Der Bezirkstag – das unbekannte Wesen. So sieht es jedenfalls ein Großteil der Bürger. Dabei hat der Bezirkstag wichtige soziale und kulturelle Aufgaben in Bayern. Neben dem Landtag wird am 14. Oktober auch der Bezirkstag neu gewählt. CSU-Bezirksrätin und Historikerin Barbara Kuhn hatte deswegen zu einem „Talk am See“ nach Langwied eingeladen, um gemeinsam mit Bezirkstagspräsident Josef Mederer und Bürgermeister Josef Schmid über das kommunale Gremium zu informieren. Einen Bezirkstag, der direkt vom Volk bestimmt wird, gebe es nur in Bayern, betonte Mederer. Als Sozialhilfeträger sei er für „Eingliederungshilfe“, „Pflege“ und „seelische Gesundheit“ zuständig. Er unterhält aber auch die Museen des Bezirks Oberbayern wie die Glentleiten, das Holzknechtmuseum und das Psychiatrie-Museum des Klinikums München-Ost.
„Weg von der Fürsorge, hin zur Teilnahme“, nach dieser Maxime würde im Bezirk beispielsweise bei der Eingliederungshilfe gehandelt, so Mederer, denn jeder Mensch solle sich als wichtiger Teil der Gesellschaft fühlen können. Rund 40.000 Betroffene in Bayern würden davon profitieren. Die Einrichtungen, Frühförderstellen und Werkstätten für Behinderte würden von caritativen Trägern betrieben und vom Bezirk bezahlt. Warum es so schwierig sei, einen Pflegegrad zu bekommen, lautete eine Frage. Hier musste Mederer passen. Die Einstufung von Betroffenen liege nicht in der Verantwortung des Bezirks, so Mederer
Seit diesem März ist der Bezirk neben der stationären, auch für die ambulante Pflege zuständig. „Wenn die Rente beispielsweise nicht für einen Heimplatz reicht, dann gleichen wir aus“. Davon seien ein Drittel aller Heimbewohner betroffen. Kritik äußerte ein Besucher, dass erst das eigene Vermögen und das eigene Haus eingesetzt werden müssten. Das sei richtig, stimmten Kuhn und Mederer zu. „Wir müssen verantwortlich mit Steuermitteln umgehen“. Die Frage, ob in Freiham auch ein Altenheim errichtet werde, bejahte Bürgermeister Schmid.
Ein neues Projekt ist, flächendeckend Pflegestützpunkte einzurichten. Hier sollen Bürger „unabhängig und neutral“ beraten werden können. „Eine kompetente Anlaufstelle für Hilfe“, schwebt Mederer vor.
Auch im psychiatrischen Bereich hat der Bezirk einiges voran gebracht. Neu ist ein psychiatrisches Nottelefon für Hilfe und Beratung in Krisen. „2.000 Menschen rufen pro Monat an. 2.000 Probleme und Schicksale“, sagte Mederer. Dank der Hotline könnten dadurch der Hälfte aller Anrufer bereits geholfen werden. Zwangseinweisungen in eine psychiatrische Klinik bei seelischen Krisen seien heute übrigens „nahezu auf Null gesunken“, so Mederer. Heute werde auf Kooperation gesetzt.
Als studierte Historikerin engagiert sich Kuhn vor allem für den Bereich Kultur. Neu aufgebaut werde beispielsweise das Volksmusikarchiv, in dem alte traditionelle Lieder gesammelt werden und die dunkle Seite der Psychiatrie vergangener Zeiten werde im Psychiatrie-Museum aufgearbeitet.
Derzeit soll das Leben der Arbeiter in einem Museum gezeigt werden. Kuhn verneinte die Frage, ob der Bezirk auch für den Denkmalschutz zuständig sei. „Wir vergeben aber Fördergelder“. Zum Abschluss appellierte Bürgermeister Josef Schmid an die CSU-Mitglieder der Partei bei der Wahl treu zu bleiben. „Es wird eine Schicksalswahl“, prognostizierte er. Statt einen „Denkzettel“ zu verteilen, sollten die Bürger honorieren, „wie gut Bayern dasteht“.