Von Carsten Clever-Rott
»Für unsere Umwelt und die Lebensqualität in unserer Stadt« – das ist das Motto der Münchner FreiwilligenMesse 2019, die am Sonntag, 27. Januar, von 10 bis 17, Uhr im Gasteig stattfindet. Der Eintritt ist frei. 80 Aussteller informieren mit ihren Angeboten, wie man in München durch freiwilliges Engagement Sinnvolles tun und damit Positives bewirken kann.
FöBE, die Förderstelle für Bürgerschaftliches Engagement organisiert die Messe zum 13. Mal. Mitveranstalterin der unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Dieter Reiter stehenden Veranstaltung ist die Landeshauptstadt. FöBE rechnet wie in den letzten Jahren wieder mit bis zu 6.000 Besuchern im Gasteig.
Der Schwerpunkt der Messe liegt »im Grünen«. Das Thema wird von immer mehr Menschen und zunehmend emotional diskutiert. Dabei scheint die Haltung in der Bevölkerung eindeutig zu sein: Das Interesse an Umweltarbeit wächst. Das ergab eine Besucherbefragung bei der FreiwilligenMesse im vergangenen Jahr. Die Erkenntnis: Die Münchner suchen für ihre ehrenamtliche Betätigung mehr Angebote im Umweltbereich. Dieser Nachfrage kommt die FreiwilligenMesse entgegen.
Eigentlich steht damit dem Suchen und Finden von Ehrenamtlichen und Vereinen nichts mehr im Wege. Wäre nur nicht diese sperrige Wort »Ehrenamt«. Schnell wird es mit Vereinsmeierei, Verpflichtung und jeder Menge Arbiet verbunden. Doch das Ehrenamt hat sich verändert und mit dieser Veränderung wünscht sich Dr. Gerlinde Wouters (Leiterin FöBE) auch einen Wandel in der Begrifflichkeit hin zur Freiwilligkeit. Denn genau darum gehe es: freiwillig dann mitzuhelfen und anzupacken, wenn man Zeit und Lust dazu hat (und das ist gar nicht mal so selten) und immer dann guten Gewissens abzusagen, wenn es eben nicht passt. »Wir wollen andere Bilder kreieren«, sagt die Messe-Veranstalterin. »Man kann als Freiwilliger auch an einzelnen Aktionen teilnehmen, ohne sich langfristig zu verpflichten oder verpflichtet zu fühlen.«
Den »klassischen Weg« ist Tammy Schmidt (20) gegangen. Die Studentin hat sich bei Green City e.V. engagiert, dann eine Jugendgruppe ins Leben gerufen, Aktionen organisiert und ist mittlerweile in die Vorstandschaft aufgerückt – nicht, weil sie musste, sondern weil sie wollte. Ihr derzeitiger zeitlicher Einsatz für den Verein pendelt zwischen einmal pro Monat und auch mal zehn Stunden in einer Woche.
Dieser Weg ist alles andere als vorgezeichnet. Um aber freiwilliges Engagement in geregelte Bahnen zu bringen, gibt es in immer mehr Vereinen und Einrichtungen Ehrenamts-Koordinatoren. Bei Green City hat Katja Stemmler diese Aufgabe. Sie ist Ansprechpartnerin für die freiwilligen Helfer und steht mit Rat und Tat zur Seite, wo die Freiwilligen eine Frage haben.
Beim ADFC München hat Antje Wagner diese Aufgabe übernommen. Als Radfahrerin hat sie den Weg zu dem Verein gefunden, weil sie München radfahrerfreundlicher machen will und das geht im Team nunmal besser.
Bei der FreiwilligenMesse können sich die Besucher über die Vereine und Initiativen informieren. Mehr als etwa 80 sind es nicht, obwohl die Nachfrage seitens der Vereine größer wäre. Weil aber die Besucher sich mit den Angeboten auseinandersetzen und nicht in der Vielzahl untergehen wollen, bleibt es bei diesem Limit. Auf der Messe bekommen sie neue Einblicke, die Perspektiven schaffen. Wouters: »Die Leute gehen mit anderen Ideen raus, als sie reingegangen sind.« Das mag auch am Rahmenprogramm liegen, das informativ und unterhaltsam zugleich sein soll. So gibt es im Rahmen der Eröffnung ab 10 Uhr ein Interview mit dem Schauspieler-Ehepaar Petra Auer und Winfried Frey. Sie haben den Verein »Freywillig« gegründet, um gemeinnützige Organisationen mit Spendenaktionen, Lesungen und Musikveranstaltungen zu unterstützen. Darüber hinaus ist Petra Auer Hospizhelferin und beide sind Mitglieder von »Künstler mit Herz«, die sich gegen Rassismus einsetzen.
Um 14 Uhr wird es einen Vortrag über Körpersprache geben. Als Referenten konnten die Veranstalter Stefan Verra gewinnen, anerkannter Fachmann auf dem Gebiet. Sein Honorar? Er verzichtet darauf, sagt Gerlinde Wouters. Eine Aufwandsentschädigung gebe es für die Anfahrt und das war’s – Sinnbild für die Botschaft der FreiwilligenMesse.
Jeder zweite Münchner engagiert sich bereits freiwillig, weiß Gerlinde Wouters. Damit ist die Bereitschaft hier in der Stadt größer als im bundesweiten Durchschnitt. Aber es könnte noch mehr sein. Denn die Bereitschaft sichzu engagieren, hat über die letzten 20 Jahre zugenommen und viele Münchner sind in dieser Hinsicht mit guten Ideen für den freiwilligen Einsatz noch »unterversorgt«. Deswegen gibt es die FreiwilligenMesse auch weiterhin.
Bemerkenswert: Am meisten Engagement zeigen Erhebungen zufolge Menschen zwischen 19 und 49 Jahren, also in einer Lebenszeit, in der Ausbildung, Beruf und Familie viel Zeit für sich beanspruchen. Warum das so ist? Freiwilliges Engagement macht glücklich und ausgeglichen. Kann man in dieser Lebensphase gut gebrauchen.