukrativsten Sponsorendeal in der Geschichte des Weltfußballverbandes FIFA. Textbanner mit beißendem Spott wurden am Wochenende in zahlreichen Fankurven in Deutschland hochgehalten.

Eine Protestform, die in Saudi-Arabien undenkbar wäre, denn dort drohen kritischen Stimmen drakonische Strafen. Frauenrechtlerinnen werden für unbotmäßige Postings in sozialen Medien zu jahrzehntelangen Haftstrafen verurteilt. Mohammed bin Salman ist seit seiner Ernennung zum Kronprinzen im Jahr 2017 zum faktischen Herrscher des Landes aufgestiegen. Seitdem hat er eine gesellschaftliche Öffnung vorangetrieben und das Land auch für Touristen zugänglicher gemacht. Teil seiner Reformen war die Abschaffung der Todesstrafe für Minderjährige. Gleichzeitig soll aber die Repression im Land stark zugenommen haben.

Seit April dieses Jahres sponsert der Ölkonzern Saudi Aramco die FIFA mit kolportierten 100 Millionen Dollar jährlich. In den vergangenen Jahren hat Saudi-Arabien laut einer Studie der Londoner Menschenrechtsorganisation Grant Liberty mehr als 50 Milliarden Dollar in Veranstaltungen, Vereine und Sportler investiert oder entsprechende Finanzierungszusagen gemacht. Sportswashing nennen das Kritiker. Bisher marktübliche Summen bei Vermarktungsverträgen, Vereinsübernahmen und Transfers werden atomisiert. Eine Geldflut überschwemmt den Sport. In der Westkurve des Grünwalder Stadions wurden beim Spiel des TSV 1860 München gegen den SV Verl 1924 von Löwenfans Textbanner mit der Aufschrift „Stadionerlebnis Riad - Heute Finale! Morgen Hinrichtung?” gezeigt. (as)

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