Sicherheitsabstand und keine Grüppchenbildung, so lautet heutzutage die Devise. Zu Zeiten von Corona geht man automatisch aufmerksamer durch die Welt — nicht nur, was geltende Hygienevorschriften anbelangt. Einander fremde Münchner schenken sich beim Spazierengehen ein Lächeln und kommen häufiger als sonst (wohl gemerkt im Abstand von mindestens eineinhalb Metern zueinander) ins Gespräch. Wo körperliche Distanz geboten wird, werden emotionale Brücken gebaut, um die Kluft zu überwinden.
So auch am Neuhofener Berg. Dort windet sich seit zwei Wochen eine Schlange durch den Park, die stetig wächst und von den Besuchern ab und an gefüttert wird. Natürlich handelt es sich dabei nicht um ein echtes Schuppentier, sondern um ein außergewöhnliches Exemplar, das aus bunt bemalten Steinen besteht. Der Körper ist ein Mosaik der Kreativität, setzt sich aus diversen Formen, Mustern, Farben, Blumen, Tieren und Namen zusammen.
Froh über die warmen Sonnenstrahlen lächelt ein Marienkäfer; wenige Zentimeter weiter befindet sich eine Biene mit Flügeln aus Pappe. Ob sie von dem Pokeball danaben gleich eingefangen wird? Neben zwei äußerst belustigten, minion-ähnlichen Gestalten ärgert sich Ninja Turtle Raphael. Wird er von den gelben Gefährten wohl ausgelacht?
Beim Betrachten der Steine entstehen Geschichten, die nur durch eines möglich geworden sind und weiter wachsen können: Gemeinschaft und Verbundenheit. So ruft der unbekannte Erschaffer des Kunstwerks auf einem laminierten Zettel dazu auf, einfach mitzumachen; sich einen Stein zu suchen, anzumahlen und quasi die Steinschlange damit zu füttern, damit sie wächst. „Vielleicht schaffen wir es einmal um den ganzen Park?”, lautet die Aufforderung.
Wer sich an der Aktion beteiligen möchte, kann seinen beliebig angemalten Stein jederzeit dem Kunstwerk beifügen. Die Steinschlange befindet sich an der T-Kreuzung mit Ampelanlage an der Plinganserstraße/Zechstraße und wartet auf Fütterung.