Veröffentlicht am 04.11.2024 09:17

Zum Gedenken soll in der Innenstadt ein Kunstwerk für Sinti und Roma entstehen – ein zweites Denkmal im Westend soll es nicht geben

2002 erhielt das Wiesenstück südwestlich des Bavariaparks, an der Ecke zum Oda-Schäfer-Weg, den Namen „Sinti-Roma-Platz“. (Foto: Beatrix Köber)
2002 erhielt das Wiesenstück südwestlich des Bavariaparks, an der Ecke zum Oda-Schäfer-Weg, den Namen „Sinti-Roma-Platz“. (Foto: Beatrix Köber)
2002 erhielt das Wiesenstück südwestlich des Bavariaparks, an der Ecke zum Oda-Schäfer-Weg, den Namen „Sinti-Roma-Platz“. (Foto: Beatrix Köber)
2002 erhielt das Wiesenstück südwestlich des Bavariaparks, an der Ecke zum Oda-Schäfer-Weg, den Namen „Sinti-Roma-Platz“. (Foto: Beatrix Köber)
2002 erhielt das Wiesenstück südwestlich des Bavariaparks, an der Ecke zum Oda-Schäfer-Weg, den Namen „Sinti-Roma-Platz“. (Foto: Beatrix Köber)

Damit aus dem Sinti-Roma-Platz ein würdiger Erinnerungsort wird, braucht er ein Denkmal, so zumindest sahen es die Anwesenden der diesjährigen Bürgerversammlung und auch der Bezirksausschuss Schwanthalerhöhe (BA 8) setzt sich dafür ein. Das Kulturreferat erklärt nun, dass man bereits mit der Realisierung eines dauerhaften partizipativen Kunstwerks zur Geschichte und Gegenwart der Sinti und Roma befasst sei, das in der Innenstadt entstehen soll. Daher lehne man ein zweites auf der Schwanthalerhöhe ab. Der BA aber empfindet die Argumentation des Kulturreferats als „nicht nachvollziehbar“ und stellt sich dagegen.

2002 wurde der Platz südwestlich des Bavariaparks in Erinnerung an die während des Nationalsozialismus verfolgten Sinti und Roma benannt. Ein Erinnerungsort sei der Platz deswegen aber noch nicht, so das Argument von Klaus-Peter Münch, der bei der Bürgerversammlung den Antrag für ein Denkmal einreichte. „Der Sinti-Roma-Platz ist kaum als besonderer Ort erkennbar“, erklärte er. Er verwies auf die Rolle der Münchner Polizei bei der Deportation und dem Genozid an den Sinti und Roma Europas, der 1982 anerkannt wurde. In Berlin sei 2012 ein zentrales Mahnmal errichtet worden, um an die Verfolgten zu erinnern, das sollte in München gleichfalls geschehen. Für seinen Antrag erhielt der Mann volle Zustimmung bei der Bürgerversammlung. Auch das Kulturreferat, das mit dem Antrag betraut wurde, pflichtet dem Bürger grundsätzlich bei und will gleichfalls erinnern – jedoch an einem anderen Standort. Ein zentrales Denkmal sei schon geplant.

Dauerhaftes Kunstwerk

„Seit vielen Jahren arbeitet das Kulturreferat an der Auseinandersetzung sowohl mit der Verfolgungsgeschichte als auch mit der gegenwärtigen Diskriminierung der Sinti*zze und Rom*nja“, erklärt die Behörde. Unter anderem richte das Kulturreferat für die Landeshauptstadt München seit 2018 gemeinsam mit vielen Beteiligten den Gedenktag am 13. März „zum Gedenken an die Deportation der Münchner Sinti und Roma“ aus. Zudem habe der Stadtrat im März 2023 beschlossen, dass ein dauerhaftes Kunstwerk als Denkmal für die Sinti und Roma errichtet werden soll. Dies soll in unmittelbarer Nähe zum Polizeipräsidium entstehen, und „Erinnerungskultur lebendig machen“, wie das Kulturreferat erklärt. Im Stadtrat wurde dafür der künstlerische Entwurf von Ladislava Gažiová empfohlen. „Eine höchstmögliche Sichtbarkeit“ der Verfolgungsgeschichte ebenso wie der gegenwärtigen Diskriminierung von Sinti und Roma wolle man mit diesem partizipativen Kunstwerk auf den Weg bringen. Das Denkmal habe stadtteilübergreifende Wirkung, daher spricht sich das Kulturreferat gegen ein zweites Mahnmal auf der Schwanthalerhöhe aus.

Warum nicht beides?

„Das eine schließt das andere doch nicht aus“, erklärt dazu Sibylle Stöhr (Grüne), Vorsitzende des BAs 8. Man wolle den Platz im Sinne seines Namens gestalten und erhebe nicht den Anspruch, am Sinti-Roma-Platz den zentralen Gedenkort für München einzurichten. Eventuell ließe sich ein kleineres Denkmal als jenes, das für die Innenstadt geplant ist, am Sinti-Roma-Platz realisieren. Das Gremium entschied nun, sich zuerst mit Betroffenenverbänden in Kontakt zu setzen und deren Wünsche dazu anzuhören. Des Weiteren will man sowohl dem Bürger, der den Antrag eingereicht hatte, als auch der Stadtverwaltung erklären, dass der BA weiterhin am Thema dran bleibe und sich ein Denkmal im kleineren Format vorstellen könne, das eventuell sogar von einem Künstler aus dem Viertel und mit Förderung durch das Stadtbezirksbudget verwirklicht werden könnte.

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