Vor 180 Jahren hatte König Ludwig I. seinen Geburtstag auf dem Jaudesberg gefeiert. Seitdem wird das Wahrzeichen von Breitbrunn auch Königsberg genannt. Von dem 617 Meter hohen Hügel hat man eine traumhafte Aussicht auf den Ammersee, auf das Kloster Dießen und bis in die Alpen. Vor 25 Jahren sah es dort oben allerdings trist aus. Die Stürme Vivian und Wiebke waren durch den Wald gefegt und hatten unzählige Bäume umgeworfen. „Es war richtig kahl“, erinnerte sich Hans Ulrich Greimel, Vorsitzender des Kapellenbauvereins. Gemeinsam mit Mitstreitern hat er nicht nur den Verein gegründet, sondern mit Beharrlichkeit erreicht, dass auf dem Jaudesberg eine Kapelle errichtet werden durfte – oder, wie es der emeritierte Abtprimas Notker Wolf in der Eucharistiefeier zum Jubiläum ausdrückte, dem Königsberg „eine würdige Krone aufgesetzt wurde“.
Zahlreiche Breitbrunner waren zur Kapelle gepilgert, um ein Dreijubiläumsfest zu feiern: 750 Jahre Breitbrunnn, 180 Jahre Königsberg und 25 Jahre Europakapelle. Damals hatte Notker Wolf die kleine Kirche Benedikt von Nursia, Methodius und Kyrill, den drei Schutzpatronen Europas, geweiht. Im vergangenen Jahr kamen die drei Schutzpatroninnen Birgitta von Schweden, Katharina von Siena und Edith Stein dazu.
In seiner Predigt appellierte Notker Wolf, Ehrenmitglied des Kapellenbauvereins, an die Solidarität der Gläubigen. Auch wenn es scheine, als ob die Welt aus den Fugen sei, dürfe man nicht an Europa zweifeln. Landrat Karl Roth lobte: „Wenn es mit Europa schief gehen sollte, an den Breitbrunnern liegt es nicht“. Regelmäßig würden die Christen dort für ein stilles Gebet verharren. Die Kapelle ist ein rustikaler Bau: Ein Holzschindeldach unter dem Wanderer auf Bänken verweilen können und als Herzstück die Nische mit den Spruchbändern und den drei geschnitzten Heiligenfiguren machen die Kapelle einladend. Das findet auch der ehemalige Gemeinderat Johann Kaindl. Zweimal täglich wandert der 87-jährige die Anhöhe hinauf. Ein schmaler Trampelpfad zeugt in der Wiese von seinen Spaziergängen.
Beim Jubiläum passte alles. Die Blaskapelle Herrsching spielte, im Hintergrund hörte man Vogelgezwitscher und Grillen zirpen. Die Bergketten waren hinter dem Ammersee gut zu sehen und im Himmel fuhr ein Heißluftballon in die untergehende Sonne.
Es war wohl diese zauberhafte Stimmung, weswegen König Ludwig I. auf dem Jaudesberg ein Landschloss errichten lassen wollte. Doch beim nächsten Vor-Ort-Termin war das Wetter schlecht und es gab keine schöne Aussicht. Die Baupläne wurden verworfen, der Hügel hat aber seinen zweiten Namen „Königsberg“ behalten.
Wer mehr von der seit 750 Jahren urkundlich gesicherten Erwähnung Breitbrunns erfahren wollte, konnte die neuen Heimatbücher am Büchertisch erwerben. „Breitbrunn – Ein Heimatbuch“ von Robert Volkmann ist 2016 erschienen. Die Erinnerungen der lange verstorbenen Mesnerin Creszentia Breitenberger „Unser Heimatort Breitbrunn“ haben deren Nachfahren und Robert Volkmann mit 180 zum Teil unveröffentlichten Fotos ergänzt.