Veröffentlicht am 10.04.2018 09:50

Haus 1 war der Postwirt


Von Patrizia Steipe
Haus 14 - Schmiedchristl: Auf dem Foto sieht man eine Prozession anlässlich einer Hochzeit (Foto: Drexler)
Haus 14 - Schmiedchristl: Auf dem Foto sieht man eine Prozession anlässlich einer Hochzeit (Foto: Drexler)
Haus 14 - Schmiedchristl: Auf dem Foto sieht man eine Prozession anlässlich einer Hochzeit (Foto: Drexler)
Haus 14 - Schmiedchristl: Auf dem Foto sieht man eine Prozession anlässlich einer Hochzeit (Foto: Drexler)
Haus 14 - Schmiedchristl: Auf dem Foto sieht man eine Prozession anlässlich einer Hochzeit (Foto: Drexler)

Zu einer Zeitreise hatte Fritz Drexler in das Zeit+Raum-Museum am Germeringer Rathaus eingeladen. Thema des Abends war „Unterpfaffenhofen im 19. Jahrhundert“ unter Berücksichtigung der Haus- oder Hofnamen im Altdorf Unterpfaffenhofen. Der Förderverein hatte damit sein Versprechen vom Oktober 2017 eingelöst. Damals waren zu dem gleichnamigen Vortrag so viele Interessenten gekommen, dass einige abgewiesen werden mussten. Auch dieses Mal waren alle Plätze besetzt.

Das Dorf Unterpfaffenhofen könne auf eine über 1000-jährige Geschichte zurückblicken, erklärte Drexler. Seinen Namen bekam das Dorf allerdings erst im Jahre 1828. 50 Jahre später wurde Unterpfaffenhofen mit Germering zusammengelegt.

Hofnamen gibt es heute noch

Drexler hatte sich monatelang in Dokumente wie dem Grundsteuer-Kataster aus dem Jahre 1864 vertieft und viele historische Aufnahmen und Pläne für den Vortrag zusammen gesucht.

Auf dem Lande war es damals üblich den Bauernhäusern Namen zu geben, erklärte er. „Diese Haus- oder Hofnamen blieben unabhängig vom Namen des Besitzers bestehen und sind auch heute noch im Gebrauch“, erklärte Drexler. Oftmals wurden Vornamen, Familienkurznamen, Berufe oder Standorte gewählt. „Meßner“, „Angermeier“, „Bäck“, „Martele“ oder „Beim Kaspar“ hießen einige der Namen.

Hausnummern gab es in Unterpfaffenhofen, das 1812 lediglich 250 Einwohner zählte, erst im Rahmen der Erstellung des Dominikal- oder Rustikalsteuer-Katasters 1812. Dabei erhielt jedes Wohngebäude eine Hausnummer. Diese hatten bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts Bestand.

Hilfe vom „Schmuser”

„Die Anwesen der Hausnummern 1 bis 16 gab es bereits im Jahr 1812. Die Höfe 16 ½ bis 24 entstanden in den Jahren 1812 bis 1864“, zählte Drexler auf. Haus Nummer 1 war der „Postwirt“ (heute Salzstraße 35). Zwischen 1810 bis 1870 diente das Gebäude als Poststation auf der Strecke München-Inning. Ein Verwandter des Malers Carl Spitzweg war damals der erste Posthalter. 1870 wurde die Station nach Aubing verlegt. Die Gastwirtschaft wurde 1960 aufgegeben.

Die Häuser hatten damals viele Funktionen. Hier lebte nicht nur die Bauersfamilie und wärmte sich in der „guten Stube“ an der Ofenstelle, auch der Stall, die Tenne, Plumpsklo sowie das Back- und Waschhäusl befanden sich am Hof. Die Familien waren kinderreich, „zehn oder mehr Kinder waren keine Seltenheit“, wusste Drexler.

Es war damals wichtig den Besitz durch eine geschickte Heirat zu vermehren. Zu diesem Zweck bediente man sich der „Schmuser“ wie die Viehhändler, die auch Heiratsvermittler waren, genannt wurden. „Das waren die Vorläufer von Bauer sucht Frau“, scherzte Drexler. Die Feuerwehr Unterpfaffenhofen wurde1873 gegründet. „Der Bierpreis war damals für zehn Jahre erhöht worden, damit man sich ein Feuerwehrauto leisten konnte“.

„Ain Köchin und vil Kinder”

Stadtarchivar Marcus Guckenbiehl ergänzte den Vortrag mit der Geschichte der denkmalgeschützten Dorfkirche St. Jakob. Die Kirche stammt aus dem 12./13. Jahrhundert. Der Hauptbestandteil datiert jedoch aus dem 15. Jahrhundert. Viel Gelächter erntete Guckenbiehl als er aus einer alten Aufzeichnung über den Pfarrer las: „hat ain Köchin und vil Kinder“. Dem Gotteshaus wurde dagegen „wenig gmäld in der Kirch“ attestiert.

north