Bombensplitter waren für die Kinder des 2. Weltkrieges das, was Panini-Bilder für die Kinder von heute sind: begehrte Sammelobjekte. „Wer den größten Bombensplitter hatte, der hatte sozusagen gewonnen”, sagt Frauke Bristot vom Geschichtsverein Hadern und deutet auf eine Vitrine. „Hier wurde sogar ein Brieföffner aus einem Bombensplitter gemacht.” Zu sehen ist das Stück neben vielen anderen in der Ausstellung „Wie Krieg war in Hadern” im Stadtteilkulturzentrum Guardini90 (Guardinistr. 90). Es geht um Erinnerungen und Hintergründe.
Zum 80. Mal jährte sich im September der Beginn des Zweiten Weltkrieges. Bereits vor gut einem Jahr begannen beim Geschichtsverein Hadern Überlegungen, wie diese Zeit in einer Ausstellung dargestellt werden könnte. „So hatten wir die Idee, Zeitzeugen zu befragen”, blickt Frauke Bristot zurück. In zwei Erzählcafés berichteten sie über ihre Erinnerungen, schilderten, wie das damals war, als Kind in Kriegszeiten aufzuwachsen. Schließlich wurden Themenschwerpunkte gesetzt. Die Federführung hatte Reinhard Weber, Vorsitzender des Geschichtsvereins Hadern. „Er war unser Kurator.” Wie sah ein Luftschutzbunker aus? Was gehörte in die Luftschutz-Hausapotheke? Welche Rolle spielten die Haderner Kirchengemeinden? „Das Interessante war, dass die 16 Zeitzeugen das damals ja als Kinder erlebten und heute als Erwachsene auf diese Zeit zurückblickten und reflektierten”, so Frauke Bristot.
Auf Plakaten sind die verschiedenen Themen in der Ausstellung nachzulesen. Zeit sollte man sich für die Lektüre auf jeden Fall nehmen. „Wir haben viel geopfert” heißt es auf einem der Plakate. Thematisiert werden hier die Gefallenenschicksale in Haderner Familien, etwa die der Familie Wohlmuth, die drei Söhne zu betrauern hatte. Unter der Überschrift „Enteignet, verschleppt, ermodert” wird ein weiteres Kapitel aufgeschlagen: Es geht um das Schicksal von fünf jüdischen Mitbürgern aus Großhadern, die den NS-Rassenwahn nicht überlebten.
Ergänzt werden die Texte durch Ausstellungsstücke, die der Verein zusammengetragen hat. Neben den Bombensplittern finden sich in einer Vitrine unter anderem Gasmasken, Mutterkreuze und Lebensmittelmarken.
Als Begleitveranstaltung gibt es am Freitag, 25. Oktober, um 19 Uhr eine Lesung zum Thema „Die Perversion der Vernunft – Deutschland 1932-1945”. Josef Vossenkuhl und Marion Hartmann haben dafür entsprechende Texte und Briefe aus der Zeit des Nationalsozialismus ausgesucht. Die Veranstaltung wird von Paul Amrod am Klavier begleitet.
Die Ausstellung kann bis Freitag, 15. November, jeweils montags bis samstags von 10 bis 12 Uhr sowie dienstags und donnerstags zusätzlich immer von 17 bis 19 Uhr besichtigt werden. Auch in den Herbstferien und an Allerheiligen ist geöffnet.