Die Integration der vielen seit 2015 ins Land gekommenen Flüchtlinge ist nach wie vor eine große Herausforderung. Deutschland könne aber die weiteren Aufgaben mit „Selbstbewusstsein und Gelassenheit“ angehen, heißt es in einer kürzlich veröffentlichten Studie des Migrationsforschers Christoph Rass von der Universität Osnabrück. Denn dank des großen Engagements von Teilen der Zivilgesellschaft sei es mittlerweile gelungen, funktionierende Strukturen unter anderem auch zur sprachlichen und schulischen Eingliederung der Flüchtlinge im Kinder- und Jugendalter aufzubauen.
Als Teil dieser von dem Osnabrücker Migrations- und Integrationsforscher Rass erwähnten Erfolgsgeschichte sieht sich auch der „Arbeitskreis Hausaufgabenhilfe“ des ehrenamtlich tätigen Helferkreises in der Gemeinschaftsunterkunft (GU) für Flüchtlinge und Asylbewerber in der Mainaustraße am Westkreuz. Ähnliche Gruppen für Hausaufgabenhilfe gibt es auch in anderen Gemeinschaftsunterkünften. Von dem Arbeitskreis in der Mainaustraße werden nach Angaben von Renita Liedl-Praetorius, der Sprecherin der dortigen Hausaufgabenhilfe, derzeit rund 15 Kinder im Alter von 6 bis 15 Jahren betreut. Der Großteil dieser Kinder aus dem Irak, Iran, Syrien und Afghanistan besucht mittlerweile die Regelklassen an den Grund- und Mittelschulen im Münchner Westen. Ein Mädchen aus dieser Schülergruppe bereitet sich inzwischen sogar auf die Mittlere Reife vor.
Dass sich der Einsatz der ehrenamtlichen HausaufgabenhelferInnen lohnt, zeigt das positive Echo aus den Schulen. Der Helferkreis bekomme von den Lehrern viel Lob, sagt Renita Liedl-Praetorius. Bei den Kindern seien „spür- und sichtbare Lernerfolge“ festzustellen. Die Schüler aus der GU an der Mainaustraße hätten an der Schule Fuß gefasst, es sei aber auch klar geworden, dass sie ohne das Engagement der Hausaufgabenhelfer „kaum Chancen“ hätten. Fragt man Liedl-Praetorius nach der Motivation ihres Arbeitskreises, bekommt man zur Antwort: „Wir sind davon überzeugt, dass schulischer Erfolg die Grundlage für eine gelungene Integration ist.“ Das deckt sich auch mit den Erkenntnissen der Integrationsforscher von der Universität Osnabrück.
Trotz allen Erfolges bleibt nach den Worten von Renita Liedl-Praetorius allerdings ein Problem: Bei der Hausaufgabenhilfe sei meist eine Eins-zu-Eins-Betreuung erforderlich. Um dieses Prinzip durchhalten zu können, brauche man genügend Helfer. Doch gerade daran mangelt es derzeit. „Wir suchen dringend neue Mitstreiter“, sagt die Sprecherin der Arbeitsgruppe. In der Gruppe seien augenblicklich zwar 15 Helferinnen und Helfer engagiert, aber wenn da auch nur einer krank werde oder mal in den Urlaub gehe, „dann knirscht es“. In dem Helferkreis sei jeder willkommen, egal ob Mann oder Frau, ob berufstätig oder schon im Ruhestand, ob jung oder alt, „wir können jeden gebrauchen“. Verständigungsschwierigkeiten mit den zu betreuenden Kindern gebe es nicht, „die sprechen inzwischen alle deutsch“, betont Liedl-Praetorius. Sie stellt aber auch klar: „Hausaufgabenhilfe ist kein Spaziergang, wer sich engagieren will, muss mit Kindern umgehen wollen.“ In den nächsten Tagen will Liedl-Praetorius auch gezielt die Gymnasien in Pasing wegen neuer Helfer ansprechen. Für die Hausaufgabenhilfe kämen schon Schüler und Schülerinnen ab der 10. und 11. Klasse in Frage. „Wir haben da in der Vergangenheit schon gute Erfahrungen gemacht“, sagt die Sprecherin der Arbeitsgruppe.
Die Hausaufgabenhilfe findet in den Gemeinschaftsräumen der GU in der Mainaustraße statt. Die Helfer treffen sich von Montag bis Freitag täglich von 13 bis 15 Uhr. Der Einsatz der Helfer erfolgt in freier Absprache. Ansprechpartnerin für neue Helfer ist Renita Liedl-Praetorius, Interessenten können sich unter mitmachen@helferkreis-Mainaustraße.de melden.