Von Carsten Clever-Rott
Es ist ein Abenteuer. Die Chance Deutschland und Europa mal ganz anders kennenzulernen, und das im Zeitraffer. BreakOut heißt das Abenteuer, auf das sich Zweierteams am 14. und 15. Juni einlassen. Ihr Ziel: innerhalb von 36 Stunden möglichst weit weg von München, und das ohne Geld fürs Fortkommen.
Noch bis kommenden Mittwoch, 22. Mai, 22 Uhr, können sich abenteuerlustige Zweierteams auf der Internetseite https://break-out.org anmelden. Gemeinsam mit anderen Teams starten sie am Freitag, 14. Juni, um Punkt 9 Uhr in München, Köln und Berlin. 36 Stunden später, am 15. Juni um 21 Uhr, werden die Standorte der Teams registriert und festgestellt, wer am weitesten von seinem Startpunkt entfernt ist. Wie die Teilnehmer dahin kommen? Egal. Hauptsache legal.
Zum zweiten Mal ist Florian Schmidt dabei. Der 24-Jährige hat sich vor drei Jahren schon einmal auf das Abenteuer eingelassen. Morgens in München am Geschwister-Scholl-Platz vor der LMU gestartet, anderntags am Abend zusammen mit seiner Teamkameradin Lisa in Marseille an der französischen Mittelmeerküste angekommen. 721 Kilometer Luftlinie hatten die beiden bis dahin als Tramper zurückgelegt, immerhin 20 Kilometer pro Stunde.
"Es ist eine Fahrt ins Ungewisse", berichtet Florian Schmidt im Gespräch mit dem Münchner Wochenblatt. Vor drei Jahren war bestenfalls die ungefähre Richtung klar: Es sollte nach Süden gehen. Alles Weitere ist vielen Zufällen überlassen. "Man landet halt da, wohin man mitgenommen wird." Meistens reisen die Abenteurer per Autostopp. Den Daumen halten sie aber eher nicht raus. Viel zu ineffizient. Stattdessen suchen sie den kürzesten Weg zu Autobahn, Tankstelle oder Raststätte, um dort mit den Durchreisenden ins Gespräch zu kommen. Meist ergibt sich schnell eine Mitfahrgelegenheit. "Mit Freundlichkeit und Offenheit kommt man weiter", erzählt Schmidt aus seiner Erfahrung.
Es sei, so Schmidt weiter, auch erlaubt, sich von anderen Menschen ein Ticket bezahlen zu lassen. Wenn die das halt machen. Tabu sind vorherige Absprachen, zum Beispiel dass Bekannte der "Outbreaker" an einem verabredeten Ort mit dem Auto warten und dann gemeinsam Strecke machen. In einem Fall hatte ein Team ganz großes Glück. Ein Sportflieger hatte ihnen angeboten, sie mitzunehmen. Da erstaunt es nicht, dass im vergangenen Jahr ein Team bis nach Ägypten gekommen ist. Weit über 2.000 Kilometer haben die beiden geschafft. Das ist zwar wirklich die Ausnahme, aber es kann nicht schaden, einen gültigen Reisepass dabeizuhaben.
Der Begriff des Abenteuers birgt auch immer das Element der Gefahr. Gilt das auch für "BreakOut"? "Wenn man das noch nie gemacht hat, hat man den Gedanken", gibt Florian Schmidt zu, doch er habe die Erfahrung gemacht, dass es keine Probleme gebe. Immerhin sind die Teams zu zweit unterwegs, das gebe Sicherheit. "Auch meine Schwester, die einige Jahre jünger ist als ich, und meine Eltern haben schon bei BreakOut mitgemacht", erzählt der 24-Jährige.
Die Teams sind praktisch ohne Pause unterwegs. Das ist schon anstrengend und herausfordernd. Warum tut man sich so etwas an? Der Hauptgedanke ist der gute Zweck. BreakOut versteht sich als Charity-Reisewettbewerb. Um Spenden zu sammeln, können sich die Teilnehmer sponsern lassen. Mehr dazu steht auch auf break-out.org. Sponsoren können Privatpersonen oder auch Unternehmen sein. Sie können sich zum Beispiel dazu verpflichten, für jeden zurückgelegten Kilometer einen bestimmten Betrag zu spenden. Oder sie können über die Internetseite eine "Challenge" ausrufen, zum Beispiel: "Lasst euch auf einem Traktor mitnehmen". Erfüllt das Team die Aufgabe (Beweisfoto oder -video!), spendet der Sponsor einen vorher festgelegten "Wetteinsatz", in der Regel ein Betrag zwischen 5 und 50 Euro. Das gesammelte Geld der Sponsoren kommt in voller Höhe dem diesjährigen Spendenpartner Zeltschule e.V. zu. Der Münchner Verein baut in libanesischen Flüchtlingslagern Schulen für syrische Kinder und finanziert Lebensmittel für geflüchtete Familien. In der Vergangenheit ist es BreakOut gelungen, in einem einzigen Wettbewerb rund 95.000 Euro zu sammeln.
Sponsoren und Abenteurer können noch mitmachen. Am besten meldet man sich als Zweierteam an (beide müssen volljährig sein) und legt sich vorab eine ungefähre Strategie zurecht. Wer die Herausforderung annimmt, lernt nette Menschen in ganz Europa kennen und landet vielleicht in Stockholm, vielleicht in Glasgow oder in Lissabon, auf Sizilien oder Kreta. Alles schon passiert.