Veröffentlicht am 03.12.2024 12:01

Museum Fünf Kontinente zeigt chinesische Beauty-Tradition hinter Glas


Von mha, red
Auf Hinterglasbildern wurden in China schöne Frauen verewigt, wie hier die „Dame in Rot”, gemalt im späten 19. Jahrhundert in Nordchina, (Farben hinter Glas, 57 x 41,5 cm, Slg. Mei-Lin). (Foto: © Museum Fünf Kontinente, Nicolai Kästner)
Auf Hinterglasbildern wurden in China schöne Frauen verewigt, wie hier die „Dame in Rot”, gemalt im späten 19. Jahrhundert in Nordchina, (Farben hinter Glas, 57 x 41,5 cm, Slg. Mei-Lin). (Foto: © Museum Fünf Kontinente, Nicolai Kästner)
Auf Hinterglasbildern wurden in China schöne Frauen verewigt, wie hier die „Dame in Rot”, gemalt im späten 19. Jahrhundert in Nordchina, (Farben hinter Glas, 57 x 41,5 cm, Slg. Mei-Lin). (Foto: © Museum Fünf Kontinente, Nicolai Kästner)
Auf Hinterglasbildern wurden in China schöne Frauen verewigt, wie hier die „Dame in Rot”, gemalt im späten 19. Jahrhundert in Nordchina, (Farben hinter Glas, 57 x 41,5 cm, Slg. Mei-Lin). (Foto: © Museum Fünf Kontinente, Nicolai Kästner)
Auf Hinterglasbildern wurden in China schöne Frauen verewigt, wie hier die „Dame in Rot”, gemalt im späten 19. Jahrhundert in Nordchina, (Farben hinter Glas, 57 x 41,5 cm, Slg. Mei-Lin). (Foto: © Museum Fünf Kontinente, Nicolai Kästner)

Wer an Mode interessiert und gleichzeitig oft in Social-Media- und Videoplattformen unterwegs ist, hat sicher schon mit Dingen wie Chinese Streetwear oder asiatischer Kosmetik Bekanntschaft gemacht. Was in China gerade in diesen Bereichen „viral geht” könnte man eventuell mit der Renaissance von Dirndl und Lederhose in unseren Breiten gleichsetzen. Traditionelle Kleider und Looks sind in den großen chinesischen Städten überall zu sehen und werden auch, wegen ihrer Ästhetik und Ausgefallenheit, viel und oft gefilmt und online gestellt. Angemerkt sei, dass dabei nicht alles der Wirklichkeit entspricht, denn die Videos sind oft mit Bildbearbeitungsprogrammen verändert. Schön sind sie allemal.

China hat auch eine reiche Vergangenheit, was Kleidung und Aussehen anbelangt. Schon vor Jahrhunderten und Jahrtausenden hielten die Begüterten unter den Chinesen und Chinesinnen viel auf ihr Äußeres. So trugen zur Zeit der Tang-Dynastie sowohl Frauen als auch Männer sehr lange Haare. Es gab sogar einmal wöchentlich einen freien Tag, den „Haarwaschtag”. Ein makelloser Teint, der sich nur mit viel Makeup zuwege bringen ließ, war bei den Damen über die Jahrhunderte ebenso ein Muss wie weite, farbenfrohe Kleidung aus edlen Stoffen. Dabei unterschied sich die Mode auf ganz typische Weise von der der Europäerinnen.

Technik und Materialien kamen aus Europa

In der Sonderausstellung „Betörend schön” im Museum Fünf Kontinente, die den Untertitel „Chinesische Hinterglasbilder aus der Sammlung Mei-Lin” trägt, kann man sehen, was in der Zeit vom frühen 19. bis Mitte des 20. Jahrhunderts bei chinesischen Frauen als schön galt: Das Museum in der Maximilianstraße 42 zeigt noch bis zum Sonntag, 19. Januar, Hinterglasbilder aus China, die durch ihre leuchtenden Farben und ihren dauerhaften Glanz ebenso begeistern wie durch die Motive bildschöner Frauen und Mädchen in eleganter Umgebung. In China kam das Malen auf die Rückseite einer Glasplatte im 18. Jahrhundert auf, nachdem Glasplatten, Spiegel und Ölmalerei als neue Materialien und Techniken von Europa nach Asien gelangt waren. Vor allem im südchinesischen Kanton (Guangzhou), einem traditionellen Seehandelszentrum Chinas, entstand eine intensive Produktion, die auch die Fertigung von Hinterglasbildern für den nicht-chinesischen Markt umfasste. Die Bilder geben Details im Erscheinungsbild der Dargestellten spezifisch und präzise wieder und dokumentieren eine sich wandelnde Gesellschaft, in der traditionelle und moderne Werte aufeinandertreffen. 70 der gezeigten Arbeiten stammen aus der Sammlung Mei-Lin, die zu den großen und international bekannten Sammlungen chinesischer Hinterglaskunst gehört. Den Hinterglasbildern zur Seite gestellt werden in der Ausstellung Textilien und Accessoires – ähnlich den auf den Bildern zu sehenden – aus der Sammlung des Museums.

Schöner Frauen als Sujet

Spezialisierte Werkstätten fertigten die farbenfrohen Darstellungen als Auftragsarbeiten oder nach standardisierten Entwürfen. Europäische Vorlagen wurden detailgetreu auf Glas übertragen; chinesische Landschaften, Vögel und Blumen, mythologische Figuren und Alltagsszenen bannte man genauso gekonnt hinter Glas wie die „Bilder schöner Frauen” (meiren hua), die im Fokus der Ausstellung stehen. Die „meiren hua” gehören zum Bildinventar der chinesischen Malerei und werden gerne mit Verführung und der Lebenswelt von Kurtisanen in Verbindung gebracht. Die Frage „Was macht eine schöne Frau aus?” stellt sich unmittelbar in der Begegnung mit den idealen Schönheiten, die ursprünglich von männlichen Malern für ein männliches Publikum gemalt wurden.

Interessante Begleitveranstaltungen werden angeboten

Am Sonntag, 15. Dezember, lädt das Museum zu einer Direktorinnenführung durch die Sonderausstellung ein. Sie beginnt um 11 Uhr und dauert eine Stunde. Die Museumsdirektorin, Dr. Uta Werlich, geht auf Details der Hinterglasbilder wie Kleidung und Accessoires, ein, welche die Attraktivität der dargestellten Frauen steigerten und auf ihre Kultiviertheit und Identität hinweisen. Für die Teilnahme an der Führung zahlt man 4 Euro zusätzlich zum Eintrittspreis in die Sonderausstellung. Mit einer E-Mail an die Adresse kunstvermittlung@mfk-weltoffen.de kann man sich anmelden.

Sonntagsführungen durch die Sonderausstellung werden am 5. Januar und am 19. Januar angeboten. Von 14 bis 15 Uhr lässt sich zum Preis von 4 Euro – der hier ebenfalls zusätzlich zum Eintrittspreis in die Ausstellung zu entrichten ist – mehr über die ausgestellten Bilder und Objekte erfahren. Die Anmeldung und Buchung sind über die Website der Münchner Volkshochschule (MVHS), /www.mvhs.de vorzunehmen. Bitte die MVHS-Kursnummer T212706 für den 5. Januar und T212708 für den 19. Januar angeben. Die Teilnehmerzahl ist jeweils auf 20 begrenzt.

Ausstellungskatalog für zu Hause zu erwerben

Wer sich beim Ausstellungsbesuch in die chinesische Hinterglasmalerei oder gar in die dargestellten Damen verliebt hat, kann im Museum für 42 Euro einen Ausstellungskatalog erwerben. Der Sinologe (Chinawissenschaftler) und Besitzter der Sammlung, aus der die Bilder stammen, Rupprecht Mayer, schreibt in dem Buch über 'schöne Frauen in China bis zum Ende der Kaiserzeit' und zeichnet für den Katalogteil mit den gezeigten Werken verantwortlich. Die Restauratorin für Glasmalerei, Simone Bretz, informiert über technologische Aspekte der chinesischen Hinterglasmalerei.

Öffnungszeiten

Geöffnet ist die Sonderausstellung „Betörend schön” im Museum Fünf Kontinente (Maximilianstraße 42) von Dienstag bis Samstag jeweils von 09.30 bis 17.30 Uhr. Am Heiligen Abend, am ersten Weihnachtsfeiertag und an Silvester ist das Museum geschlossen. Erwachsene zahlen für die Ausstellung regulär 6 und ermäßigt 5 Euro Eintritt. Für Besucher unter 18 Jahren ebenso wie für Schüler ist der Eintritt frei. Um Wartezeiten zu vermeiden, wird empfohlen, ein Online-Ticket über den Ticketshop der staatlichen Museen und Sammlungen zu buchen. Die Adresse hierfür lautet tickets.muenchenticket.net/shop?shopid=207&gotoevent=29940

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