Die Gemeinde Pöcking möchte aus dem seit 40 Jahren geschlossenen „Gasthof Schauer“ wieder eine stattliche Gastwirtschaft machen. Manuel Kindervater und Dr. Florian Huber heißen die beiden Investoren, die sich in einem Wettbewerb um die Sanierung mit ihrer Bewerbung durchgesetzt haben und in einer Pressekonferenz ihre Pläne für die Wiedereröffnung 2020 vorstellten. Über die Aussicht einer „funktionierenden Lösung“ freute sich Bürgermeister Rainer Schnitzler.
Die beiden Bauherren kommen aus der Gegend: Manuel Kindervater (38) hat bereits Erfahrung in der Sanierung denkmalgeschützter Gebäude: Zusammen mit seinem Vater richtete er den alten Bahnhof Bernried (2010) und das historische Rentamt in Wolfratshausen (2012) wieder her. In beiden Fällen gab es eine Auszeichnung für hervorragende Denkmalsanierung. Dr. Florian Huber (41) wohnt mit seiner Familie in Pöcking. Schon vor Jahren sei er beim Spazierengehen auf das alte Gasthaus aufmerksam geworden und habe sein Interesse an dem „unglaublich schönen Haus“ bei der Gemeinde signalisiert, sagte er. „Häuser mit Geschichte sind meine Passion.“ Beide wollen das Projekt nebenberuflich durchziehen, trauen sich aber zusammen mit einem erfahrenen Team an Bauplanern zu, „selbst größte Hürden zu überwinden“, wie Kindervater selbstbewusst sagt.
„Unsere Vision ist, dieses außergewöhnliche Denkmal in neuem Glanz erstrahlen zu lassen und die Geschichte des Gebäudes herauszuarbeiten“, so die beiden Bauherren. Ihnen wurde der Gasthof von der Gemeinde nicht verkauft, sondern im sogenannten Erbbaurecht für 66, eventuell 99 Jahre überlassen. In enger Zusammenarbeit mit dem Denkmalamt muss das Gebäude entkernt, von Grund auf saniert und eins zu eins wiederaufgebaut werden. Die historische Gaststube mit der Holzvertäfelung soll ebenso erhalten werden wie der Schriftzug „Zum Fischmeister Karl Schauer“ über dem Eingang. Abgerissen werden soll nur der baufällige Anbau mit der Spülküche, der nicht unter Denkmalschutz steht.
Kindervater und Huber betonen, dass sie keine Gastronomen sind und daher das Lokal auch nicht selbst führen wollen. Wer Pächter wird, wollen sie noch nicht verraten. Nur so viel: „Wir sind mit einem Ehepaar in den finalen Gesprächen.“ Ihnen schwebt eine regionale gehobene Küche mit saisonalen Gerichten und Fisch vor, „die den Wünschen der Umgebung angepasst ist“, so Kindervater. „Keine Boazn, aber auch keine Fünfsterneküche und nichts Überkandideltes.“ Die neuen Pächter würden schon davon träumen, einen Kräutergarten anzulegen. Zu den Baukosten wollten beide nichts Näheres sagen. „Aus der Hosentasche lässt sich das nicht bezahlen.“
Der Schauer ist einer der traditionsreichsten Gasthöfe am Starnberger See, fast 400 Jahre alt. 1809 wurde die erste Schanklizenz erteilt. Mit dem Lokal kam bereits im 19. Jahrhundert der Tourismus nach Possenhofen, dies belegen viele historische Postkarten. Die Familie Schauer führte das beliebte Ausflugslokal gut hundert Jahre lang. Im Gästebuch finden sich etliche prominente Namen, wie der von Professor Kurt Huber („Die weiße Rose“). Die letzte Besitzerin, Philippine Schauer, hatte in die Familie eingeheiratet, und weil es keine gemeinsamen Nachkommen gab, sich verpflichtet gefühlt, das historische Erbe in seiner Gesamtheit zu erhalten, rekapitulierte Bürgermeister Rainer Schnitzler die Geschichte. Während die Gastwirtschaft vor 40 Jahren schloss, betrieb sie das Hotel Garni noch bis Anfang der 90er Jahre. 2005 verkaufte sie das Anwesen an die Gemeinde, mit der Auflage, erst nach ihrem Tod mit der Neuentwicklung zu beginnen. Frau Schauer starb 2013 mit 101 Jahren. „Gastronomie ist eben sehr schwierig“, sagte der Bürgermeister zu den Überlegungen der letzten Jahre, die in einer Investorensuche mündeten, um der Gemeinde die Aufgabe der Sanierung abzunehmen.
„Ich bin überzeugt davon, dass wir zwei sehr qualifizierte Leute gefunden haben“, meinte Schnitzler über Kindervater und Huber. „Ich bin sehr optimistisch, dass das ein tolles Projekt wird.“ Für Schnitzler hat das Vorhaben Priorität, schon weil der Gasthof neben dem Schloss das am meisten ortsbildprägende Gebäude ist. Derweil legt die Gemeinde nicht die Hände in den Schoß. Schnitzler sprach davon, einen Wirtsgarten mit 60 bis 80 Plätzen anzulegen und den Dorfplatz herzurichten. „Alles muss zusammenpassen.“ Wegen des zu erwartenden Lärms und Verkehrs werden Gutachter miteingebunden. Das soll aber nicht ohne die Possenhofener geplant werden. „Wir wollen die Bürger mitnehmen und das Konzept auf einer Ortsteilversammlung vorstellen und diskutieren.“
Die beiden Bauherren haben sich zum Ziel gesetzt, im Spätsommer 2019 mit den Bauarbeiten zu beginnen und ein Jahr später zu eröffnen. Ein sportliches Ziel, das aber laut Bürgermeister durchaus zu schaffen ist.