»Wir brauchen eine CO2-freie Energieversorgung und eine vollständige Kreislaufwirtschaft für stoffliche Ressourcen«, lautete die zentrale These des Bundestagsabgeordneten Anton Hofreiter bei der Veranstaltung der Grünen mit dem Titel »Wie viel Wachstum braucht Unterschleißheim? Wie viel Wachstum verträgt die Welt?« im Nebenzimmer des Brauereigasthofs Lohof, der mit 38 Zuhörern gefüllt war.
Laut Dr. Anton Hofreiter befindet sich die Menschheit so weit jenseits der für das Ökosystem Erde verträglichen Grenzen, dass Modelle der sogenannten »Postwachstumsökonomie« nicht reichen würden: »Alles Kleine was hilft, ist sinnvoll und gut. Aber wir brauchen auch das Große, um es zu schaffen.« Der Refernet ist promovierter Biologe und Vorsitzender des Verkehrsausschusses des Bundestages.
Verzicht auf Unnötiges
In der ersten Runde stellte Frank Halisch das Modell der »Postwachstumsökonomie« von Niko Paech vor, der Modelle wie den »green new deal« nur für ein grün angestrichenes »weiter so« hält. Paech fordert unter anderem, dass die Ökonomie auf mehr Selbstversorgung, Verzicht auf Unnötiges und mehr regionales Wirtschaften umgestellt werden muss. Dem setzte Stadtrat Mathias Weidner das Modell des »green new deal« entgegen. Dies will, dass notwendiges Wirtschaftswachstum von seinen negativen Folgen entkoppelt werden kann und damit Wohlstand schafft, ohne die ökologischen Grundlagen des Lebens zerstören. Hofreiter stellte daraufhin heraus, dass es seines Wissens noch kein Modell des Wirtschaftens gibt, das ohne Wachstum auskommt. Es brauche die Kraft eines ökologischen Wachstums, dessen Energiebedarf von seinen schädlichen Auswirkungen entkoppelt wird, so Hofreiter. Er betonte die wichtige Vorreiterrolle Deutschlands und Europas.
Der Ortssprecher der Grünen, Markus Neumann, führte in die zweite Runde ein, die der Frage nachging, welches Wachstum Unterschleißheim braucht. Dabei wies Neumann auf die ungelösten Verkehrsprobleme hin, aber auch auf die durch Bürgerbegehren verhinderten Projekte Therme am Hollerner See und Hochhausbau. Er stellte die Frage, ob eine einseitige Fixierung auf Gewerbesteuereinnahmen der richtige Weg sei.
Akzeptanz auch für Windräder
Er fragte auch, ob Behauptungen, der Widerstand gegen Großprojekte gefährde die sozialen Errungenschaften, der Wirklichkeit entsprächen. »Anstelle Geld für Prestigeprojekte auszugeben, brauchen wir in Unterschleißheim eine der Realität angepasste Umgestaltung des alten Gewerbegebiets, eine Verkehrsplanung, die nicht das Auto als Nummer Eins ansieht und schließlich einen weiteren Ausbau der sozialen Infrastruktur mit bezahlbarem Wohnraum, Ganztagsschulen und entsprechenden Kinderbetreuungsangeboten«, so Neumann. Hofreiter bestätigte dies und betonte drei Grundpfeiler gelungener Kommunalpolitik: Die Kommunen müssten sich zunächst überlegen, wo sie hin wollten. Dabei müssten sie mit aller Vorsicht Langzeitprognosen mit einbeziehen.
Schließlich gälte es, die Bürger von Anfang an ergebnisoffen in den Prozess mit einzubeziehen. Das schaffe Vertrauen und Akzeptanz, auch für größere Projekte wie Windräder.