Stundenlang kreisten die Hubschrauber über dem Ammersee, doch Sorgen brauchten sich die Seeanrainer nicht zu machen. Im Gegenteil: Bei der Großübung, die die Freiwillige Feuerwehr Dießen organisiert hatte, zeigten die Helfer aus verschiedenen Feuerwehren, Technischem Hilfswerk, Polizei, Wasserwacht und dem privaten Hubschrauberunternehmen Heliseven, dass sie für den Ernstfall gut gerüstet sind. 120 Einsatzkräfte hatten sich auf den Sportplatz des Ammerseegymnasiums bereit gestellt. Für sie hatte der Dießener Feuerwehrmann Andreas Schumann folgendes Szenario ausgearbeitet: Waldbrand im Romenthal. Das Bodenfeuer droht beim Türkengraben auf die Baumwipfel überzugreifen, noch dazu treibt der Wind das Feuer in ein nahes Waldgebiet.
Im Ernstfall hätte es wohl Stunden gedauert, um die Hubschrauber, die Feuerwehrautos und das ganze Material bereit zu stellen. Bei der Übung waren die Kräfte bereits vor Ort, als der samstägliche Probealarm um elf Uhr das Startsignal gab. Dann hatte Einsatzleiter Benno Dierkes bereits verschiedene Abschnitte definiert, Zuständigkeiten verteilt und auf der Landkarte die unterschiedlichen Einsatzstellen markiert. Zum Beispiel auf dem See, wo die Hubschrauber Wasser aufnehmen sollten oder am Waldrand – hier sollten die Feuerwehrkräfte den Brand vom Boden aus mit Wasserschläuchen bekämpfen.
Ziel der Übung war es, die Zusammenarbeit der unterschiedlichen Einheiten am Boden, auf dem See oder in der Luft zu trainieren. Außerdem wollten die Hilfskräfte Manöver testen. Zum Beispiel Wasser schöpfen, Lasten an ein Seil an den Hubschrauber hängen und transportieren oder mit dem Helicopter auf einer kleinen Plattform punktgenau mitten auf dem See landen.
Das war eine der schwierigsten Übungen des Tages. Zuvor hatte das Technische Hilfswerk den Landeponton aufgebaut. Für die THW-Kräfte war das eine Premiere. „Wir haben das Material in diesem Jahr erst neu bekommen“, erklärte Stefan Ebert.
Souverän meisterte der Pilot des Polizeihubschraubers das Manöver, flog sachte heran und setzte vorsichtig auf. Um von dem starken Wind der Rotorblätter nicht ins Wasser geweht zu werden, musste sich die Ponton-Besatzung ducken und festhalten. Der Wind hätte auch Segelboote zum Kentern bringen können, deswegen hatten Wasserwacht und Wasserschutzpolizei den Bereich für die Freizeitkapitäne gesperrt.
Am Sportplatz und am Waldrand hatten sich Zaungäste eingefunden. Fasziniert beobachteten sie, wie die Hubschrauber mit ihren an Seilen hängenden Wasserbehältern ihre Kreise zogen. Im See wurde Wasser gefasst, über dem Wald abgelassen und dann ging es wieder zurück zum Wasserschöpfen. Schwieriger war die Übung, die rund 900 Liter Wasser direkt aus einem extra für die Übung aufgebautem Wasserbecken am Sportplatz zu schöpfen. Da waren manchmal mehrere Anläufe nötig, bis es gelang. Gegen 14 Uhr wurde ein Schlussresümee gezogen. Alle sind zufrieden. „Wenn das Ernst gewesen wäre, hätten wir das ganz gut hinbekommen“, sagte Florian Klinner von Heliseven.