Das Bayerische Nationalmuseum, Prinzregentenstraße 3, zeigt noch bis zum Sonntag, 12. Januar, in seiner Krippensammlung vier virtuose Dioramen des Künstlers Peter Sauerer, die Themen zur Weihnachtsgeschichte und zum Marienleben in postapokalyptischen Arrangements aufgreifen. Die Intervention „Weihnachtskrippe anders” ist im Rahmen des Besuchs des Bayerischen Nationalmuseums zu sehen. Das Museum ist dienstags und mittwochs von 10 bis 17 Uhr, donnerstags von 10 bis 20 Uhr sowie von Freitag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr geöffnet. An Heiligabend, Silvester und Neujahr ist geschlossen; an den beiden Weihnachtsfeiertagen und am Dreikönigstag, 6. Januar, von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Erwachsene zahlen regulär 7 und ermäßigt 6 Euro Eintritt; für Jugendliche unter 18 Jahren ist der Eintritt frei. Sonntags kommt man für nur einen Euro ins Museum.
Weihnachtszeit ist Krippenzeit, und Krippen sind Ansichtssache. Wer aber „klassische” Krippen mit Maria, Josef und dem Jesuskind in einer Hütte vor Augen hat, wird gewaltig überrascht: Die vier erst unlängst entstandenen Dioramen des Holzbildhauers Sauerer beleuchten die Tradition aus einer mehr als eigenwilligen Perspektive. In seinen verstörenden Arrangements werden Szenen aus der Weihnachtsgeschichte und aus dem Marienleben aufgrund ihrer ungewohnten Ästhetik und den eigenwilligen Arrangements unbekannter und comicartig überzeichneter Figuren zur visuellen Herausforderung. Bei aller Verfremdung und damit einhergehender Zumutung geht es dem Künstler jedoch um christliche Kernbotschaften, die er als Stützen zur Überwindung menschlicher und kultureller Abgründe versteht.
Die erste seiner vier Krippen entstand im Jahr 2020: Pericolo, italienisch für Gefährdung oder Gefahr. Saurer verarbeitet darin seine Zukunftsängste während der Covid-19-Pandemie. Assunzione, das 2022 entstandene Werk, stellt das Hochfest Mariä Himmelfahrt dar. Im Zentrum dieses Festes steht der Glaube an die leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel. Mariä Himmelfahrt darzustellen war dem Künstler ein Anliegen, weil er als spiritueller, katholisch geprägter Mensch eine besondere Sympathie für die Muttergottes hegt. Das Diorama Epiphania von 2023 bezieht sich auf das Fest der Erscheinung des Herrn, den Dreikönigstag. Sie zeigt die Anbetung der Heiligen Drei Könige in einem sommerlichen Szenario, in dem allerdings die Luft verpestet zu sein scheint. Im gleichen Jahr entstand Candelaria, die vierte und damit letzte Krippe. Das winterliche Szenario bezieht sich auf die Darstellung Jesu im Tempel und an die Reinigung der Jungfrau Maria. Es zeigt die Segnung der Kerzen zu Mariä Lichtmess. Candelaria bildet damit den Abschluss des postapokalyptischen Krippenzirkels des Künstlers.
Am Donnerstag, dem 12. Dezember, findet im Bayerischen Nationalmuseum um 18.30 Uhr ein Künstlergespräch mit Peter Sauerer und dem Holzbildhauer Rudi Bannwarth statt. Krippe ist Kunst, und Kunst weckt Emotionen. Im Spannungsfeld aus weihnachtlicher Tradition und moderner Ästhetik ergeben sich Fragen zu Darstellungs- und Interpretationsmöglichkeiten. Wie verstehen die beiden Künstler die frohe Botschaft? In einem von Dr. Thomas Schindler moderierten Dialog geben sie Antworten. Der Besuch der Veranstaltung ist in der Eintrittskarte für das Museum enthalten. Eine Anmeldung ist nicht notwendig.
Eine öffentliche Führung findet am Sonntag, 5. Januar, um 11 Uhr statt. Die Dioramen von Peter Sauerer greifen zwar uns vertraute Themen der Weihnachtsgeschichte auf, doch inszeniert sie der Künstler in einer Welt nach dem Untergang der Zivilisation, wie wir sie kennen. Die Heiligen Drei Könige mit Lidl-Tüte und Adidas-Tasche? Anspielungsreiche Symbole geben hier Anlass genauer hinzusehen. Auch der Besuch der Führung ist der Eintrittskarte für das Museum enthalten. Es ist keine Anmeldung notwendig.
Peter Sauerer, geboren 1958, studierte an der Akademie der Bildenden Künste in München und war Meisterschüler von Eduardo Paolozzi. Er arbeitet und lebt in Walleshausen bei Geltendorf und in Dießen am Ammersee. Sein Werk umfasst ausschließlich kleinformatige, meist hintersinnige Skulpturen und Figurengruppen. Arbeiten Saurers befinden sich in zahlreichen öffentlichen Sammlungen. Seit 2020 setzt er sich verstärkt mit biblischen Themen auseinander.