Veröffentlicht am 29.04.2009 15:56

Europas größtes Technologieprojekt


Von SB
Die beiden Referenten Sebastian Fedeli (2.v.r.) und Veit Lechner (2.v.l.) zusammen mit Jürgen Meyer (Geschäftsführer neuhof-Schulen) und Eduard Bittlinger (Geschäftsführer A für M GmbH). (Foto: sb)
Die beiden Referenten Sebastian Fedeli (2.v.r.) und Veit Lechner (2.v.l.) zusammen mit Jürgen Meyer (Geschäftsführer neuhof-Schulen) und Eduard Bittlinger (Geschäftsführer A für M GmbH). (Foto: sb)
Die beiden Referenten Sebastian Fedeli (2.v.r.) und Veit Lechner (2.v.l.) zusammen mit Jürgen Meyer (Geschäftsführer neuhof-Schulen) und Eduard Bittlinger (Geschäftsführer A für M GmbH). (Foto: sb)
Die beiden Referenten Sebastian Fedeli (2.v.r.) und Veit Lechner (2.v.l.) zusammen mit Jürgen Meyer (Geschäftsführer neuhof-Schulen) und Eduard Bittlinger (Geschäftsführer A für M GmbH). (Foto: sb)
Die beiden Referenten Sebastian Fedeli (2.v.r.) und Veit Lechner (2.v.l.) zusammen mit Jürgen Meyer (Geschäftsführer neuhof-Schulen) und Eduard Bittlinger (Geschäftsführer A für M GmbH). (Foto: sb)

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Wissen über die Schulen hinaus“ fand in der vergangenen Woche in den neuhof-Schulen (Steinerstr. 5) ein Vortrag zum Thema „Galileo-Satellitennavigation – Europa wird unabhängiger und souveräner“ von Sebastian Fedeli (Dipl.-Ing.) und Veit Lechner (Dipl.-Ing.) statt. Beide Referenten sind Mitarbeiter des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) im Galileo Kontrollzentrum Oberpfaffenhofen (GCC).

Komplexe Themen

Mit Galileo wird Europa ein eigenes, weltweit verfügbares Satelliten-Navigationssystem mit einer sehr genauen und garantierten Positions- und Zeitbestimmung besitzen. „Die Zeit, die wir generieren, muss sehr exakt sein. Das ist eine der größten Herausforderungen bei diesem Projekt“, erklärt Fedeli, der unter anderem für den Bau des Galileo Kontrollzentrum Oberpfaffenhofen verantwortlich war. „Die Themen, mit denen wir uns beschäftigen, sind sehr komplex. Das betrifft nicht nur die Zeit, sondern beispielsweise auch die Satellitenbahn.“

Das Galileo-System, dass momentan im Aufbau ist, steht unter ziviler Kontrolle und wird fünf verschiedene Dienste anbieten. „ Zum einen wird es den Open Service geben, der jedem zur Verfügung steht“, so Lechner, „sowie vier weitere Dienste, die kostenpflichtig sind.“ Der kommerzielle Dienst wird nach Angaben des Referenten noch genauer sein sowie zusätzliche Orts- und Navigationsdaten erhalten. Der Zugang hierzu ist verschlüsselt. Desweiteren wird des noch den „Safety of Live Service“ geben, der unter anderem im Flugverkehr und der Seefahrt zum Einsatz kommen soll. Daneben sind zusätzlich der „Public Regulated Service“ sowie der „Search and Rescue Service“ geplant. Letzterer hat „nichts mit klassischer Navigation zu tun“, erklärt Lechner. „Hier geht es vor allem um lebenserhaltende Maßnahmen, zum Beispiel Notsignale auf hoher See. Das ist eine gute Sache, weil wir hier mit Galileo auch wirklich helfen können.“

Eine Zusammenarbeit mit den bestehenden Systemen GPS (USA, unter militärischer Kontrolle) und GLONASS (Russland) wird nach Auskunft der Referenten angestrebt, um den Nutzer noch genauere Anwendungen zu ermöglichen. „Beide System sind zueinander kompatibel“, sagt Lechner. Bis zum Jahr 2010 sollen 27 Galileo-Satelliten sowie drei Ersatzsatelliten in einer Entfernung von 24.000 Kilometern um die Erde kreisen und den Empfangsstationen am Boden voll zur Verfügung stehen. Die Investitionskosten, die von der EU, der ESA und der Privatwirtschaft getragen werden, belaufen sich auf rund 3,3 Milliarden Euro. „Das Galileo-System teilt sich in zwei Einheiten: das Bodensegment mit den beiden Kontrollzentren und das Weltraumsegment mit den Satelliten“, erklärt Fedeli, der seit Mitte 2008 in verantwortlicher Position im Rahmen einer deutsch-italienischen Zusammenarbeit für den Betrieb der Galileo-Konstellation in den Galileo Kontrollzentren Oberpfaffenhofen und Fucino (Italien) arbeitet.

„Galileo ist genauer als GPS”

„Warum braucht Europa Galileo?“, fragt Referent Lechner und beantwortet die Frage gleich selbst: „Wir wollen unabhängig werden.“ Zudem wolle sich Europa auf dem Weltmarkt der Satelliten-Navigation beteiligen. „Das schafft zusätzliche Arbeitsplätze“, so Lechner, der nach einer zweijährigen Vorbereitung des Nutzlastbetriebes für den Galileo Testsatelliten GIOVE-B in Fucino/Italien mittlerweile an der Vorbereitung und Durchführung der Galileo Testphase im Bereich des Satellitenflugbetriebes arbeitet. Galileo soll damit künftig die Unabhängigkeit Europas im wichtigen Bereich der Satelliten-Navigation gewährleisten und damit die Souveränität unterstreichen. Galileo wird die Verfügbarkeit der Dienste garantieren und unter anderem auch den Nutzer über mögliche Fehlerbehaftung eines Signals informieren. Das ist wichtig für Anwendungen, bei denen die Sicherheit oberste Priorität hat, wie beispielsweise im Luftverkehr. „Galileo wird zudem auch genauer arbeiten als GPS“, erklärt Lechner.

Das Galileo-Programm, Europas größtes Technologieprojekt, ist durch seine technische Komplexität und seinem einzigartigen wirtschaftlichem Potential für die EU und ihre Mitgliedstaaten eine große Herausforderung. „Das Galileo-Projekt ist international komplex aufgestellt“, betont Fedeli. „Das ist sehr spannend und die Mitarbeit macht großen Spaß.“ Die Vorbereitungen für den Betrieb der Testphase (In Orbit Validation) im Galileo Kontrollzentrum Oberpfaffenhofen laufen auf Hochtouren. Die ersten Starts finden im Jahr 2010 statt. Parallel läuft die Auftragsvorbereitung für den Aufbau und Betrieb des Gesamtsystems (Full Operational Capability).

Veranstaltet wird die Vortragsreihe „Wissen über die Schulen hinaus“ vom neuhof-Forum, einer Initiative der neuhof-Bildungswerk gemeinnützige Gesellschaft mgH. „Die Vortragreihe richtet sich hauptsächlich an interessierte Lehrer und Rektoren“, erklärt Jürgen Meyer, der Geschäftsführer des neuhof-Bildungswerks. „Wir haben das Ganze seit drei Jahren nicht mehr gemacht. Hatten in der Zwischenzeit aber wieder sehr viele Anfragen von Kollegen, so dass wir die Vortragsreihe wieder gestartet haben.“ In den neuhof-Schulen, die staatliche anerkannt sind, steht der enge Kontakt zwischen Elternhaus und Schule im Vordergrund. „Die neuhof-Schulen stehen Schülern und Eltern nicht als Institution gegenüber, sondern als helfende Partner zur Seite“, betont der Chef der insgesamt fünf neuhof-Schulen.

Weitere Informationen im Internet: www.neuhof-schulen.de .

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