Das Gefallenendenkmal in der Dachauer Straße soll entweder zurückgebaut oder die Inschrift entfernt werden, dafür setzt sich der Bezirksausschuss ein

Das Gefallenendenkmal am südlichen Zugang zum Olympiapark ruft trotz Aufstellung der Erklärtafeln im Jahr 2022 noch Kritik hervor. (Foto: Beatrix Köber)
Das Gefallenendenkmal am südlichen Zugang zum Olympiapark ruft trotz Aufstellung der Erklärtafeln im Jahr 2022 noch Kritik hervor. (Foto: Beatrix Köber)
Das Gefallenendenkmal am südlichen Zugang zum Olympiapark ruft trotz Aufstellung der Erklärtafeln im Jahr 2022 noch Kritik hervor. (Foto: Beatrix Köber)
Das Gefallenendenkmal am südlichen Zugang zum Olympiapark ruft trotz Aufstellung der Erklärtafeln im Jahr 2022 noch Kritik hervor. (Foto: Beatrix Köber)
Das Gefallenendenkmal am südlichen Zugang zum Olympiapark ruft trotz Aufstellung der Erklärtafeln im Jahr 2022 noch Kritik hervor. (Foto: Beatrix Köber)

Im Oktober 1923 wurde auf dem heutigen Bundeswehrgelände an der Dachauer Straße 128 das Gefallenendenkmal eingeweiht, mit dem an 386 Gefallene erinnert werden sollte. Als Inschrift war zu lesen: „Sie glaubten zu sterben für Deutschlands Ruhm und Ehr. Den Toten der bayerischen Eisenbahntruppe im Weltkrieg 1914-18“. Das Denkmal steht heute nicht mehr so da, wie es zur Zeit der Weimarer Republik aufgestellt wurde. V.a. die Veränderung der Inschrift zur Zeit des Nationalsozialismus ruft Kritik hervor. Die SPD-Fraktion im Bezirksausschuss Neuhausen-Nymphenburg (BA 9) regt nun an, das Denkmal gänzlich zurückzubauen oder aber die Inschrift zu entfernen oder im Rahmen eines Kunstprojekts zu kontextualisieren.

„Das mit dem Denkmal geht so nicht“, sagt Jörn Retterath (SPD). Er reichte daher einen Antrag ein, der bei der jüngsten BA-Sitzung auf die Tagesordnung gesetzt wurde. Das Denkmal, so wie es jetzt am südlichen Zugang zum Olympiapark dasteht, „mit einem kriegsverherrlichenden Sinnspruch aus der NS-Zeit“ sei weder für den Stadtbezirk akzeptabel noch sollte es „der Bundeswehr und deren Selbst- und Traditionsverständnis entsprechen“, heißt es darin. Deswegen fordert die SPD-Fraktion, dass die Stadt sich beim Bundesministerium der Finanzen (als Eigentümer) sowie beim Bundesministerium der Verteidigung (als Nutzer des Geländes) mit Nachdruck für den Rückbau, die Entfernung der Inschrift oder – falls beides nicht möglich sein sollte – hilfsweise für eine künstlerische Kontextualisierung des Gefallenendenkmals einsetze.
Denn gleich mehrere Kritikpunkte haben sich über die Zeit angesammelt, die dafür sprechen, dass das Denkmal in seiner jetzigen Form nicht mehr vertretbar ist.

Inschrift verändert

Zum einen wurde 1935 der ursprüngliche Denkmalstext abgeändert. Das Wort „glaubten“ wurde weggelassen, sodass fortan zu lesen war: „Sie starben für Deutschlands Ruhm und Ehr“. Damit sei die propagandistische Deutung der NS-Zeit über den heldenhaften Soldatentod zur Tatsache erklärt worden, erklärt der Antragsteller. Zum anderen wurde laut dem Portal stadtgeschichte-muenchen.de im Jahr 1945 das Denkmal von seinem ursprünglichen Standort entfernt und 1962 wenige Meter weiter wieder aufgebaut. Beim Wiederaufbau griff man jedoch nicht auf die Original-Inschrift von 1923 zurück, sondern auf jene aus den 30er Jahren. Auch fehlt bis heute der ursprüngliche Schlusssatz: „den Lebenden / der Mitwelt zur Mahnung / der Nachwelt zum Vorbild“.

Protest und Aktionen

Vor knapp zehn Jahren sorgte dann die Protestaktion des Künstlers Wolfram Kastner für Aufsehen, der die Inschrift am Denkmal per Schraubenzieher veränderte, sodass aus „Ruhm und Ehre“ das Wort „Unehre“ wurde.
Im Herbst 2022 wurde schließlich eine u.a. vom BA 9 angeregte Umgestaltung des Denkmals vorgenommen. Diese habe jedoch die „an sie gerichteten Erwartungen nicht erfüllt“, moniert nun der Initiator des jüngsten BA-Antrags. U.a. wurde acht Erklärtafeln vor das Denkmal gesetzt. Diese sind nach Ansicht der SPD-Fraktion jedoch wenig leserfreundlich und zudem in einigen Detailpunkten sogar falsch, etwa was die Zerstörung des Denkmals im 2. Weltkrieg angeht.
Statt die Inschrift komplett zu entfernen, plädierten CSU und FDP im BA 9 dafür die jetzige Inschrift per Erklärschild zu erläutern und historisch einzuordnen. Diese Idee fand jedoch im Plenum keine Mehrheit. Stattdessen wurde der SPD-Antrag verabschiedet, der nun an die Stadtverwaltung geht.

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