Veröffentlicht am 23.11.2020 11:29

Eine Heilige, die aneckte


Von Tanja Beetz
Feierte einen Gottesdienst zum Elisabethfest: der Augsburger Bischof Bertram Meier. (Foto: Kloster Andechs)
Feierte einen Gottesdienst zum Elisabethfest: der Augsburger Bischof Bertram Meier. (Foto: Kloster Andechs)
Feierte einen Gottesdienst zum Elisabethfest: der Augsburger Bischof Bertram Meier. (Foto: Kloster Andechs)
Feierte einen Gottesdienst zum Elisabethfest: der Augsburger Bischof Bertram Meier. (Foto: Kloster Andechs)
Feierte einen Gottesdienst zum Elisabethfest: der Augsburger Bischof Bertram Meier. (Foto: Kloster Andechs)

Zum Fest der Heiligen Elisabeth am 19. November hat der Bischof von Augsburg, Bertram Meier, einen Gottesdienst in der Wallfahrtskirche Andechs gefeiert.

Drei Missverständnisse

Die Heilige Elisabeth ist neben dem Heiligen Nikolaus Patronin der Andechser Wallfahrtskirche. In seiner Predigt räumte Bischof Meier mit drei Missverständnissen im Blick auf Heilige aus. Sie seien oft weder „lieb und nett” noch „bedürfnislos” noch seien sie in ihrer Zeit durchgehend „geachtet und verehrt” worden. Anhand von Episoden aus dem Leben der Heiligen Elisabeth unterstrich Bischof Meier, dass Elisabeth eine Heilige gewesen ist, die um der Wahrhaftigkeit und der Glaubwürdigkeit willen zu Lebzeiten immer wieder aneckte, wenn sie zum Beispiel auf der Wartburg hartnäckig nach den Ursachen von Armut und Not der Menschen fragte. „Elisabeth möchte auch bei uns anecken. Wie steht es bei uns mit der Glaubwürdigkeit, mit der Wahrhaftigkeit, mit der Ehrlichkeit? An schönen Worten fehlt es uns nicht, aber an guten Taten. Wo werden bei uns Menschen ausgenützt, ausgepresst, gemobbt?”,

In Wort und Tat lieben

Nach dem Tod ihres Mannes im Verlauf eines Kreuzzuges verlor Elisabeth schnell ihren Einfluss am Hof und selbst Menschen, die sie zuvor mit Almosen unterstützt hatte, behandelten sie verächtlich. „So wurde ihr Leben zu einer lebendigen Illustration dafür, was es heißt, in Wort und Tat zu lieben. Auch unsere Caritas, unsere Nächstenliebe, wird dann wahrhaftig und glaubwürdig, wenn sie Antwort ist auf eine noch viel größere Tat: die Hingabe des Sohnes Gottes für uns Menschen. Durch seine Liebe sind wir gerettet”, betonte Bischof Meier.

Elisabeth, Tochter von Ungarns König Andreas II. (1177-1235) und Gertrud von Andechs (geboren auf der Burg Andechs um 1185-1213), gehört mit zur weit verzweigten Dynastie der Grafen von Andechs-Meranien, die im Hochmittelalter zu den einflussreichsten Adelsgeschlechtern im Heiligen Römischen Reich zählten. Über viele Jahrhunderte war Elisabeth einer der populärsten Heiligen im deutschsprachigen Raum. In der Andechser Wallfahrtskirche ist sie am unteren Hochaltar rechts mit einem Stück Brot dargestellt, das sie an Bedürftige verteilt. Ein Teil eines Kleides, das sie möglicherweise anlässlich ihrer Hochzeit mit Ludwig, dem Landgraf von Thüringen, 1221 trug, wird heute in der Heiligen Kapelle aufbewahrt. Elisabeth wird bei anderen Darstellungen mit Attributen wie einem Korb mit Rosen oder Broten, einer Schüssel mit Fischen, mit einem Bettler, Krug, Löffel oder auch mit Aussätzigen gezeigt. Sie gilt unter anderem als Patronin der Witwen und Waisen, Bettler, Kranken, unschuldig Verfolgten und Notleidenden sowie der Bäcker und Sozialarbeiter.

Kapiteljahrtag

Der Gottesdienst in der Andechser Wallfahrtskirche fand im Rahmen des sogenannten Kapiteljahrtages des Dekanats Starnberg statt. Der Name „Kapiteljahrtag” hat seinen Ursprung in der Tatsache, dass die Pfarrer früher auch „Kapitulare” genannt wurden. In früheren Jahrhunderten durften ausschließlich die Pfarrer am Kapiteljahrtag teilnehmen. Bis heute ist der Kapiteljahrtag – bis auf wenige Ausnahmen – der einzige Tag im Jahr, an dem sich alle Pfarrer eines Dekanats zum gemeinsamen Gottesdienst treffen.

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