Rund 11 Millionen Tonnen Lebensmittel wandern in Deutschland jedes Jahr auf den Müll. 78 Kilogramm Lebensmittel werden pro Kopf in deutschen Haushalten entsorgt, weil zu viel eingekauft und die Ware vor dem Verderben nicht gegessen wurde - soweit - so schlecht.
Sabine, die Gründerin des Vereins „Lebensmittelretter” in Unterhaching, will einen Beitrag dazu leisten, dass diese Zahl geringer wird.
Ins Leben gerufen hat sie den Verein bereits 2019. Jeder kann mitmachen, wobei die Betonung auf „mitmachen” liegt. Karteileichen will sie keine im Verein, jeder soll seinen Beitrag leisten, darf dann aber auch von den geretteten Lebensmitteln profitieren. Aus dem gesamten Hachinger Tal und den angrenzenden Gemeinden stammen die rund 270 Mitglieder.
Täglich holt ein Trupp von ausgewiesenen Vereinsmitglieder Lebensmittel aus Geschäften, Bäckereien oder aus der Mensa der BW-Uni ab, um sie weiter zu verwerten. Dabei nehmen sie ausdrücklich nur die Lebensmittel mit, die die Münchner Tafel oder der Caritas Tisch nicht mitnehmen. „Wir wollen niemanden etwas wegnehmen oder in Konkurrenz zu anderen Organisationen treten”, betont Sabine.
„Es ist unfassbar, wie viele Lebensmittel täglich weggeschmissen werden. Wir versuchen wenigstens einen Teil davon zu retten“, erklärt sie ihre Motivation. Dafür sind täglich Helfer im Landkreis unterwegs, die die Lebensmittel abholen. Lebensmittel beispielsweise, bei denen das Haltbarkeitsdatum bereits abgelaufen ist, oder aber Gemüse- und Obst-Großpackungen, bei denen bereits einige verdorbene Exemplare enthalten sind. Auf diesem Wege werden täglich zwischen einer und zwei Tonnen Lebensmittel verarbeitet. Nach dem Abholen beginnt das Sortieren. Die Lebensmittel, die tatsächlich verdorben und nicht mehr genießbar sind, werden kompostiert. Die anderen für soziale Zwecke aufgeteilt. Zu den Abnehmern der Lebensmittelretter gehört unter anderem die Obdachlosenhilfe in München, die Suppenküche für obdachlose Menschen, einen Gnadenhof und auch „Mammalade für Karla”. Weiter werden auch einige Bauernhöfe begünstigt, die beispielsweise altes Brot an ihre Tiere verfüttern. Teilweise werden die Waren einfach so abgegeben, teilweise kochen die Mitglieder des Vereins auch Gemüse oder Obst ein und spenden dieses dann für die Verteilung an Obdachlose. Der Marienkäfer-Bus aus Höhenkirchen-Siegertsbrunn, der regelmäßig in München Obdachlose betreut, kommt auch in den Genuss dieser Spenden. Nach Abzug der Spenden, die wöchentlich caritativen Organisationen zugutekommen, bleibt noch eine große Menge an Lebensmitteln übrig. Diese dürfen die Mitglieder kostenfrei mitnehmen. „Jeder darf nur für seinen eigenen Bedarf Lebensmittel mitnehmen und natürlich auf eigenes Risiko. Der Verein übernimmt keine Haftung“, so Sabine weiter. Sabine, die Vegetarierin ist, kauft kaum noch Gemüse und Obst ein, sondern arbeitet mit dem, was da ist. „Wir sind im Verein aber nicht nur eine Zweck- oder Arbeitsgemeinschaft, wir verbringen auch einen Teil der Freizeit miteinander oder unterstützen uns, wo es nötig ist. Gibt es beispielsweise eine große Menge an Bananen, fragt man einfach in der Gruppe nach, was man damit machen kann und schon bekommt an eine Fülle an Vorschlägen”, strahlt Sabine über den regen Austausch in der Gruppe. Eiserne Regel ist jedoch, jeder muss mit anpacken. Wer unter der Woche keine Zeit hat, weil er beispielsweise arbeiten geht, kann am Wochenende seinen Beitrag leisten, denn Lebensmittel werden an sieben Tagen in der Woche eingesammelt und sortiert. Da wird jede Hand gebraucht. Die Mitglieder freuen sich dabei nicht nur über kostenlose Lebensmittel, sondern auch über die Gemeinschaft. Beim Sortieren bleibt genügend Zeit für einen netten Ratsch. Auch ansonsten wird gerne etwas in der Gruppe unternommen.
Sabine stellt dem Verein für diese Arbeit ihren Vorgarten zur Verfügung, dort steht eine Hütte, in der die Lebensmittel, die kostenfrei von den Mitgliedern mitgenommen werden dürfen, gelagert werden. Um ungebetene Gäste fernzuhalten, bekommen nur Vereinsmitglieder die Adresse mitgeteilt. Wer in seiner Freizeit etwas Sinnvolles tun und Müllberge verringern will, ist immer willkommen. Weitere Infos gibt unter www.vereinfuerlebensmittelrettung.com oder per E-Mail info@vereinfuerlebensmittelrettung.com