Afrikas Bevölkerung wächst rasant – Prognosen zufolge bis 2050 von derzeit 1,4 Milliarden auf dann 2,5 Milliarden Menschen, das Durchschnittsalter beträgt aktuell 19 Jahre. Klimawandel und wirtschaftliche Interessen lassen Migrationsbewegungen von Afrika auch – und vor allem nach Europa zwangsläufig ein Zukunftsthema werden. Allein schon deshalb müsse man sich mit dem Nachbarskontinent auseinandersetzen, so die FU-Kreisvorsitzende, Ramona Fruhner.
Die stellvertretende Kreisvorsitzende der Frauenunion Dachau, Jeanette Huber, die selbst mehrere Jahre in Westafrika im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit tätig war, gab unter dem Titel „Afrikanische Perspektiven, überholte europäische Sichtweisen und neue Ansätze für eine Zusammenarbeit mit unserem südlichen Nachbarkontinent” bei der diesjährigen Mitgliederversammlung der Frauenunion im Landkreis Dachau einen spannenden Einblick in Gegebenheiten und Entwicklungen in Afrika.
Anhand von Bildern zeigte sie insbesondere Unterschiede zu Europa in der Kultur und im Selbstverständnis des Kontinents auf. Afrika sei ein Kontinent mit 54 teils sehr unterschiedlichen Ländern, die des westlichen Paternalismus inzwischen überdrüssig seien. Interessiert sei man viel mehr an wirtschaftlicher und partnerschaftlicher Zusammenarbeit. Grund für Armut trotz großer Vorkommen an natürlichen Ressourcen und international begehrter Bodenschätze seien neben dem enormen Bevölkerungswachstum, mit dem der Ausbau der Infrastruktur nicht schritthalten kann, oft auch Misswirtschaft und Korruption.
Europa müsse sich in seinen Anstrengungen um Einfluss auf dem Kontinent ganz neu bemühen, da dieser zu einem umkämpften Ort internationaler Player geworden ist, die sich Zugang und Einfluss sichern wollen. Rund 80 Prozent der afrikanischen Bevölkerung lebt in Ballungsgebieten, Smartphones werden von China so günstig vertrieben, dass so gut wie Jeder eines besitzt. Überhaupt seien viele große Wirtschaftsmächte wie beispielsweise China, Indien, Russland und die USA im Bereich Handel und Infrastruktur auf dem afrikanischen Kontinent sehr präsent. Die Digitalisierung in dem Land schreite enorm schnell voran.
Für erfolgreiche Lösungsansätze in Migrationsfragen komme es auch darauf an, die Beweggründe und kulturellen Unterschiede zu berücksichtigen. An den Vortrag schloss sich eine lebhafte Diskussion an. Ob Entwicklungshilfe in Form von finanzieller Unterstützung immer bei den Bürgerinnen und Bürgern ankommt und ob es nicht sinnvoller sei, Entwicklungsgelder strenger zu kontrollieren und mehr Hilfe zur Selbsthilfe eine geeignete Herangehensweise für die Zukunft wäre, war einer der vielen Ansätze.
Auch als Urlaubsziel habe Afrika genauso viel zu bieten, als die klassischen Reiseländer, die Europäer gerne bereisen. Und auch Tourismus sei eine Form der Wirtschaftshilfe, die auch gut investiert bei den Menschen vor Ort ankäme, ist sich Jeanette Huber sicher. Im Landkreis Dachau unterstützt der Verein „Perspektiven für Burkina Faso e.V.“ aktuell im gleichnamigen Land verschiedene Projekte, zum Beispiel einen Schulbau und den Transfer von Fachwissen im Bereich Erneuerbare Energien.