Dem ältesten Kreisgymnasium im Landkreis Ebersberg wurde eine besondere Ehre zuteil. Heuer wurde das Grafinger Gymnasium nach jahrelanger Debatte nach dem Holocaust-Überlebenden Max Mannheimer (1920-2016) benannt. Am Freitag enthüllten Kultusminister Michael Piazolo, die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern Charlotte Knobloch, Antisemitismusbeauftragter Dr. Ludwig Spaenle, Landrat Robert Niedergesäß und Schuldirektor Paul Schötz im Rahmen eines Festaktes eine Stele mit der Inschrift des neuen Schulnamens.
"Ihr seid nicht verantwortlich für das, was geschah. Aber dass es nicht wieder geschieht, dafür schon." Dieses Zitat von Max Mannheimer wurde von vielen Festrednern an diesem Tag bemüht. Es verdeutlicht, wie sich Mannheimer als Überlebender des Holocaust mit großem Engagement für die Aussöhnung und Aufklärung eingesetzt hat. Er stand bis zu seinem Tod 2016 in besonders engem Kontakt zum Grafinger Gymnasium. In insgesamt 32 Besuchen hatte er hier mit den Schülern über seine schrecklichen Erlebnisse in Auschwitz, Dachau und dem Außenlager Mühldorf gesprochen. Er war einer der wenigen Überlebenden des sogenannten Todeszuges, der gegen Kriegsende vom KZ Mühldorf auch den Ebersberger Landkreis durchquerte. Mit knapp 36 Kilo Körpergewicht, Typhus geschwächt und mit gebrochenen Rippen überlebte er die 27 Monate in deutschen Konzentrationslagern. "Er hat Auschwitz verlassen. Aber Auschwitz hat ihn niemals verlassen", sagte Mannheimers Enkelin Judith Faessler in ihrer Festrede. Aber dennoch blieb er "kein Opfer". "Freiheit und Menschlichkeit" waren die wichtigsten Werte ihres Großvaters, der bereits 1946 - ein Jahr nach Kriegsende - der Liebe wegen in das "Land der Täter" zurückkehrte. Denn trotz aller Grauen verlor er niemals seinen Humor. Sie dankte der Schule im Namen der Familie Mannheimer für die Umbenennung.
"Das eine Schule seinen Namen erhält, hätte ihn sicher sehr gefreut", sagte Charlotte Knobloch. Dieser Tag sei daher auch ein Grund stolz zu sein. An die anwesende Schülerschaft appellierte sie: " Seid stolz, seid selbstbewusst, seid mutig und lasst euch in Zukunft von niemandem vorschreiben, wem ihr zu lieben oder zu hassen habt." Landrat Robert Niedergesäß ergänzte: "Die Umbenennung der Schule ist von großer Bedeutung für den gesamten Landkreis und ein starkes politisches Signal in politisch besorgniserregenden Zeiten".
Neben der Umbenennung konnte das Gymnasium auch den Abschluss der umfangreichen Sanierungsarbeiten am Altbau feiern. 8,8 Millionen Euro haben sich Landkreis und Freistaat dies kosten lassen. "Eine gute Investition in die Zukunft", wie Kultusminister Michael Piazolo zufrieden feststellte. sd