Immer mehr Kinos in München schließen ihre Pforten. Jetzt schwebt auch das Damoklesschwert über dem Filmtheater am Sendlinger Tor. Wenn es nach der Eigentümerin und Hausverwalterin Birte Winkelmann geht, soll der aktuelle Pachtvertrag nicht verlängert werden. Der endet am 30. Juni. Doch Christoph Preßmar, der das Kino zusammen mit seinem Vater Fritz Preßmar betreibt, erklärt: „Es fehlen Vollmachten der Erbengemeinschaft, um kündigen zu können.“ Außerdem gebe es keinen Grund für eine Kündigung. Das Kino arbeite rentabel und schreibe schwarze Zahlen. Das Filmfest werde in diesem Jahr auch wieder im Kino am Sendlinger Tor stattfinden. „Falls es doch zu einer Räumungsklage kommt, wären nur drei Tage im Juli davon betroffen“, so Christoph Preßmar. Das glaube er aber nicht. Er erinnert auch daran, dass seine Familie mehr als 70 Jahre Pächter des Kinos sei; sein Opa habe das alles aufgebaut und die Hauseigentümer konnten davon profitieren.
Für viele Münchner Cineasten wäre die Schließung eine Katastrophe, denn damit würde ein weiteres Traditionskino aus der Münchner Kinolandschaft verschwinden. Mit seinen handgemalten Filmplakaten und dem romantischen Kinosaal mit gemütlichen roten Sitzen sowie Königsloge ist dieses Kino schon etwas Besonderes. Beim Betreten des denkmalgeschützten Gebäudes kommen sich die Besucher fast wie in einem kleinen Opernhaus vor. Gezeigt werden deutsche Filme, gehobener Mainstream und Filme jenseits amerikanischer Studioproduktionen. Im Rahmen von „Klassik am Sonntag“ stehen gelegentlich auch Live-Übertragungen von Opern- oder Ballettpremieren des Londoner Royal Opera House auf dem Programm.
Es gibt viele engagierte Münchner, die sich für den Erhalt des Hauses einsetzen – wie Herbert Flammensbeck, der einen Offenen Brief an Oberbürgermeister Dieter Reiter schrieb. Der Vorstand vom Sozialverband VdK Pasing will die Entscheidung „nicht klaglos hinnehmen“. In seinem Brief betont er, dass das Kino nicht nur eine kulturelle Einrichtung mit einem hervorragenden Filmangebot sei, sondern gewissermaßen auch als soziale Einrichtung gelte: Senioren nutzen nicht nur zahlreich die Möglichkeit, sich die Filme an drei Vorstellungen im Monat für 1,50 Euro anzuschauen. Für sie ist das Kino auch ein beliebter Treffpunkt geworden. Freundschaften haben sich entwickelt und der Kinobesuch ist nicht selten mit einem gemeinsamen Mittagessen und geselligem Beisammensein verbunden.
Herbert Flammensbeck will jetzt über Verbände wie den VdK die Münchner mobilisieren, um mit ihnen gemeinsam für den Erhalt des Kinos auf die Straße zu gehen und für ihr „Altes München“ zu kämpfen. Schon allein in den letzten Wochen hat er 600 Unterschriften bei den Kinobesuchern gesammelt. Des Weiteren will er Bürgerinitiativen der überparteilichen Wählergruppe „München-Liste“ um Unterstützung bitten und mit ihnen Unterschriftenaktionen starten. Herbert Flammensbeck denkt auch über eine öffentlichkeitswirksame Mahnwache nach. „Als langjähriger Schatzmeister der Freunde des Deutschen Theaters e.V., also von ‚Rettet das Deutsche Theater‘, bringe ich gern meine Erfahrung mit ein“, betont er.