8.336 Unterschleißheimer haben ihre Meinung kundgetan und die Mehrheit sagte Nein zu einer Therme am Hollerner See. Am Sonntag um 20.38 Uhr jubelten die Gegner des ursprünglich gemeinsam geplanten Projektes der Kommunen Eching und Unterschleißheim. Die Echinger wollen die Therme nun aber alleine vorantreiben. Der Unterschleißheimer Bürgerentscheid bestand aus zwei Teilen.
Heiße Sache: Therme Hollern
Therme Hollern heiß umstritten Kommunen wollen die Therme, Bürger zeigen Widerstand
Der eine war ein von der SPD beantragtes Ratsbegehren, bei dem sich 57,12 Prozent der Bürger gegen die Therme aussprachen. Im zweiten Teil, dem Bürgerbegehren, waren bei einer überraschend hohen Wahlbeteiligung von 41,39 Prozent mit 58,39 Prozent noch ein paar Unterschleißheimer mehr gegen das Projekt. Damit wurde festgelegt, dass die Stadt den Echingern für die Realisierung der Therme keine Grundstücke verkaufen darf und Unterschleißheim durch die Geothermie-Gesellschaft auch kein Thermalwasser liefern soll.
Die Gegner des Projektes brachen am Sonntagabend im Rathaus in Jubel aus. Angelika Spitzenberger von der Bürgerinitiative erzählte von der Unterstützung, die sie von allen Seiten bekam: »Viele Anhänger der CSU teilten auch unsere Sichtweise und es war wichtig, dass wir überparteilich waren.« Auch die kleinen Parteien des Unterschleißheimer Stadtrates wie Freie Bürgerschaft, Grüne, FDP und ÖDP sahen sich als Sieger. Martin Reichart (FB) war optimistisch, das Projekt verhindern zu können: »Der Echinger Bürgermeister hat ja vollmundig angekündigt, alleine weiter zu machen.
Aber so leicht wird er es nicht haben.« Nüchterner sah es Christoph Böck von der SPD, der mit seiner Fraktion bisher für die Therme votierte und sich nun an den Bürgerentscheid halten will: »Der Bürger hat gesprochen und der Gewinner ist heute die Demokratie.« Bürgermeister Rolf Zeitler erklärte auch, dass er das Ergebnis respektieren werde. Die Stadt Unterschleißheim habe nun kein Mitspracherecht mehr, wie die Rekultivierung nach dem Ende des Kiesabbaus am Hollerner See mit dem geplanten Naherholungsgebiet erfolge. Und damit liegt nun der Ball bei der Gemeinde Eching, auf deren Gemeindegebiet die Therme gebaut werden soll. »Der Zweckverband wird jetzt ruhen«, sagt Riemensberger, »und die Gemeinde Eching wird die Änderung des Flächennutzungsplanes weiter voran treiben. Wir können es uns nicht leisten, jetzt nichts mehr zu tun.« Der Gemeindechef betont, dass Eching für den Unterhalt des Naherholungsgebietes am Hollerner See mit den großen Badestränden aufkommen müsse und die Therme benötigt werde zur Gegenfinanzierung. »Wer die Therme ablehnt, soll auch gleich über die Finanzierung für die Pflege des öffentlichen Bereichs nachdenken«, sagt Riemensberger. Eching könne es sich nicht leisten, nach dem Echinger See noch einen weiteren Badesee ohne Gegenfinanzierung zu betreiben.
»Wir brauchen eine vernünftige Lösung für die nächsten Jahrzehnte«, erklärte er. Möglich ist der Echinger Alleingang, da die Flächen für die Therme alle auf ihrem Gemeindegebiet liegen. Auch der Betrieb sei laut Riemensberger ohne die geplante Lieferung des Thermalwassers durch die städtische Tochterfirma Geothermie Unterschleißheim (GTU) möglich. Er betont zudem, dass die positive Beurteilung im Rahmen des Raumordnungsverfahrens auch nach dem Bürgerentscheid vom Sonntag weiter gelte.
Am Abend des Bürgerentscheids in Unterschleißheim machte das Gerücht die Runde, dass nun auch in Eching ein Bürgerbegehren gegen die Therme anlaufen könnte. Angelika Spitzenberger sagte einer eventuellen Bürgerinitiative schon alle Unterstützung zu. Echings Bürgermeister Josef Riemensberger kann sich einen solchen Bürgerentscheid nicht vorstellen, da die Echinger schon einen Bürgerentscheid zur Zukunft der Ortsmitte nicht wollten. Nico Bauer
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