Laubfrösche sind in München kaum mehr zu finden: Die Bestände wurden vor allem durch das Aufschütten ihrer Laichgewässer dezimiert, die für Laien meist nur wie eine kleine Pfütze ausschauen.
Der Bund Naturschutz (BN) in Bayern errichtet daher gerade ein neues Biotop für eine der letzten Laubfrosch-Populationen Münchens bei der städtischen Baumschule zwischen Silberdistel- und Blumenauer Straße. Dabei handelt es sich um fünf Meter breite und 40 Zentimeter flache Kautschukbecken. Um die Becken zu schützen, vor allem vor badenden Hunden und vorsätzlicher Zerstörung, wird der Teich umzäunt. Bis Mitte April sollen die Becken beziehbar sein, denn dann beginnt die Laichsaison der Frösche, so Dr. Ernst Habersbrunner. Er ist der Vorsitzende der BN-Ortsgruppe München West und erklärte Moritz Brubacher (Münchner Wochenanzeiger) die Hintergründe.
Wie schaut so ein Laubfroschbiotop aus?
Ernst Habersbrunner: Es sind drei kleine Laichgewässer mit einem Durchmesser von fünf Metern und einer Tiefe von 40 Zentimetern, welche mit Kautschuk verkleidet sind. Um die Entwicklung der kleinen Frösche zu gewährleisten, wird eine gestufte Bepflanzung in Form von Hochstauden und Laubsträuchern um die Becken gepflanzt. Die Teiche befinden sich auf einer Grünfläche, welche vom städt. Baureferat zur Verfügung gestellt wurden.
Warum hält der Bund für Naturschutz den Bau der Biotope an dieser Stelle für sinnvoll?
Ernst Habersbrunner: Weil früher in dem Gebiet eine große Laubfroschpopulation lebte, die allerdings auf einen kleinen Rest zusammengeschrumpft ist. Es ist eine der letzten Laubfroschpopulationen Münchens und gewiss die letzte des Münchner Westens. Vor zwei Jahren konnte ich dort etwa 150 Frösche sammeln, die gerade erst aus dem Kaulquappenstadium gekommen waren. Dies spricht dafür, dass es hier noch eine kleine Restpopulation an erwachsenen Fröschen geben müsste.
Das Gelände hat auch eine gute Grundstruktur für die ausgewachsenen Amphibien, denn es gibt viele Gebüsche und Laubbäume, auf denen sie in ungefähr 20 Metern Höhe leben.
Wie können die Anlagen vor Zerstörung geschützt werden?
Ernst Habersbrunner: Ein großes Problem ist der Freizeitdruck auf dem Gelände: Die Kautschukfolie und der Laich können leicht durch badende Hunde oder BMX-Fahrer zerstört werden. Oder durch das Aussetzen von Fischen in die Becken. Der beste Schutz wäre jedoch die Akzeptanz und Rücksichtnahme durch die Besucher. Aus Kostengründen wurde auf eine Einbetonierung verzichtet, dafür wurden die Becken aber eingezäunt.
Warum sind die Laubfroschpopulationen so stark zurückgegangen?
Ernst Habersbrunner: Die flachen Laichgewässer, welche für Laien oft nur wie Pfützen aussehen, wurden auf dem Gelände der städtischen Baumschule und einer Erdlagerstätte vermutlich aus Unwissenheit aufgefüllt. Die Grundstruktur, die für das Überleben der erwachsenen Tiere notwendig ist, besteht allerdings noch. Inwieweit der Insektenmangel eine Rolle spielt, lässt sich nur vermuten.
Sind Ihnen ähnliche Projekte in der Umgebung bekannt?
Ernst Habersbrunner: Der Bund für Naturschutz hat bei der Langwieder Heide Laichgewässer für Wechselkröten angelegt sowie kombinierte Laubfrosch- und Wechselkrötenlaichgewässer im Bereich der Lassallestraße erbaut. Ansonsten ist mir hinsichtlich Laubfroschbiotopen nichts bekannt.
Wie wollen Sie die Bevölkerung über die Thematik aufklären? Soll das Biotop für Passanten zugänglich sein?
Ernst Habersbrunner: Die Areale mit den drei Teichen liegen sehr nahe an Gehwegen und sind eigentlich gut einsehbar. Zweck der Anlage ist allerdings der Wiederaufbau und die Sicherung der Laubfroschpopulation, weswegen sich der Wunsch nach „erlebbarer Ökologie“ unterordnen muss. Deshalb auch die Einzäunung.
Eine entsprechende Beschilderung ist angedacht, jedoch die Finanzierung nicht gesichert. Für Spenden sind wir immer dankbar. Die Maßnahmen (ca. 10.000 Euro) werden derzeit nur von uns selbst, der Ortsgruppe München West des Bund Naturschutzes, finanziert. Regelmäßige Information wird angestrebt, um die Anwohner und Interessierte auf dem Laufenden zu halten.