Veröffentlicht am 29.06.2018 11:29

„Lang ersehnter Befreiungsschlag”

Die junge Gisela Forster auf dem Sprung zur Künstlerin. (Foto: Forster)
Die junge Gisela Forster auf dem Sprung zur Künstlerin. (Foto: Forster)
Die junge Gisela Forster auf dem Sprung zur Künstlerin. (Foto: Forster)
Die junge Gisela Forster auf dem Sprung zur Künstlerin. (Foto: Forster)
Die junge Gisela Forster auf dem Sprung zur Künstlerin. (Foto: Forster)

„Das Parsberg Echo wird 50! Gratulation: Ein großartiges Blatt! Ich lese es immer mit Genuß...”, das sagt Gisela Forster. Sie wohnt in Farchach (Gemeinde Berg) und hat ein Kunsthaus in Bachern (Gemeinde Inning). Für das Parsberg Echo erinnert sich die promovierte Philosophin, Diplom-Ingenieurin und Künstlerin, die viele Jahre lang in der Kirchen- und in der Kommunalpolitik aktiv und für die Grünen im Kreistag war, an die damalige Zeit:

„Mein Leben vor 50 Jahren sah so aus, dass ich gerade begonnen hatte, an der Akademie der bildenden Künste in München zu studieren. Vorausgegangen war eine sehr schwierige Aufnahmeprüfung, zu der ich mich beinahe nicht angemeldet hätte - nicht weil ich kein Talent verspürte, sondern weil ich mich vor diesem riesigen Gebäude der Kunstakademie so sehr fürchtete, dass ich mich gar nicht reinzugehen traute.

Dieses Haus in der Münchner Akademiestraße zeigte sich nämlich vor 50 Jahren gesichert wie ein Panzer und rigoros verriegelt. Alle Türen waren zugesperrt und an den gewaltigen Portalen hingen schwarz eingerahmte Schilder mit der Aufschrift: „Zutritt verboten”.

Ich wagte also nicht, eine dieser Türen zu öffnen und meine Kunstmappe herzuzeigen, um so zu bitten, zur Aufnahmeprüfung zugelassen zu werden. Nach mehreren Anläufen und Versuchen, mein Selbstvertrauen zu stärken, klopfte ich schließlich eines Tages dann doch an jene Türe, die am nächsten am Eingang war, keinen Schritt weiter hätte ich mich gewagt. Man machte von innen auf, schaute mich an wie einen störenden Freumdkörper, hörte sich mein Sprüchlein: „Ich möchte so gerne an der Kunstakademie studieren”, an, ließ mich ein paar Blicke in das künstlerische Ambiente werfen, verschloss dann sofort wieder die Türe. So stand ich weiter draußen.

Ich habe es aber dann doch geschafft, in die Kunstakademie aufgenommen zu werden. Habe meine Mappe mit der Post geschickt, so musste ich mich nicht an verschlossenen Türen abweisen lassen. Wurde darauf zur Prüfung zugelassen und meine Prüfungsarbeit war eine der besten. So gelang es mir, in der Kunstakademie zu studieren - aber diese Angst vor diesen hohen dunkelgrauen verschlossenen Türen blieb noch weitere zwei Semester.

Dann endlich verwandelte sich die abweisende Welt. Es brach das Jahre 1968 an, dieses bedeutende Jahr vor 50 Jahren. Zeitungen informierten, Parsberg Echo wurde gegründet, aber das wusste ich damals noch nicht. Was ich sehr wohl sah, war, dass sich die schweren grauen Türen in der Kunstakaemie, alle mit den Schildern „Zutritt verboten”, öffneten. Nicht leise, sondern wie ein lang ersehnter Befreiungsschlag. Die jungen Leute nahmen die versperrten Zugänge nicht länger hin, Riegel wurden entfernt, Schilder abgenommen, Türen bemalt...

Alle Hindernisse wollte man entfernen, die Welt hereinlassen, die Realität sehen, man wollte die interessierten Menschen zueinander bringen, sie nicht aussperren, sondern ihnen eine Chance zu einem Mitenander, einem konstruktiven Reden, einem gemeinsamen Studieren, Kunst zu gestalten und Wissenschaften zu denken, geben. Das war der Start zu einem Neuanfang vor 50 Jahren. Ein unvergessen wunderbarer Aufbruch mit großartigen Folgen für die Kunstwelt und die Wissenschaften.

Wunderbar auch, dass es das Parsberg Echo in jener Zeit geschafft hat, moderenen Journalismus zu schaffen - dass es 50 Jahre erfolgreich blieb und immer noch wöchentlich zu uns kommt. Herzlichen Glüchwunsch! Dr. phil. Gisela Forster Diplomingenieurin - Philosophin - Künstlerin

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